Interview

Sichtbar machen, was funktioniert

Ausgabe 95 – Sommer 2022

Das Züricher Start-up Restor will mit einer Datenplattform die Renaturierung der Welt unterstützen. Was das „Google Maps für Naturschutzprojekte“ alles leisten kann, erklärt CEO Clara Rowe im Interview mit corporAID.

Clara Rowe
Clara Rowe, Restor

Welche Mission verfolgt Restor?

Clara Rowe: Restor hat den Auftrag, den Erhalt und die Wiederherstellung der Natur zu unterstützen und zu beschleunigen – es geht uns um Artenvielfalt, um Menschen und ums Klima. In der Wiederherstellung von Wäldern, die ökologisch und sozial verantwortungsvoll bewirtschaftet werden, steckt großes Potenzial: Sie kann die Ernährungssicherheit für mehr als 1,3 Milliarden Menschen verbessern, 299 Gigatonnen CO2 binden und 60 Prozent des erwarteten Artensterbens verhindern. Restor hilft, dieses Potenzial zu erschließen, indem wir mehr Transparenz in die Wiederherstellungsbemühungen bringen, Peer-to-Peer-Lernen ermöglichen und standardisierte wissenschaftliche Informationen sowie erstklassige Satellitenbilder bereitstellen. Damit können Projektbetreiber auf der ganzen Welt fundiertere Entscheidungen treffen.

Baumbestand-Check via Restor
Baumbestand-Check via Restor

Was sind wichtige Erfolgsfaktoren für die Renaturierung?

Rowe: Erfolgreiche Renaturierungsprojekte verfolgen im allgemeinen klare Ziele, die den lokalen und globalen Notwendigkeiten entsprechen. Sie haben ein ökologisch sinnvolles Konzept, achten auf die Beteiligung der lokalen Bevölkerung, insbesondere von Frauen, auf transparente Berichterstattung und auf ein langfristiges Engagement. Die Anpflanzung von Bäumen ist ein beliebter Lösungsansatz, der die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Es gibt aber auch andere Maßnahmen, die je nach Projektziel oft besser geeignet sind. Natürliche Regeneration ist beispielsweise eine erfolgreiche Methode, um landwirtschaftliche Produktion auf degradierten Böden zu verbessern.

Rund um Baumpflanzungsprojekte gibt es immer wieder Sorge um fehlende Nachhaltigkeit. Wie kann man Nachhaltigkeit sicherstellen?

Rowe: Jede Art der Wiederherstellung von Ökosystemen ist ein komplexer Prozess. Bei erfolgreichen Baumpflanzprojekten geht es um zahlreiche Details wie das Setzen einheimischer Arten oder, wenn aus wirtschaftlichen Gründen andere Arten gewählt werden, dass diese nicht invasiv sind. Gute Projekte achten außerdem auf Vielfalt, den natürlichen Lebensraum, den optimalen Pflanzzeitpunkt und auch auf die Präferenzen der lokalen Bevölkerung. Aber auch wenn ein Projekt misslingt, kann man daraus lernen. Schlechte Projekte sind ja in der Regel nicht darauf ausgerichtet, absichtlich Schäden herbeizuführen. Indem wir Projekte dokumentieren und die Informationen teilen, machen wir sichtbar, was funktioniert und was nicht. 

Warum sollten sich Unternehmen Restor anschließen?

Rowe: Restor hilft Unternehmen, den Fortschritt und den Impact ihres Engagements für die Natur zu verfolgen und zu überwachen. Mit der damit verbundenen Transparenz können sie auch glaubwürdig über ihre Projekte sprechen. Außerdem werden sie Teil eines globalen Netzwerks, verbinden sich mit anderen Unternehmen, mit Wissenschaftern, Naturschutzexperten und Technologieanbietern. Das schafft eine enorme Chance für gegenseitiges Lernen und Zusammenarbeit. Und schließlich ist jeder Beitrag zu Restor auch ein Beitrag für die Wissenschaft – der letztlich allen hilft, die sich dieser Art der Arbeit widmen.

Vielen Dank für das Gespräch.

Nähere Infos: Restor

 

Foto: beigestellt