Interview

Bei Soft Loans im Spitzenfeld

Ausgabe 77 – September | Oktober 2018

OeKB-Vorstand Helmut Bernkopf über das Geschäft mit gebundenen Finanzkrediten in Österreich.

Helmut Bernkopf,
Vorstandsmitglied OeKB
Wie entwickelt sich das Soft Loan-Business?

Bernkopf: Die Nachfrage ist nach wie vor hoch. Wir haben 2017 mit 29 Projekten um insgesamt 214 Mio. Euro eine neuerliche Steigerung gegenüber den Vorjahren erreicht. Die meisten Geschäfte wickeln wir dabei weiterhin in Asien ab, mit Indonesien, Vietnam und den Philippinen an der Spitze. Die Richtung geben dabei im Wesentlichen die Exporteure vor, die mit ihren Produkten überzeugen.

Für welche Exporteure sind Soft Loans interessant?

Bernkopf: Österreichische Unternehmen mit Soft Loan-fähigen Produkten kommen stark aus den Bereichen Gesundheit, Bildung und Wasserversorgung, sind aber auch bei Katastrophenschutz und Infrastruktur gut vertreten, dazu kommt noch etwas Energie, E-Government und Kultur. Derzeit haben wir Soft Loans für knapp hundert Exporteure aushaftend.

Was raten Sie Firmen mit Interesse an einer Soft Loan-Finanzierung?

Bernkopf: Wir empfehlen, möglichst früh mit uns Kontakt aufzunehmen. Es gibt viele Voraussetzungen und Besonderheiten, die das Empfängerland, das Projekt, aber auch den Exporteur selbst betreffen. Wenn wir bereits im Vorfeld eingebunden werden, können Projekte adaptiert werden, sodass sie die Kriterien für eine Genehmigung erfüllen.

Welche Risiken ergeben sich durch Soft Loans für die Republik Österreich?

Bernkopf: In den letzten zwanzig Jahren gab es keine Schadensfälle bei Soft Loan-Projekten. Das liegt auch daran, dass wir bei Soft Loans die beste Sicherheit, nämlich eine Staatsgarantie des Abnehmerlandes, verlangen. Außerdem verpflichten sich das interessierte Land und der Käufer zu einem bis zu dreistufigen Monitoring, je nach Projektgröße. Zusätzlich informieren sich BMF und OeKB auch vor Ort über die Projekte.

Wie steht Österreich bei Soft Loans im internationalen Vergleich da?

Bernkopf: Wenn wir die Zahl der Soft Loan-Projekte betrachten, die im Zeitraum von 1995 bis 2015 finanziert wurden, liegt Österreich mit 540 Projekten auf Platz 2 hinter Spanien. Dazu zählt Österreich volumenmäßig in Europa zu den größten Gebern. Weltweit gesehen sind aber Japan und Südkorea unübertroffen.

Auch bei Soft Loan-Finanzierungen herrscht Wettbewerb. Wo liegen für Österreich hier die Herausforderungen?

Bernkopf: Empfängerländer stellen zumeist konkrete Anforderungen an die Kreditkonditionen, wollen sehr hohe Projektvolumina oder arbeiten zum Teil nur mit gewissen Gebern zusammen. Indien beispielsweise konzentriert sich ganz auf die G7-Länder. Wir sehen aber auch, dass Empfängerländer sich bewusst für österreichische Lieferanten entscheiden, weil sie hohen Wert auf Qualität und Langlebigkeit legen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: OeKB / PAGE SEVEN

Zur Hauptstory

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Der Soft Loan ist eine gefragte Finanzierungs­lösung für Vorhaben in Entwicklungsländern und soll dabei zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Exportförderung und Entwicklung.