Innovationsschmiede

Ausgabe 95 – Sommer 2022

Michael Kollik, Direktor von Prosper Africa, wirbt für ein Engagement im Senegal – und erläutert die Unterschiede zum Lokalrivalen Côte d‘Ivoire.

Michael Kollik, Prosper Africa
Michael Kollik, Prosper Africa
Warum sollten österreichische Unternehmen den Senegal verstärkt am Radar haben?

Kollik: Im Senegal passiert Wachstum auf allen Ebenen, daher gibt es keine Branche ohne Chancen. Man kann direkt zuschauen, wie die Kaufkraft steigt und eine Mittelschicht entsteht; entsprechend lassen sich hier Konsumgüter gut vertreiben. Ansonsten bieten insbesondere der Agrarbereich und die Bauwirtschaft großes Potenzial. Bis dato waren es vor allem französische Unternehmen, die im frankophonen Westafrika Häfen und Autobahnen bauten. Und das ist ein sehr profitables Geschäft, abzulesen an der noch recht jungen, stark frequentierten Autobahn zwischen Dakar und dem rund 50 Kilometer entfernten Flughafen. Besonders spannend ist im Senegal zudem der Innovations- und Tech-Sektor.

Letzteren haben Sie kürzlich mit der Innovation Mission Dakar adressiert. Wenn man West- mit Ostafrika samt dem Tech-Hub Nairobi vergleicht, bestehen aber nach wie vor große Unterschiede?

Kollik: Ja, Westafrika hinkt etwas hinterher, das muss aber kein Nachteil sein. Zu einem späteren Zeitpunkt in die Entwicklung einzusteigen, ergibt ja auch wieder andere Möglichkeiten, als dies in Ostafrika vor zehn Jahren der Fall war. Der Senegal kristallisiert sich dabei als der große Hub in Westafrika heraus. In keinem anderen Land Afrikas gibt es einen derart steilen Anstieg an eingesetztem Risikokapital, vor allem aus den USA. Im Vorjahr kletterte der Senegal diesbezüglich von Rang 16 auf Platz 4 in Afrika. Wenn das so weitergeht, könnten sie am Kontinent bald die Nr. 1 werden. 

Wirtschaftlich gesehen ist der Platzhirsch des frankophonen Afrikas die Côte d’Ivoire. Ändert sich das gerade?

Kollik: Traditionell ist die Côte d‘Ivoire wirtschaftlich sicherlich potenter als der Senegal. Der Senegal war bis zur Unabhängigkeit des frankophonen Afrika das politische Zentrum. Deswegen ist auch die Westafrikanische Zentralbank hier, und die Börse hat ihren Sitz in Abidjan. Aktuell unterscheiden sich die beiden Länder in vielerlei Hinsicht. Der Senegal ist die Innovationsschmiede, er eignet sich für Agrarprodukte und als Handelsdrehscheibe. Zudem lebt es sich, was die klimatischen Bedingungen angeht, hier deutlich angenehmer. Die Côte d‘Ivoire ist stärker industrialisiert und die Digitalisierung entwickelt sich dort eher dank der staatlichen Player. 

Vielen Dank für das Gespräch! 
Foto: Prosper Africa

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