Bis ins letzte Dorf
Liberia litt nach langen Jahren des Bürgerkriegs an eklatantem Ärztemangel – auf 4,5 Millionen Menschen kamen Anfang der 2000er Jahre gerade einmal 50 Ärzte. Seit 2007 arbeitet die vom Arzt Raj Panjabi mitgegründete NGO Last Mile Health an einer besseren medizinischen Versorgung. Die NGO setzt dabei auf Community Health Worker: Gesundheitshelfer, die in der Diagnose und Behandlung von 30 Krankheiten geschult und mit medizinischem Equipment ausgestattet werden. Sie betreuen heute rund zwei Drittel der im ländlichen Liberia lebenden Menschen.
Medizinische Fachkräfte fehlen jedoch in vielen Entwicklungsregionen. Mithilfe von The Audacious Projects und anderen Finanziers erweitert Last Mile Health nun den Tätigkeitsradius. Aktuell bildet die NGO zehntausende neue Helfer aus – bis 2021 sollen so 34 Millionen Menschen in sechs afrikanischen Ländern versorgt werden. Der Einsatz von Smartphones ist dabei zentral: Eine eigene „Smart Health“-App unterstützt die Helfer bei der Diagnose und hilft durch Datenanalysen, auftretende Pandemien rascher zu erkennen. Außerdem hat Last Mile Health heuer die Plattform Community Health Academy lanciert. Diese bietet Lerninhalte für Gesundheitshelfer sowie Managementkurse für Führungskräfte im Gesundheitssektor, um Gesundheitshelfer im staatlichen Bereich im großen Stil einzusetzen.
Höhere Ernten in Afrika
Ein Großteil der Ackerflächen Afrikas wird von Kleinbauern bewirtschaftet. Die von Andrew Youn mitbegründete Non-Profit-Organisation One Acre Fund unterstützt ostafrikanische Kleinbauern seit 2006 bei der Steigerung ihrer Ernten und Einkommen. Das Credo von One Acre Fund lautet dabei: Bauern sind keine Hilfsempfänger, sondern Kunden. Die Organisation ermöglicht ihnen den Zugang zu Saatgut und Düngemitteln sowie zu Finanzierungslösungen. Darüber hinaus bietet One Acre Fund den Bauern regelmäßige Schulungen an und motiviert sie, neue Pflanzensorten zu kultivieren und die Qualität ihrer Böden zu verbessern. Laut One Acre Fund steigt das Einkommen im Laufe von drei Jahren Programmteilnahme im Schnitt um 50 Prozent.
One Acre Fund zählt zu den Pilotprojekten von The Audacious Projects. Laut Youn konnte die Organisation dadurch ihre Programme von vier auf sechs Länder ausdehnen, neue Pilotprojekte in Indien und Nigeria starten, ein kleines Baumpflanzprojekt in ein größeres Aufforstungsprogramm mit bereits acht Millionen gepflanzten Bäumen umwandeln und nicht zuletzt ein neues Headquarter in Kakamega, Kenia beziehen. Youn ist zuversichtlich, die Zahl der Kunden in fünf Jahren verfünffachen zu können. Insgesamt nahmen im Jahr 2018 bereits 800.000 Bauern an One Acre Fund-Programmen teil.
Kampf gegen unerwünschte Mitbewohner
Elephantiasis, Flussblindheit oder auch Darmwurmbefall zählen zu den so genannten „vernachlässigten Tropenkrankheiten“ NTD: Diese parasitären und bakteriellen Infektionskrankheiten sind vermeid- beziehungsweise behandelbar. Dennoch sollen rund 1,5 Milliarden Menschen vor allem in ärmeren Ländern betroffen sein.
Seit 2012 fokussiert The End Fund mit Sitz in New York seine Arbeit auf die Bekämpfung von fünf weit verbreiteten NTD vor allem in Subsahara-Afrika. In Kooperation mit NGO, Regierungen, Pharmaunternehmen und Philanthropen erhielten 2018 mehr als 130 Millionen Menschen Behandlungen. Im Rahmen von The Audacious Projects werden der Initiative nun bis zu 50 Mio. Dollar zur Verfügung gestellt, um in den kommenden sechs Jahren Darmwürmern und Bilharziose (Befall von Schistosoma-Würmern) in mehreren afrikanischen Ländern den Kampf anzusagen. The End Fund will dabei auf große Verteilaktionen von Entwurmungspillen setzen, die zu durchschnittlichen Kosten von 25 Cent pro Patient und Jahr durchführbar sind. Außerdem will die Organisation die Entwicklung von landesweiten Wasser- und Hygienestrategien unterstützen, um nachhaltige, langfristige Erfolge zu erzielen. Rund 100 Millionen Menschen sollen davon profitieren.
Mehr Mädchen in die Schule
In ländlichen Regionen Indiens wird der Schulbildung von Mädchen mitunter keine hohe Priorität eingeräumt: Mehr als vier Millionen Mädchen besuchen keinen Unterricht. Die 2007 von Safeena Husain gegründete NGO Educate Girls setzt sich – in Kooperation mit staatlichen Behörden – für Chancengleichheit in der Bildung ein. Dazu selektiert Educate Girls jene Dörfer, die eine auffallend niedrige Rate von Schuleinschreibungen von Mädchen aufweisen. In der Folge rekrutiert die NGO Freiwillige im Dorf, die bei Eltern – oft Analphabeten – Überzeugungsarbeit leisten, damit diese ihre Töchter in die Grundschule schicken. Bislang wurden so 380.000 „Out-of-school-girls“ ins Klassenzimmer gebracht. Darüber hinaus kümmert sich Educate Girls um die Basisausstattung der Schulen und verfolgt die Lernfortschritte der Schülerinnen.
Ein wichtiger Meilenstein für die NGO war die Teilnahme am weltweit ersten Development Impact Bond im Bildungsbereich: Das ist ein innovatives Finanzierungsinstrument, bei dem die zur Verfügung gestellten Mittel an die Erreichung klar messbarer Ziele gebunden sind. Der NGO gelang es dabei, die eigenen Prozesse und Wirkungen so zu verbessern, dass die vereinbarten Ziele übertroffen werden konnten. Solchermaßen gestärkt, ist Educate Girls nun auf Wachstumskurs: Mit Mitteln von The Audacious Projects und anderen Spendern soll bis 2024 rund 1,6 Millionen Mädchen aus 35.000 Dörfern der Schulbesuch ermöglicht werden.