Klimaimpact mit Rendite

Stefan Kainz, CEO von Crowd4Climate und Verena Riedler, Impactinvestorin, wollen nachhaltige Investments „demokratisieren“ und so für viele Menschen möglich machen.

Stefan Kainz, Verena Riedler
Stefan Kainz, CEO von Crowd4Climate und Verena Riedler, Impactinvestorin
Herr Kainz, Sie sind seit Jänner CEO und seit März Miteigentümer von Crowd4Climate. Was möchten Sie bewirken?

Stefan Kainz: Unsere Vision ist ein gutes Leben für alle auf einem gesunden Planeten. Der Finanzmarkt kann dazu beitragen, indem Anleger und Anlegerinnen verstärkt und direkt in Klimaschutzprojekte investieren. Crowd4Climate ist in Österreich und Deutschland die größte Plattform für Direktinvestments in Klimaschutzprojekte in Entwicklungsregionen – aber wir sind immer noch sehr klein. Wir wollen, dass sich Menschen bewusst werden, dass ihre Geldanlage für den Klimaschutz einen weitaus größeren Hebel haben kann als beispielsweise die Entscheidung, ob sie mit einem Verbrennerauto, E-Auto oder Rad fahren. Daher möchten wir den öffentlichen Diskurs über gute Geldanlagen mitgestalten und als Plattform für Direktinvestments deutlich größer werden.

Frau Riedler, Sie unterstützen Crowd4Climate fachlich als Entrepreneurin in Residence zum Thema Impact Finance. Inwiefern sind Direktinvestments in Klimaschutzprojekte eine Alternative beispielsweise zu einem nachhaltigen Aktienfonds?

Verena Riedler: Im klassischen Bankenwesen gibt es viele Akteure, viel Kleingedrucktes, viel Greenwashing. Wer einen Fonds in puncto Nachhaltigkeit bewerten will, müsste sich genau ansehen, welche Aktien in welcher Gewichtung enthalten sind. Ich glaube, es gibt eine große Sehnsucht nach Transparenz und Direktheit. Auf unserer Plattform sind die Projekte – wie solarbetriebene Bäckereien oder Kleinwasserkraftwerke – genau dokumentiert. Wir überprüfen die Projekte nach finanziellen, rechtlichen und technischen Kriterien und natürlich auch, inwiefern positive Wirkungen erzeugt und negative Folgen vermieden werden. Wir würden beispielsweise kein Kleinwasserkraftwerk unterstützen, das die lokale Biodiversität schädigt.

Da C4C Nachrangdarlehen vermittelt, besteht das Risiko eines Totalausfalls. Wie risikoaffin müssen Anleger sein?

Kainz: Bei C4C kann man bereits ab einer Summe von 250 Euro investieren, es eignet sich daher als Beimischung zu einem breiteren Portfolio. Man kann auch deutlich höhere Summen anlegen. Ich empfehle die Diversifizierung in mehrere Projekte, wie ich es auch persönlich mache. Von unseren 18 abgeschlossenen Projekten ist aber bisher nur eines tatsächlich ausgefallen. 

Wie findet C4C die Projekte, in die investiert wird?

Riedler: Die Unternehmen kommen in erster Linie auf uns zu. Auf der Suche nach der idealen Finanzierung für ihre Vorhaben stoßen sie über Mundpropaganda, Netzwerke oder einfach über Google auf uns. Für die Unternehmen ist Crowdinvesting unter anderem deswegen interessant, weil sie zu klein sind, um ihre Klimaschutzprojekte beispielsweise durch den Verkauf von CO2-Zertifikaten zu realisieren. Außerdem hat die Präsenz auf einer Plattform einen nicht zu unterschätzenden Marketingeffekt. In Zukunft wäre denkbar, dass wir uns auch kleine, gut funktionierende Projekte von klassischen Entwicklungsorganisationen ansehen und prüfen, ob diese durch private Investments erfolgreich skalierbar wären. 

Bislang hat C4C in Projekte in Europa, Afrika, Asien und Lateinamerika investiert. Bleibt es bei dieser geographischen Vielfalt?

Kainz: Uns ist wichtig, dass die Unternehmen zur Energiewende beitragen. Wir haben derzeit einen Schwerpunkt auf Afrika, aber in unserer Pipeline ist auch ein Photovoltaikprojekt in Deutschland. Auf diese Weise sprechen wir Menschen an, die gerne Projekte in Entwicklungsregionen fördern wollen, aber auch jene, denen die geographische Nähe wichtig ist – und die vielleicht später mal ein Projekt in Asien oder Afrika unterstützen. 

Wie geht es in naher Zukunft weiter?

Riedler: Wir haben einige Projekte in Vorbereitung und planen, unser Investitionsvolumen heuer von einer auf zwei Millionen Euro zu verdoppeln. Wir sind zuversichtlich, dass das klappt, denn das allgemeine Bewusstsein für Klimaschutz steigt spürbar. 

Vielen Dank für das Gespräch!
Bild: Katharina Kainz 

 

Zum Hauptartikel: „Kleinanleger für Klimaschutz“