In Afrika produzierte Musik dringt immer weiter in den globalen kulturellen Mainstream vor. Was liegt dem zugrunde?
Nielsen: Es gibt eine starke technologische Komponente: Die Zahl der Internetnutzer in Afrika steigt rasant. Und wenn die Menschen online gehen, konsumieren sie Inhalte aus Afrika. Millionenfach abgespielt fließen diese in die globalen Algorithmen ein. Aus genau dem gleichen Grund wurde lateinamerikanische Musik in den vergangenen zehn Jahren weltweit so populär. Die Internetdaten wurden günstiger, Millionen Menschen hörten die lokale Musik und in der Folge war diese auch in den globalen Charts viel stärker vertreten.
Wie wird sich der Musikmarkt in Afrika weiterentwickeln?
Nielsen: Ich bin davon überzeugt, dass er sich noch deutlich verstärken wird – schließlich wird die Anzahl der Internetnutzer immer weiter steigen. Zurzeit sind 400 Millionen Afrikaner online, 2025 werden es 600 Millionen sein: ein 50-prozentiges Wachstum innerhalb von vier Jahren! Zudem wächst die Bevölkerung Afrikas von derzeit 1,1 Mrd. auf 2,5 Mrd. Menschen im Jahr 2050. Das bedeutet, dass es viel mehr Menschen gibt, die Musik konsumieren und auf lokale Inhalte zurückgreifen. Es sind große Marktfaktoren im Spiel, das ist eine musikalische Revolution. Was wir bis jetzt gesehen haben, ist eher ein Tropfen auf den heißen Stein.
Das führt auch zu mehr Konkurrenz beim Musikstreaming. Ihr lokales Angebot Mdundo trifft auf internationale Player wie Spotify. Auch China mischt mit Boomplay am afrikanischen Kontinent vorne mit. Wie können Sie da bestehen?
Nielsen: Es ist ein sehr großer Markt, und wir sehen, dass es im Moment viel interessanter ist, den gesamten Kuchen zu vergrößern, als sich um ein einzelnes Stück des Kuchens zu kümmern. Für mich ist der größte Konkurrent, dem wir gegenüberstehen, der illegale Konsum von Musik. Wir schätzen, dass nur etwa sieben bis neun Prozent des gesamten Musikkonsums in Afrika über legale Dienste erfolgt. Selbst wenn ich alle Nutzer von Boomplay übernehmen würde, wäre das nicht sehr ambitioniert. Es ist also viel interessanter, diesen massiven Markt von Zuhörern anzuzapfen, die noch keine legalen Streamingdienste nutzen.