Lässt sich mit CO2-Kompensationen das Klima retten?
Machnik: Nein, auf keinen Fall. Es ist die drittbeste Lösung nach dem Vermeiden und Reduzieren und nur sinnvoll, wenn es um unvermeidbare Emissionen geht. Wenn ich fliegen muss, habe ich derzeit noch keine andere Möglichkeit, als Kerosin zu verfeuern. CO2-Kompensation ist zugleich ein Lösungsansatz, mit dem Neues gestartet werden kann: Technologie- und Wissenstransfer, internationale Kooperation.
Woher kommt die Nachfrage nach CO2-Kompensationen aktuell?
Machnik: Nicht Einzelpersonen, sondern Unternehmen machen den Großteil der Nachfrage aus. Das Volumen der gehandelten Zertifikate auf dem deutschen Markt hat zuletzt Jahr für Jahr Rekordwerte erreicht – und das auch zu der Zeit, als Flugreisen deutlich eingeschränkt waren. Unternehmen haben trotzdem kompensiert und zwar stark.
Handelt es sich dabei vor allem um Konzerne oder ist das auch ein Thema für KMU?
Machnik: Auch vielen KMU ist dies mittlerweile wichtig. Große Unternehmen tun sich jedoch leichter, da sie meistens einen CSR- oder Nachhaltigkeitsbeauftragten haben, der sich auf diese Aufgabe konzentrieren kann. Das können die KMU nicht, von denen wir oft hören, dass sie kompensieren wollen, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen, da der Markt so unübersichtlich sei.
Welche Projekte in Entwicklungsländern sind in Ihren Augen wirklich sinnvoll: das zigste Aufforstungsprojekt, der neueste innovative Ofen für die Landbevölkerung oder die große Solaranlage?
Machnik: Solar ja, Wind nein. Solaranlagen sind nämlich noch teuer, es ist also wahrscheinlicher, dass das Projekt nur durch die zusätzlichen Einnahmen durch die Zertifikate realisiert wird. Die Windenergie ist hingegen fast überall auf der Welt rentabel und braucht daher keine Zertifikate. Ich persönlich würde jedoch eher ein Projekt auf Haushaltsebene wählen, um die Menschen vor Ort zu erreichen. Dort füllt der Kompensationsmarkt eine Lücke, die die Entwicklungszusammenarbeit nicht gut adressiert hat. Und ich würde nur noch Projekte in Subsahara-Afrika wählen, wo der Kompensationsmarkt lange nicht ankam, weil die Projekte vor Ort schwieriger umzusetzen waren. Jetzt geht der Markt auch in Subsahara-Afrika ab und dort sind die Gelder am wichtigsten.