Freudig überrascht nahmen die Vertreter des deutsch-österreichischen Medizinprodukteanbieters Lohmann & Rauscher bei der Trigos-Gala am 29. Juni in Wien den renommiertesten Nachhaltigkeitspreis für österreichische Unternehmen in der Kategorie „Internationales Engagement“ entgegen.
Gegenstand der Auszeichung war das „Healing Wounds“-Projekt des Unternehmens in Malaysia. Für Georg Votava, Leiter der Division International Affairs bei L&R und Initiator des Projekts, bedeutet der Preis „eine Würdigung unseres Engagements und unseres ganzheitlichen Ansatzes zur Verbesserung der Situation von Wundpatienten durch Empowerment und Ausbildungen in Malaysia“. Er ist überzeugt, dass die Anerkennung die Themen Nachhaltigkeit und internationales Engagement im Konzern weiter stärken werde.
Lohmann & Rauscher: Pilot in der Pazifikregion
Votava beschäftigt sich seit vielen Jahren mit der Frage, wie medizinisches Personal auch in Schwellen- und Entwicklungsländern bei der Wundversorgung höhere Standards erreichen könne. Vor allem bei chronischen Wunden, von denen rund vier Prozent der Weltbevölkerung betroffen sind, könnte die Einhaltung medizinischer Mindestkriterien viel Leid lindern.
Aufgrund einer günstigen Konstellation möglicher Projektpartner schlug Votava der L&R-Geschäftsführung im Jahr 2020 vor, in dieser Frage selbst aktiv zu werden, und dies ausgehend vom bevölkerungsreichen Malaysia. Denn dort hat man seit mehr als zwanzig Jahren einen gut vernetzten Vertriebspartner in der Hauptstadt Kuala Lumpur. Außerdem verfügte L&R über einen guten Zugang zur Malaysischen Wundgesellschaft sowie zum Malaysischen Roten Halbmond, einem Pendant zum Roten Kreuz. Schließlich war mit dem privaten Lincoln University College in Kuala Lumpur ein international ausgerichteter, auf Postdoc-Programme spezialisierter akademischer Partner gefunden. Mittlerweile hat auch schon eine weitere Universität Interesse an einer Kooperation bekundet.
Lohmann & Rauscher: Viele Partner für Projekt in Malaysia
Auf österreichischer Seite erklärte sich die Sigmund Freud Privatuniversität Wien bereit, sich über Fernunterricht – mit Live-Einheiten und Filmen – an einem Know-how-Transfer zu beteiligen. Daneben kann L&R auf das österreichische IHM (Institute for technology-based Education in Health, Management and Social Services International) als langjährigen Bildungspartner zählen. Dieses war in der Lage, auf malaysisches Gesundheits- und Pflegepersonal zugeschnittene Fortbildungskurse zu entwerfen und mit den akademischen Partnern umzusetzen. Wegen der strengen covidbedingten Lock-downs engagierte IHM in Kuala Lumpur selbst einen Bildungsfachmann, um die Durchführung der Kurse sicherzustellen.
Der Kreis der Partner war komplett, als Votava mit der österreichischen NGO ICEP in Kontakt kam. Diese konnte ihn mit Social Impact Consulting dabei unterstützen, das Vorhaben bei der Austrian Development Agency ADA als Projekt einzureichen. Der Leiter des Referats Wirtschaft und Entwicklung der ADA, Gunter Schall, freute sich über das Zustandekommen der Wirtschaftspartnerschaft: „Die Förderung des Gesundheitssektors in Entwicklungsländern ist uns ein wichtiges Anliegen. Mit unseren Wirtschaftspartnerschaften unterstützen wir Initiativen engagierter Unternehmen wie Lohmann & Rauscher, die einen Mehrwert für Wirtschaft und Gesellschaft schaffen.“
Lohmann & Rauscher: Healing Wounds
Dank des kompetenten Zusammenwirkens aller Beteiligten kam die Arbeit nach anfänglichen Verzögerungen aufgrund der COVID-19-Pandemie rasch ins Laufen, berichtet Florian Huber, der das Projekt seitens L&R managt.
