Interview

Mehr als sicher

Ausgabe 88 – Herbst 2020

Warum Produktschutz über Fälschungssicherheit hinausgeht und wo Etiketten noch Potenzial hätten, erklärt Securikett-Geschäftsführer Werner Horn.

Das Gründerpaar Marietta Ulrich-Horn und Werner Horn
Werner Horn und seine Frau Marietta Ulrich-Horn gründeten 2001 gemeinsam Securikett.
corporAID: Ihr Business war von Anfang an global ausgerichtet – woran liegt das?

Horn: Anfang der 2000er Jahre war das Thema Fälschungen in Europa nicht sehr präsent, wir hatten aber schon damals die Erkenntnis: Das ist ein globales Problem und wird einmal große Marktchancen bieten. Der deutschsprachige Raum ist zwar in Sachen Verpackungs- und Etikettendruck sehr hochentwickelt, dass es aber ein Problem mit Fälschungen gibt, wurde lange negiert. Überall sonst auf der Welt hat man uns eher mit offenen Armen empfangen als hier. Wir hatten also gar keine andere Wahl, als unseren Markt von Anfang an international aufzubauen, unsere Exportquote lag schon immer bei mindestens 80 Prozent. Zum Glück wird heute auch in Europa offener über das Thema gesprochen, obwohl gefälschte Produkte hier im weltweiten Vergleich seltener vorkommen.

Wie hebt sich Securikett von klassischen Sicherheitsdruckereien ab?

Horn: Der Sicherheitsdruck hat seine Wurzeln in der Geldmittel- und Ausweisproduktion, da liegt das Hauptaugenmerk auf der Fälschungssicherheit. Wir vereinen diesen Aspekt mit kundenindividuellem Manipulationsschutz, der zum Markenimage passt. Auf eine Flasche hochwertigen Cognac werde ich kein knallrotes Sicherheitsetikett kleben, das zerstört das ganze Markenbild. Diese Designkomponente ist ein großes Alleinstellungsmerkmal von Securikett. Zudem bieten wir nicht nur selbstklebende Produkte an, sondern auch nicht-selbstklebende sowie eine digitale Cloudlösung, um nicht vorgesehene Warenströme zu identifizieren. Es gibt also kaum Bereiche, in denen wir keine Lösung anbieten können.

Wo liegen Zukunftsthemen?

Horn: Gerade für unsere digitale Lösung sehen wir noch viele Anwendungsmöglichkeiten. Hier geht es nicht nur um reine Rückverfolgbarkeit, sondern auch um das große Thema verantwortungsvolle Lieferketten – Verbraucher wollen zunehmend wissen, unter welchen Bedingungen Produkte produziert wurden. Ein weiteres Thema ist die Weitergabe von technischen Informationen über ein Etikett. Fensterrahmenhersteller müssen etwa ihre Einbauanleitungen in vielen Sprachen weitergeben. Da könnte der Handwerker künftig nur noch einen Code auf dem Produkt scannen, und schon hat er die Anleitung auf dem Handy. Auch Lackproduzenten, die pro Produktionsbatch separate Sicherheitsdatenblätter in mehreren Sprachen mitliefern müssen, haben dadurch enorme Druckkosten. Das könnte man alles digitalisieren. 

Vielen Dank für das Gespräch!
Foto: Melanie Pölzinger

Zur Hauptstory

Ein Verschlusssiegel auf einer Spirituosenflasche wird manipuliert.

High-Tech gegen Fälscher

Die niederösterreichische Firma Securikett sagt mit ihren manipulationssicheren Etiketten Produktbetrügern weltweit den Kampf an. Und setzt auf kontinuierliche Forschung und Innovation, um aktuelle Herausforderungen mit passenden Lösungen zu adressieren. Demnächst will Securikett im Paketversand Fuß fassen.