corporAID: Warum hat ICEP im Jahr 2003 das corporAID Magazin gestartet?

Weber: Wir von ICEP, einer wirtschaftsorientierten österreichischen NGO mit dem Ziel der globalen Armutsbekämpfung, haben nicht verstanden, warum in Österreich Globalisierung vor allem mit Problemen und nicht auch mit Chancen in Verbindung gebracht wurde und warum Unternehmen als Gegner und nicht als Partner für nachhaltige Entwicklung gesehen wurden. Dabei ist es doch evident, dass wirtschaftliche Entwicklung der Treiber für die soziale Entwicklung eines Landes ist. Gesundheit, Bildung, Menschenrechte, Mobilität, gesellschaftliche Partizipation aller – diese Ziele setzen wirtschaftliche Entwicklung ganz wesentlich voraus und gehen mit dieser einher. Daher haben wir 2003 mit dem corporAID Magazin ein Medium gestartet, das neue Sichtweisen auf Fragestellungen rund um globale nachhaltige Entwicklung und die Rolle von Unternehmen für die weltweite Schaffung von Wohlstand aufzeigt.

20 Jahre

Seit 20 Jahren ist das corporAID Magazin Themenführer bei Wirtschaft und Entwicklung sowie globaler Verantwortung und eröffnet neue Sichtweisen auf die Chancen und Herausforderungen der Globalisierung für Wirtschaft und Gesellschaft.

Wie hat sich dieser Anspruch im Laufe der Zeit entwickelt? 

Weber: Vor 20 Jahren sahen wir uns allein auf weiter Flur, heute ist Wirtschaft und Entwicklung ein wichtiges Thema der österreichischen Entwicklungszusammenarbeit. Die Welt ist auch in vielerlei Hinsicht besser geworden: In Sachen Bildung, Gesundheit und im Kampf gegen Armut gab es in den vergangenen zwei Jahrzehnten weltweit enorme Fortschritte, trotzdem leben insbesondere in Afrika immer noch Millionen Menschen in extremer Armut. Mit dem Klimawandel ist zudem eine weitere gewaltige Herausforderung dazugekommen. 

Österreich muss sich mehr denn je fragen, was es als kleines Land zur Lösung zentraler Zukunftsfragen beitragen kann. Ein Indikator für das Know-how unseres Landes sind die vielen erfolgreichen Unternehmen, die gerade auch in den Bereichen Umwelttechnologie und Erneuerbare Energie zu den Weltmarktführern zählen. Es geht heute noch mehr als früher darum, förderliche Rahmenbedingungen zu schaffen und weiterzuentwickeln, damit Unternehmen ihr wohlstandsförderndes Potenzial auch beispielsweise in afrikanischen Ländern entfalten können. 

100 Ausgaben

In 100 Ausgaben haben Top-Manager österreichischer Unternehmen über Globalisierung reflektiert und zahlreiche Experten neue Perspektiven zu entwicklungspolitischen sowie unternehmerischen Spezialthemen geliefert.

Lassen sich österreichische Unternehmen denn für globale nachhaltige Entwicklung gewinnen?

Weber: Unser Blick ist auf die Chancen gerichtet, die sich mit diesem Ansatz realisieren lassen: für Österreichs Rolle in der Welt, für die Menschen in Entwicklungsländern und auch für heimische Unternehmen im Hinblick auf neue Märkte. Dort, wo österreichische Entwicklungszusammenarbeit auf die Kooperation mit heimischen Unternehmen setzt, nämlich bei den sogenannten Wirtschaftspartnerschaften, werden diese Chancen greifbar. Im Kern haben alle Projekte gemeinsam, dass ein sehr handfester Entwicklungsnutzen geschaffen wird, der sich positiv auf das Geschäft auswirkt, weil er der Marktentwicklung, der Qualifizierung von Fachkräften oder der Verbesserung der Lieferkette dient. Die Menschen in den Ländern, wo diese Projekte umgesetzt werden, profitieren durch die Schaffung von Arbeitsplätzen, Ausbildungsmöglichkeiten, Geschäftschancen oder verbesserte öffentliche Leistungen. Und nicht zuletzt durch die allgemeine wirtschaftliche Entwicklung, zu der diese Projekte beitragen.

5.184 Seiten Impact

Auf 5.184 Seiten hat corporAID außerdem über zukunftsfähige Branchen und Trends, Investitionsmöglichkeiten und Förderungen berichtet – stets mit dem Fokus auf Emerging Markets in Asien, Afrika und Lateinamerika.

Wie sehen Sie die Zukunft des corporAID Magazins?

Weber: Wirtschaft und Entwicklung braucht eine starke Stimme in Österreich. Eine solche starke Stimme ist das corporAID Magazin. Dessen Blattlinie wird auch weiterhin von einem faktenbasierten Optimismus geprägt sein, nicht zuletzt weil wir an die gewaltige innovative Kraft von Unternehmen glauben. Wir glauben auch an die Kraft von Print, was heute eine ganz andere Herausforderung darstellt als vor 20 Jahren. Auch wenn unsere eigene Leser-Community über die Jahre gewachsen ist, könnten wir ohne die gute Vetriebskooperation mit der Tageszeitung „Die Presse“ nicht annähernd so viele Entscheider aus Wirtschaft und Politik erreichen, wie uns das heute gelingt. Mit Unterstützung durch die österreichische Entwicklungszusammenarbeit sind wir mit unseren Themen und Inhalten seit einigen Jahren auch auf Social Media präsent und haben mit „Impact weltweit“ einen corporAID Podcast zu Wirtschaft und globaler Entwicklung gestartet.

ICEP verfolgt die Mission, die Menschen zur Wirtschaft und die Wirtschaft zu den Menschen zu bringen. Daher sind wir natürlich bestrebt, corporAID gemeinsam mit unseren Partnern aus der Wirtschaft auch als Plattform weiterzuentwickeln und Impulse für konkrete Aktivitäten österreichischer Unternehmen zu geben. Am Ende geht es ja genau darum: Wir wollen mehr bewegen!

rund 5 Mio. Magazine

corporAID ist ein Special Interest Magazin, das von vielen österreichischen Unternehmen und Partnern aus Politik, Wissenschaft und Zivilgesellschaft unterstützt wird. Dank der Kooperation mit auflagenstarken Trägermedien erreicht es seit der 1. Ausgabe eine große Leserschaft.


Zur Person

Bernhard Weber ist Mitgründer und Geschäftsführer der in Wien ansässigen Entwicklungsorganisation ICEP, die seit 2003 das corporAID Magazin herausgibt. Der promovierte Betriebswirt ist seit 1996 in der Entwicklungszusammenarbeit tätig. 

Foto: Wanderer