Im Kern wurden nach europäischem Vorbild malaysische Curricula für zwei Ausbildungen entwickelt, offiziell anerkannt und in Umsetzung gebracht: ein Wundpflege-Management-Grundkurs und ein postgradualer Diplomkurs. Beide Kurse waren im ersten Anlauf mit insgesamt fast 40 Teilnehmern ausgebucht. Ziel ist es, allein im Rahmen der Schulungsaktivitäten mehr als 1.500 Wundpatienten auf ihrem Heilungsweg professionell zu begleiten. Mit Stolz erzählt Huber auch, dass eine Absolventin sogar schon ein eigenes Wundzentrum eröffnet habe. Für die Teilnehmer der Diplomkurse steht ab Herbst 2022 nun auch schon eine eigens entwickelte App zur Verfügung, so Huber, die den Arzt-Patienten-Kontakt erleichtern und die Dokumentation der Pflegeerfolge möglich und wissenschaftlich auswertbar machen werde.
Huber ist zuversichtlich, dass die lokalen Partner die Ausbildungen ab Ende 2023 selbstständig managen können. Er denkt mit Votava bereits darüber nach, in welche Länder sich der Projektansatz transferieren ließe: „Das Projekt ist eine gute Blaupause, die angepasst an das jeweilige Land dort sowohl den Gesundheitssektor stärkt als auch den Menschen hilft.“
Das Unternehmen
Die Lohman & Rauscher GmbH und Co KG – L & R ist ein international führender Entwickler, Hersteller und Anbieter von Medizin- und Hygieneprodukten – von Verbandsstoffen bis zu Therapie- und Pflegesystemen – mit mehr als 170 Jahren Erfahrung. Mit 5.400 Mitarbeitern, 51 Konzerngesellschaften und Beteiligungen ist das familiengeführte Unternehmen breit aufgestellt und mit mehr als 130 Vertriebspartnern weltweit vertreten. 2021 lag der Umsatz bei 758 Mio. Euro. L&R-Standorte mit Headquarter-Funktion sind Rengsdorf in Deutschland sowie Wien.
Fotos: Lohmann & Rauscher, Trigos
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Finden Sie hier Berichte über frühere Wirtschaftspartnerschaften der Austrian Development Agency mit verschiedenen Partnern:
• Balkandelikatessen: Wie der Wiener Importeur Balkan Express mit handgefertigten Bioaufstrichen- und pürees Lieferketten in Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina stärkt. (corporAID Magazin Ausgabe 95, Sommer 2022)
• Fuß fassen in Afrika: Wie sich der Blumen- und Nahrungspflanzenexperten Delphy aus den Niederlanden über Pilotprojekte einen Markt in Subsahara Afrika aufbaut. (corporAID Magazin Ausgabe 94, Frühling 2022)
• 250 Sofas und mehr: Über die Stärkung eines Lieferanten im Kosovo durch den Objekteinrichter Foness (corporAID Magazin Ausgabe 93, Winter 2021/22)
• Rückholung des Waldes: Über ein Aufforstungsprojekt im Kosovo durch den Zellulosefaserkonzern Lenzing (corporAID Magazin Ausgabe 92, Herbst 2021)
• Weide statt Kohle: Über dem Ausbau des Biomassemarkts in Serbien durch ein internationales Konsortium unter der Führung von E3 International (corporAID Magazin Ausgabe 91, Sommer 2021)
• Fenster für Innovationen über die Unterstützung des Sozialunternehmerförderers Ashoka Austria beim Transfer erfolgreicher Tools nach Ostafrika (corporAID Magazin Ausgabe 90, Frühjahr 2021)
• Hören können! über die Einrichtungen eines breiten Angebots im Bereich Hörgesundheitin Bangladesch und der Elfenbeinküste durch den Hörimplantatehersteller MED-EL (corporAID Magazin Ausgabe 89, Winter 2020)
• Hygiene am Bauernhof über Marktvorbereitungen der Firma Calvatis in Brasilien (corporAID Magazin Ausgabe 88, Herbst 2020)
• App hilft beim Thema Nr. 1 über eine Covid-19-Beratung für Ärzte und Pfleger in Entwicklungsländern durch MedShr (corporAID Magazin Ausgabe 87, Sommer 2020)
• Nutzen statt Verbrennen über das Lobbying für Fackelgas statt importiertem Diesel im Verkehr in Nigeria durch ETEFA (corporAID Magazin Ausgabe 86, Frühjahr 2020)
• Fachkräfteschmiede über den Aufbau einer Ausbildungsstätte für technische Berufe im Kosovo durch Hysni Ymeri (corporAID Magazin Ausgabe 85, Anfang 2020)
• Cashew-Business über den Aufbau einer lokalen Verarbeitung von Öko-Nüssen in Tansania durch Umweltberater Paul Schreilechner