Interview

Fleisch vom Baum

Ausgabe 97 – Winter 2022/23

Durch und durch global: Der Wiener Stefan Fak bringt mit seinem Berliner Unternehmen Lotao indische Jackfruits nach Europa und in die USA.

Stefan Fak
Stefan Fak, Lotao-Gründer
Jackfruit ist ein eher ungewöhnliches Lebensmittel. Wie lange gibt es sie schon in Europa? 

Stefan Fak: In Europa ist die Jackfruit nicht wirklich neu. In den Asia-Supermärkten gibt es sie schon lange als Kompott, Mus und Dosengemüse. Die Ware stammt meist aus Monokulturen in Südostasien und ist qualitativ mal besser, mal schlechter. Ab 2016 erweiterte sich das Angebot in Europa um Bioware, die von kleineren Kooperativen stammt. Die Jackfruit wurde so bekannter und mainstreamiger. Auch Lotao zählt zu den neueren Anbietern. Wir verkaufen Fertiggerichte wie Curry, Ragout und Chili in Europa und den USA. 

Wo kaufen Sie die Jackfruits zu?

Fak: Wir beziehen die Früchte vor allem aus Karnataka in Indien. Vor sechs Jahren war die Jackfruit dort in solchen Mengen vorhanden, dass 75 Prozent der Ernten weggeschmissen und Bäume gefällt wurden. Die steigende Nachfrage aus Europa und den USA hat inzwischen dazu geführt, dass in Indien nun neu ausgepflanzt wird. Wir arbeiten mit einer Kooperative, verteilen gratis Bäume an Kleinbauern, optimieren Sammelprozesse und Lieferketten und organisieren Maschinen für die Erstverarbeitung. Die Verarbeitung zu Fertiggerichten findet aber in Europa statt, damit wir ein gleichbleibendes Geschmackserlebnis und konstante Qualität garantieren können. 

Was sind aktuell große Herausforderungen?

Fak: In Indien fehlt es derzeit an genügend Kontrollstellen für die Biozertifizierung von Exportware, so dass wir hier lange Wartezeiten einplanen müssen. Ein großes Thema seit Corona betrifft die Lieferfähigkeit. Zwischendurch mussten wir Jackfruits sogar einfliegen lassen, damit wir die Regalfläche im Handel behalten. Heute lässt sich die Ware wieder per Schiff transportieren, es ist aber teuer geworden.

Und wie könnte es für die Jackfruit weitergehen?

Fak: Sie könnte zu einer massenfähigen Zutat werden. Wie wir aus der Marktforschung wissen, interessiert die Konsumenten die Exotik der Frucht gar nicht, sondern andere Eigenschaften: sie ist allergenfrei, kalorienarm, natürlich, vielseitig, erinnert an Fleisch. Jackfrucht könnte es künftig öfter in Kombination geben wie zum Beispiel als Veggie-Faschiertes mit Erbsen. Auch auf der Tiefkühlpizza, in der Fertigbolognese oder als Flammkuchen-Topping sind etliche industrielle Anwendungen vorstellbar. 

Vielen Dank für das Gespräch!

 

Foto: Lotao