Interview

Bergträume

Ausgabe 85 – Jänner | Februar 2020

Christine Mukharji, seit 1997 für die Österreich Werbung in Indien tätig, erzählt über die aufstrebende Reisenation.

Christine Mukharji, Österreich Werbung Indien
Seit wann reisen Inder in größerer Zahl ins Ausland?

MukharjiBis vor 30 Jahren sind Inder fast nur aus familiären Gründen verreist – vor allem nach Großbritannien und auch in die USA, wo viele Inder leben. Für indische Touristen war bis dahin lange Kaschmir eine Lieblingsdestination. In der schneebedeckten Berglandschaft wurden viele Filme gedreht und auch das kühle Klima gilt als reizvoll. Mit der Kaschmirkrise Ende der 1980er Jahre fiel die Destination plötzlich aus. Daraufhin begannen Regisseure in Europa und vor allem in den Schweizer Bergen zu drehen. Indische Kinobesucher entdeckten dann die Schweiz als neuen Sehnsuchtsort. Viele Erstreisende träumen bis heute von der Schweiz und wollen vor allem den populären Drehort Interlaken besuchen. 

Welche anderen Reisemotive haben Inder?

Mukharji: Rund 70 Prozent aller Urlaubsreisen finden zwischen April und August statt, wenn es in indischen Städten an die 40 Grad und mehr haben kann. Neben der Hitze ist mittlerweile auch schlechte Luft ein Reisegrund. Heuer im Herbst waren viele Flieger in Delhi ausgebucht, die Menschen wollten raus aus der versmogten Stadt. Im Marketing betone ich daher stark Österreichs saubere Umwelt.

Warum kommen Inder nach Österreich?

Mukharji: Wer zum ersten Mal nach Europa kommt, tut dies gern in der Reisegruppe und kombiniert die Schweiz, Italien, Deutschland und Frankreich – oft ist dann Tirol mit dabei. Inder zieht es übrigens stark in die Swarovski Kristallwelten nach Wattens, heuer sind es bereits mehr als 105.000 Besucher. Reiseerfahrene Inder kommen individuell und kombinieren gerne Prag, Budapest, Wien und Salzburg. Sie bleiben im Schnitt 3,5 Tage in Österreich und geben pro Kopf und Tag 306 Euro aus. Da bei uns auch schon an die 85 indische Filme gedreht wurden, ist der Besuch von Originalkulissen beliebt. Indische Gäste sind sehr beeindruckt, wie gut in Österreich Kulturgüter erhalten und geschützt werden. Auch die funktionierende Infrastruktur wird geschätzt. Nur mit den pünktlichen Zügen kommen sie nicht zurecht. Inder leben nämlich, wie wir Touristiker sagen, in der IST-Zeitzone, der Indian stretchable time: Sie sind meist spät dran – eine Toleranzstunde sollte man für indische Gäste immer einplanen. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: Österreich Werbung

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