Riesentang mit Riesenpotenzial

Caroline Slootweg ist Mitgründerin des niederländischen Start-up Kelp Blue, das in Namibia, Neuseeland und Alaska Pionierarbeit in der großflächigen Kultivierung von Riesentang leistet.

Caroline Slootweg
Caroline Slootweg, Mitgründern von Kelp Blue
Kelp Blue hat sich auf die Züchtung von Riesentang spezialisiert. Warum genau diese Alge?

Caroline Slootweg: Riesentang gehört zu den schnellstwachsenden Organismen auf unserem Planeten. Wir haben uns für seine Kultivierung entschieden, da er Fischen und anderen Meerestieren Nahrung und Lebensraum bietet sowie Kohlenstoff effizient bindet und über lange Zeiträume in den Tiefen des Ozeans speichern kann. Als Krone bildende Meerespflanze kann der Tang an der Oberfläche abgeschnitten werden, während ein Großteil der Biomasse im Wasser erhalten bleibt.

Sie sind vor allem in Namibia aktiv. Was zeichnet diesen Standort aus?

Slootweg: Namibia bietet ideale Bedingungen. Die Pflanzen profitieren vom kontinuierlichen Auftrieb des Benguela-Stroms, kühlem Wasser und gleichmäßiger Sonneneinstrahlung. Die ganzjährige Wachstumsfähigkeit des Riesentangs ermöglicht eine gleichmäßige Auslastung unserer Ernteschiffe und Verarbeitungsanlagen. Unser Ziel ist es, die Kultivierung im großen Maßstab zu realisieren, um Skaleneffekte zu nutzen. Derzeit planen wir den Anbau auf 800 Hektar, doch Namibia bietet uns das Potenzial zur erheblichen Ausweitung dieser Fläche.

Kelp Blue Namibia
Riesentang ist ein schnell wachsender und potenziell vielfältig einsetzbarer Rohstoff.
Was ist Ihr Geschäftsmodell?

Slootweg: Wir kontrollieren unsere gesamte Lieferkette – von der Algenzuchtstation, über den Anbau und die Ernte bis hin zur Produktion unseres Endprodukts und dem Marketing und Verkauf. Aktuell nutzen wir die Zellflüssigkeit des Riesentangs zur Herstellung von Biostimulanzien für die Landwirtschaft. Feldversuche mit Salat, Kartoffeln, Knoblauch und Weizen haben gezeigt, dass unsere Produkte die Widerstandsfähigkeit der Pflanzen erhöhen, ihr Wachstum beschleunigen und die Erträge verbessern. Dadurch kann beispielsweise der Einsatz von Düngemitteln reduziert werden.

Wie stellen Sie sicher, dass der großflächige Anbau die Umwelt nicht negativ beeinflusst?

Slootweg: Vor der Erteilung unserer Lizenz wurde eine Umweltverträglichkeitsprüfung durchgeführt, um mögliche Risiken zu identifizieren. Wir haben ein Umweltüberwachungsteam, das wöchentlich aufs Meer fährt, um Veränderungen zu dokumentieren. So können wir sowohl positive als auch negative Auswirkungen schnell erkennen und bei Bedarf reagieren. Darüber hinaus haben wir die Kelp Forest Foundation ins Leben gerufen, eine gemeinnützige Organisation, die sich mit der Analyse der sogenannten Ökosystemdienstleistungen von Algen befasst. Hierbei arbeiten wir eng mit wissenschaftlichen Institutionen zusammen.

Wie könnten Namibia und Afrika von den Algen profitieren?

Slootweg: Vor Ort schaffen wir Jobs und wir beabsichtigen, die lokale Landwirtschaft durch den Einsatz der Biostimulanzien zu verbessern. Darüber hinaus bieten Algen eine Vielzahl weiterer Anwendungsmöglichkeiten und könnten somit völlig neue Industrien in afrikanischen Küstengemeinden hervorbringen.

Vielen Dank für das Gespräch. 

 

Bilder: Kelp Blue