Dank eines niederschlagsreichen Klimas und einer ausgeprägten Gebirgs- und Hügellandschaft verfügt Laos über ein hohes Wasserkraftpotenzial, das auch zu den wertvollsten Assets des südostasiatischen Landes zählt. Seit einigen Jahren wird der Kraftwerksbau von Firmen aus China, Thailand und Südkorea vorangetrieben, die installierte Leistung liegt mittlerweile bei 6.400 Megawatt – Österreich kommt zum Vergleich auf 4.500 Megawatt bei Laufkraftwerken zuzüglich 8.200 Megawatt bei Speicherkraftwerken. Ein kleinerer Teil der Energie deckt den Eigenbedarf des Landes, das Gros wird nach Thailand, Vietnam, China und Kambodscha exportiert. In Zukunft soll der saubere Strom ebenso nach Myanmar, Malaysia und Singapur fließen. Bis 2030 will die laotische Regierung die Stromproduktion verdreifachen – und hofft dabei auf die Hilfe privater internationaler Investoren.

Vor diesem Hintergrund schaute sich das Innsbrucker Ingenieursbüro ILF Kraftwerksprojekte in Laos an, die grundsätzlich für private Investoren in Frage kommen: Das sind vor allem kleinere bis mittelgroße Kraftwerke, die eine ansprechende Rendite bieten. Die meisten Projekte waren von lokalen Unternehmen vorentwickelt worden. Allerdings stellten die Experten fest, dass sehr viele der untersuchten Vorhaben Planungsmängel aufwiesen. „Für internationale Investoren reicht das nicht“, sagt ILF-Projektentwickler Andreas Nirnberger, „dafür müssen Standards und Qualitätskriterien erfüllt werden, was bei einer Vielzahl der Projekte in Laos nicht der Fall ist.“

Oftmals finden nicht einmal die landesweiten Vorschriften, die sich laut Nirnberger „nicht grob von jenen anderer Länder unterscheiden“, ausreichende Beachtung. Darauf könnten die Behörden aber bald ein strengeres Auge haben, da es bei Großkraftwerken mittlerweile zu gröberen Problemen kommt: Erst im Juli löste ein Dammbruch eine Katastrophe mit Dutzenden Toten aus, dazu herrscht Streit mit Nachbarstaaten, weil der Mekong wegen der laotischen Kraftwerke am Unterlauf deutlich weniger Wasser führt.

Pläne mit OeEB

Im laotischen Wasserkraftbereich bestand also eine Lücke im Bereich Planungskompetenz, in der die ILF-Ingenieure eine willkommene Herausforderung sahen. Im Austausch mit der Oesterreichischen Entwicklungsbank OeEB bekundete diese ihrerseits Interesse, in den laotischen Energiesektor einzusteigen, sofern geeignete Projekte vorlagen. Damit trafen sich die Ambitionen beider Unternehmen. Weitere Überlegungen führten zur Vereinbarung, gemeinsam eine Projektentwicklungsgesellschaft zu gründen – für beide Partner ein Novum –, die nachhaltige Projekte auf internationalem Niveau „ready to build“ aufstellt: Konkret sollten binnen fünf Jahren profitable Kraftwerke von 20 bis 80 Megawatt mit einer Gesamtleistung von 250 Megawatt zur Finanzierung und Umsetzung vorliegen. Die Partner waren sich einig, dass es sich dabei um Leuchtturmprojekte im Kraftwerksbereich handeln sollte.

Kooperation mit ADA

Fürs erste lag es nun an ILF, die Möglichkeiten und Voraussetzungen dafür zu evaluieren oder gegebenenfalls zu schaffen – ein Aufwand, für den die Austrian Development Agency ADA Anfang 2017 eine Kofinanzierung im Rahmen einer Strategischen Allianz bereitstellte. ADA-Programmmanagerin Susanne Thiard-Laforet begründet die Förderung mit der Aussicht auf eine hohe Breitenwirkung im Erneuerbare Energiesektor von Laos durch nachhaltige Marktaufbereitung und breiten Know-how-Transfer.

Im nächsten Schritt ging ILF, das heute mit vier Ingenieuren in Laos tätig ist, daran, die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen – Genehmigungsprozesse, Tarife und Netzzugang – sowie mögliche Stakeholder-Interessen zu erheben, um darauf aufbauend Marktstudien und Chancen-Risiken-Analysen zu erstellen. Zugleich suchte es Partner unter laotischen Projektentwicklern, um gemeinsam potenzielle Wasserkraftwerke zu identifizieren und zu entwickeln. Mit Archineer Associates hatte ein aus früherer Zusammenarbeit bereits bekanntes großes Architekten- und Ingenieursbüro in der Hauptstadt Vientiane schon vorab zugesagt, als langfristiger Partner im Kraftwerksbereich zur Verfügung zu stehen. Im Einzelfall waren allerdings Zweifel an der europäischen Herangehensweise auszuräumen, wie Nirnberger berichtet: „Einer der lokalen Projektentwickler äußerte, dass unser Modell viel zu umständlich und teuer sei, und legte zum Vergleich ein Konzept aus China auf den Tisch. Doch nach zwei Stunden eingehender Diskussion erklärte er, dass bei näherer Betrachtung nicht nur unser Vorschlag nachhaltig und das Umsetzungskonzept technisch hochwertig, sondern auch das Wasserkraftprojekt als Ganzes wirtschaftlicher sei.“

Ortserkundung am Wasserweg
Ortserkundung am Wasserweg

Mittlerweile erhielten zwei Archineers-Ingenieure bei ILF in Innsbruck ein Training und werden vor Ort weiter geschult. Daneben werden Technikabsolventen der Nationalen Universität von Laos von Archineers rekrutiert und von ILF im Zuge konkreter Projekte in relevanten Disziplinen wie Wasserbau, Geologie und Hydrologie, aber auch in Umwelt- und Sozialstandards ausgebildet.

Da die Vorarbeiten positiv abgeschlossen werden konnten, wurde Ende 2017 die gemeinsame Projektentwicklungsgesellschaft zwischen OeEB und ILF Realität und unter dem Namen Rendcor eingetragen. Inzwischen gibt es in Vientiane auch schon ein eigenes Büro, von wo aus die Projektentwicklung vor Ort gesteuert wird. In der technischen Abwicklung sollen nun mehr und mehr Aufgaben von den Archineers übernommen werden. Womit in Laos statt Lücke bald solide Planungskompetenz im Wasserkraftbereich vorzufinden sein wird.


DAS UNTERNEHMEN

Weltweit tätige Ingenieure
ILF Ingenieure
ILF Ingenieure im Einsatz

Die ILF Consulting Engineers, die 1967 als Ingenieursbüro in Innsbruck begannen, sind ein an über 40 Standorten auf fünf Kontinenten tätiges Ingenieur- und Beratungsunternehmen, das in den Bereichen Energie und Klimaschutz, Wasser und Umwelt, Verkehr und Bauwerke sowie Öl, Gas und Industrie Projekte plant und entwickelt. ILF beschäftigt mehr als 2.000 Mitarbeiter.

Mehr Informationen zu den ADA-Wirtschaftspartnerschaften erhalten Sie hier!

Fotos: ILF