
Können Tarife die Kosten für die Wasserversorgung überhaupt decken?
Salvetti: Ja, eine Untersuchung, die wir im Donauraum in 16 Ländern durchgeführt haben, hat gezeigt, dass das möglich ist. Österreich ist ein gutes Beispiel, wo die Tarife nicht nur die Betriebs- und Wartungskosten decken, sondern auch zusätzliche Einnahmen zur teilweisen Finanzierung von Investitionen generieren.
Welche Möglichkeiten gibt es noch, um die Kosten für die Wasserversorgung zu kompensieren?
Salvetti: Die Wasserversorgung wird oft durch öffentliche Zuschüsse mitfinanziert. Dazu kommen Gelder durch Transfers von internationalen Gebern – also etwa von der Weltbank oder dem EU-Kohäsionsfonds. Derartige Abhängigkeiten bergen für Wasserversorger aber auch ein großes Risiko: Politische Prioritäten können sich verschieben, wie wir es erst in der Corona-Krise gesehen haben. Dann fließen die Gelder woanders hin. Deswegen ist es empfehlenswert, dass Tarife die Haupteinnahmequelle sind.
Ist das in Ländern mit niedrigem Einkommen wie in Zentralasien überhaupt möglich?
Salvetti: Es ist eine große Herausforderung, das Gleichgewicht zwischen Kostendeckung und erschwinglichen Tarifen zu finden. Deshalb passen viele Länder die Tarife an das Durchschnittseinkommen an. In Bulgarien beispielsweise liegt die Erschwinglichkeitsgrenze für die Wasser- und Abwassergebühren bei 4 Prozent des durchschnittlichen Haushaltseinkommens, in Kroatien bei 2,5 Prozent. Solche Modelle können als gute Beispiele dienen.
Welche Rolle spielen bei der Tarifgestaltung die Regulierungsbehörden?
Salvetti: Im Allgemeinen sind die Tarife für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung in vielen Ländern zu niedrig, um die Kosten für die Bereitstellung der Dienste zu decken. Die Gründe dafür sind häufig politische Einmischung und die Tatsache, dass die Tarife in der Regel auf lokaler Ebene festgelegt werden. Infolgedessen obliegt es oft den Regulierungsbehörden, die Tarife anzuheben, da die lokalen Behörden zögern, diesen Schritt zu tun.