Interview

3DCP: Mit Druck die Baubranche verändern

Magazin 97 – Winter 2022/23

Das dänische Unternehmen COBOD stellt Konstruktions-3D-Drucker her, mit denen unter anderem in Malawi ein Schulgebäude, in Angola Wohnhäuser und in Österreich ein Bürozubau für die Strabag gedruckt wurden. Für Marketingchef Philip Knudsen befindet sich 3D Concrete Printing, kurz 3DCP, noch lange nicht am Ziel, aber in steter Evolution.

Philip Knudsen
Philip Knudsen, Head of Global Marketing & Communication COBOD
COBOD will die globale Bauindustrie durch 3D-Drucktechnologie verändern. Wie sieht der Status Quo aus?

Knudsen: 3D-Drucktechnologie wird in ein paar Jahren zu einer Disruption der Baubranche führen, aber noch stehen wir ganz am Beginn. Unsere Kunden zählen zu den ersten, die mit der Technologie arbeiten. Seit unserer Gründung haben wir fast 60 Drucker verkauft. Diese drucken in Nord- und Südamerika, in Europa, Asien, Australien und Afrika. In den USA werden sie am meisten eingesetzt. Derzeit werden unsere Konstruktionsdrucker hauptsächlich für das Fundament und die Wände von Wohnhäusern verwendet, aber unsere Technologie eignet sich auch für Windkraftanlagen, Bürogebäude oder Schulen. Und wir entwickeln auch den Druck von Lager- und Wassertanks. 

Für 3D-Bauwerke muss der Drucker auf die Baustelle transportiert, dort aufgestellt und bedient werden. Inwiefern ist dies traditionellen Bauweisen überlegen?

Knudsen: Wir vergleichen unsere Technologie oft mit der Evolution des Mobiltelefons. Wenn wir auf die Anfänge der Mobiltelefone in den 1990er Jahren zurückblicken und sie mit dem vergleichen, was wir heute haben, werden wir eine enorme Entwicklung feststellen. Die 3DCP-Technologie entwickelt sich viel schneller. Als wir 2017 unser erstes Gebäude in Kopenhagen gedruckt haben, haben wir dafür einen Monat gebraucht. Kürzlich haben wir drei Häuser in nur 30 Stunden fertiggestellt. In unserer Pipeline haben wir auch multifunktionale Bauroboter. Das heißt, irgendwann werden wir nicht nur Wände drucken, sondern mithilfe von Robotern beispielsweise auch die Armierung und die Dämmung automatisieren. Wir haben die Vision, dass auf Baustellen 50 Prozent der Prozesse automatisiert ablaufen werden.

Ein Problem des 3D-Druck sind oft die hohen Materialkosten. Wie lässt sich das am Bau lösen? 

Knudsen: Die Materialfrage ist genauso wichtig wie der Drucker selbst. Wir setzen auf Open-Source-Materialien, das heißt, wir können aus herkömmlichen Rohstoffen wie Zement, Sand und Kies 3D-druckbaren Beton herstellen. Dazu haben wir mit dem Unternehmen CEMEX eine Betonmischung mit patentierten Zusatzmitteln entwickelt. Bei unserer D.fab-Lösung muss nur ein Prozent der Rohstoffe zentral zugekauft werden, aber das sind nur geringe Kosten. 99 Prozent lassen sich lokal beschaffen, müssen daher auch nicht weit transportiert werden. Im Vergleich zu Trockenmörtel, den alle anderen 3D-Druckunternehmen der Baubranche verwenden, ist unsere Lösung fünf bis zehn Mal günstiger. Wir können heute ein 190 Quadratmeter-Haus zu Gesamtmaterialkosten von 3.000 Dollar drucken, wie es uns bei einem Projekt im Oman gelungen ist. 

Wie sinnvoll ist 3D-Bau speziell für Entwicklungsregionen?

Knudsen: Wenn man beispielsweise in Afrika Geld für Materialien sparen und eine maximale Lebensdauer des Gebäudes erreichen will, ist die 3DCP-Lösung die bessere Lösung als konventionelle Bauweisen. Das hat viele Gründe: die Schnelligkeit des Drucks, die niedrigeren Materialkosten und der geringere Arbeitskräftebedarf – es braucht nur drei Personen auf der Baustelle. 

Vielen Dank für das Gespräch. 

 

Foto: COBOD