Interview

Mondlandung

Ausgabe 84 – November | Dezember 2019

Drazen Maloca betreut als Wirtschaftsdelegierter von Chile aus Bolivien und Peru und wirbt für mehr österreichisches Engagement in der Region.

Drazen Maloca, Außenwirtschaft Austria
Peru und Bolivien sind kaum am Radar heimischer Unternehmer – zu Unrecht?

Maloca: Unter zwei Prozent der österreichischen Exporte gehen nach Südamerika. Das heißt, für viele österreichische Unternehmen ist der Export auf diesen Kontinent wie eine Reise zum Mond. Und das gilt vor allem auch für Bolivien und Peru. Dabei sind beide Staaten Boomländer. Auf unterschiedliche Art und Weise: Peru folgt dem chilenischen Modell mit vielen Freihandelsabkommen und liberalen Wirtschaftselementen. Bolivien hat ein anderes Modell gewählt, viele große Industrien wurden verstaatlicht. Präsident Morales hat aber auch auf Experten gehört und es geschafft, beachtliche Wachstumsquoten hinzulegen.

Wo liegen die Chancen für heimische Unternehmen?

Maloca: Peru und Bolivien wollen beide weg von reinen Rohstoffexporten und eigene Industrien aufbauen. Dabei können österreichische Maschinen sicherlich zum Zug kommen. Wenn Sie nach Lima reisen, sehen Sie sehr viele neue Büro- und Wohngebäude. Wenn es der Wirtschaft gut geht, wird mehr investiert. Und mehr gebaut. Etwa auch Straßen, Krankenhäuser, Wasser- und Solarkraftwerke. Da naschen dann österreichische Firmen mit.

In Peru naschen gerne auch die Politiker mit. Ist die weitverbreitete Korruption nicht eine große Gefahr für heimische Unternehmen?

Maloca: Peru versucht gerade Vertrauen aufzubauen. Durch den Odebrecht-Skandal wird aktuell sehr viel aufgedeckt, die peruanischen Behörden zeigen, dass vor niemandem Halt gemacht wird, die Korruptionsbekämpfung beginnt ganz oben. Und wirtschaftlich sehen wir kein Zickzack, sondern Stabilität, Wachstum und einen klaren Freihandelskurs.

Bolivien bedeutet hingegen für Investoren eher gefährliches Terrain, da die stete Gefahr für Unternehmen besteht, verstaatlicht zu werden.

Maloca: Das stimmt, so liefern auch vor allem chinesische Entwicklungsbanken dem bolivianischen Präsidenten das Geld, um in die verstaatlichten Industrien zu investieren. Zudem ist Bolivien grundsätzlich noch zwei Schritte hinter Peru, was die wirtschaftliche Entwicklung angeht. Solange Evo Morales Präsident ist, wird sich das Land wohl nur zögerlich öffnen.

Vielen Dank für das Gespräch!
Foto: Außenwirtschaft Austria

Zur Hauptstory

Andiner Aufbruch

Langsam aber sicher treten Peru und Bolivien aus dem Schatten ihrer großen Nachbarn. Während es politisch nach wie vor knarrt und quietscht, läuft die Wirtschaft in den beiden Andenländern seit Jahren wie geschmiert.