Interview mit Yannick Verry, Pet Fair Asia

Nur das Beste für die Fellbabys

Ausgabe 90 – Frühjahr 2021

Das Haustier als Statussymbol, spendierfreudige Besitzer und ein dynamischer Markt: All das prägt China, sagt Yannick Verry, Projektmanager der größten asiatischen Fachmesse für Heimtierbedarf. Und auch in Südostasien wächst die Liebe zum Haustier.

Yannick Verry, Pet Fair Asia
Yannick Verry, Pet Fair Asia
corporAID: Die Liebe der Chinesen zu Haustieren wächst. Wer sind denn die neuen Tierhalter?

Verry: Haustiere werden quer durch alle demografischen Gruppen beliebter, vor allem bei den unter Dreißigjährigen. Insbesondere Singles und kinderlose Paare in Städten erhoffen sich durch Katzen und Hunde mehr Freude im Leben. Mit Tieren lässt sich zudem nach außen darstellen, dass man ein gutes Leben führt. In Chinas sozialen Medien sind Haustiere ein sehr beliebtes Motiv.

Worauf achten chinesische Haustierbesitzer beim Kauf von Produkten?

Verry: Der Trend zur Vermenschlichung der Tiere, der fast überall auf der Welt zu beobachten ist, geht in Asien noch einen Schritt weiter. Viele Menschen haben aufgrund von Lebensmittelskandalen kein Vertrauen in Billigprodukte. Haustierbesitzer wollen ihre Fellbabys nur mit dem Besten füttern, das sie sich leisten können. Speziell für wohlhabende, gesundheitsbewusste Städter spielt Geld dabei keine Rolle. Es ist nicht ungewöhnlich, sein Haustier mit Futter zu verwöhnen, das 100 Euro pro Kilo kostet, mehrmals monatlich zum Hundefriseur zu gehen, hunderte Euro in der Tierklinik auszugeben oder Tierpensionen für 50 Euro pro Nacht zu buchen, wenn man die Stadt einmal für ein paar Tage verlassen muss. In den vergangenen zehn, zwanzig Jahren hat sich wirklich viel verändert!

Ist China für internationale Haustierbedarfsmarken ein einfacher Markt?

Verry: Internationale Marken haben einen großen Vorteil beim erfolgreichen Eintritt auf Chinas Heimtiermarkt: das Qualitätsimage. Aber ist das genug? Wenn die Marke nicht weithin bekannt und weltweit erhältlich ist, reicht es wahrscheinlich nicht aus, „Importware“ zu sein. Denn der Markt ist äußerst wettbewerbsintensiv, Geschmäcker ändern sich schnell und lokale Marken holen in puncto Qualität, Angebot und Branding immer schneller auf. Dennoch gibt es nach wie vor große Chancen für ausländische Unternehmen, sich zu positionieren, wenn sie Zeit und Ressourcen investieren, um den Markt zu verstehen und ein passendes Angebot zu schaffen.

Sind Haustiere auch anderswo noch im Kommen?

Verry: Wir erwarten, dass Südostasien ähnlich wie China eine sehr wichtige Wachstumsquelle für die Heimtierbranche sein wird. Neben bereits gut entwickelten Märkten wie Singapur gehen wir davon aus, dass sich auch Thailand, Vietnam, Malaysia, Indonesien und die Philippinen in den kommenden zehn Jahren zu Schlüsselmärkten entwickeln werden. Es bleiben allerdings Herausforderungen, denn jedes Land hat seine kulturellen, religiösen oder historischen Besonderheiten und damit eine unterschiedliche Affinität zum Haustier.

In einigen Ländern Asiens wird ja traditionell Hunde- und Katzenfleisch verspeist – ändert sich das nun mit dem Haustiertrend?

Verry: Diese Tradition ist stark rückläufig, sorgt aber aufgrund ihres hohen emotionalen Faktors immer noch für Schlagzeilen. Die Tatsache, dass immer mehr Menschen Haustiere aufziehen, bringt jedenfalls mehr Bewusstsein für das Thema.

Vielen Dank für das Gespräch.
Foto: Pet Fair Asia

Zur ganzen Story:

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Hype ums Haustier

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