Kaffee ist unsere Herkunft, unsere Zukunft und damit das Herzstück unseres Geschäfts“, erklärte Tchibo-Geschäftsführer Erik Hofstädter gegenüber dem Gourmet-Magazin Falstaff. Anlass war die Eröffnung des weltweit ersten Tchibo-Kaffeehauses am Bauernmarkt in Wien im Mai 2023. Den Namen „Max“ des neuen Lokals erklärte Hofstädter als „eine Hommage an den Firmengründer Max Herz und seine Leidenschaft für guten Kaffee“. Vor mehr als 70 Jahren begann Herz in Hamburg mit einem Kaffee-Versand. Heute ist Tchibo ein international tätiger Handelsriese, der neben Kaffee viele andere Produkte verkauft, von Textilien bis zu Niedrigenergiehäusern. Um sich vom Wettbewerb abzuheben, achtet das Unternehmen auf ein starkes Nachhaltigkeitsprofil. Ein besonderes Augenmerk gilt dabei seit jeher dem Kaffee. Für seine Anstrengungen wurde Tchibo 2016 mit dem deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.
Der Kaffeesektor ist, wie Erik Hofstädter in Wien erklärte, von Herausforderungen wie dem Klimawandel besonders betroffen. Außerdem befinden sich die meisten Anbauregionen in Entwicklungsländern, die strukturschwach und wenig erschlossen sind. Hofstädter betonte, dass die Kaffeeproduzenten unterstützt werden müssen, wenn man auch zukünftig hochwertigen Kaffee beziehen will. Seit 2006 führt Tchibo entsprechende Projekte durch. „Anfangs setzten wir darauf, den Bauern Zugang zu Zertifizierungen wie Fairtrade oder Rainforest Alliance zu ermöglichen,“ sagt Aida Brito, Tchibo-Nachhaltigkeitsbeauftragte im Segment Kaffee. „Mit unserem neuen Kaffee-Nachhaltigkeitsprogramm, das bis 2027 in allen elf wichtigen Einkaufsländern verankert werden soll, möchten wir nun einen Schritt weiter gehen. Es soll weiterhin Produktivitäts- und Qualitätstrainings geben, die aber nicht zwangsläufig zu einer Zertifizierung führen, sondern im Einklang mit unseren länderspezifischen Fokusthemen stehen.“
Im Herzen Afrikas
In Tansania, einem wichtigen Kaffeebezugsland, ist der ländliche Raum durch Wetterextreme, hohe Jugendarbeitslosigkeit und geringe Einkommen gekennzeichnet. Aus dieser Lage heraus startete Tchibo 2017 gemeinsam mit seinem lokalen Einkaufspartner City Coffee Ltd. ein Programm, das Schülerinnen und Schüler zwischen 14 und 17 Jahren mit dem Kaffeeanbau der Zukunft vertraut macht. „Unsere Überlegung war die“, erklärt Brito, „zukünftige Kaffeebauern frühzeitig an nachhaltige Kaffeeanbaumethoden heranzuführen. Wir wollten ihnen auf anschauliche und ansprechende Weise vermitteln, dass nachhaltig angebauter Kaffee ein Qualitätsprodukt ist, mit dem man auch gutes Geld verdienen kann. Die Trainings selbst sollten dabei im Rahmen von Coffee Clubs stattfinden – ein Konzept, das gut angenommen wird. Es entstanden weit mehr Clubs als erwartet, und das Interesse reißt nicht ab.“
Seit Anfang 2024 unterstützt die Austrian Development Agency ADA das Coffee-Club-Programm in Südwesttansania für drei Jahre mit einer Wirtschaftspartnerschaft. „Tchibo bietet der nächsten Generation von Kaffeebäuerinnen und -bauern die Möglichkeit, nachhaltig zu wirtschaften und sich dadurch eine sichere Zukunft aufzubauen“, so ADA-Programm-Manager Maximilian Zangl. „Das Projekt demonstriert eindrucksvoll, wie ein Unternehmen soziale Verantwortung übernimmt.“ Dank des Zuschusses kann Tchibo zu den bereits bestehenden 900 Trainingsplätzen 350 weitere hinzufügen und darüber hinaus erstmals weiterführende Schulungen für Schulabsolventen und Vertreterinnen von Bauernkooperativen anbieten. Diese werden Einblicke in Qualitätsmanagement, Welthandel und Preisbildung von Kaffee gewähren.
Methodologie und erste Erfolge
Zu den Erfolgsfaktoren der Coffee Clubs zählt, dass sie direkt an aktuell sieben Mittelschulen und im Anschluss an den Schulunterricht stattfinden, was die – freiwillige – Teilnahme logistisch gesehen erleichtert. Zudem wird Kaffee nicht nur auf den Versuchsfeldern der Schulen angebaut, vielmehr erhalten die Schülerinnen und Schüler selbst bis zu 200 Setzlinge, die sie auf einem Stück Land anpflanzen, das ihnen ihre Familie überlässt – übrigens eine Teilnahmebedingung. „So können die Schüler zu Hause mit den Kaffeepflanzen genau das machen, was sie gelernt haben. Und die ganze Familie lernt mit“, erklärt Brito den methodischen Ansatz. Als Schattenspender werden mehr als 5.000 Bäume zwischen die Kaffeepflanzen gesetzt.
„In den nächsten drei Jahren sollen 320.000 Kaffeepflanzen angebaut werden. Diese werden 20 Jahre lang tragen und Einkommen schaffen“, verweist Brito auf den Mehrwert des Projekts. Seitens Tchibo entsteht dadurch keine Verpflichtung zu Exklusivität, die Produzenten können ihre Ernte frei verkaufen. Stolz verweist die Managerin darauf, dass Tchibo im Vorjahr aus der Ernte der Coffee Clubs erstmals eine limitierte Edition herausbringen und erfolgreich verkaufen konnte. Der Spezialitätenkaffee „Kahawa Skuli“ – was auf Swahili Schulkaffee bedeutet – schmeckte nach Brombeere und dunkler Schokolade. Auf ihrer jüngsten Projektreise gratulierte Brito den jungen Produzenten zur Qualität der Bohnen. Sie bezeugt: „Für die jungen Leute war dies ein wunderbarer Erfolgsmoment.“