Sie haben vor drei Jahren Manuyoo gegründet, warum?
Jan-Marc Lischka: Der Gedanke dahinter war, Konsumenten in Europa, vor allem im deutschsprachigen Raum, den Zugang zu Produkten, die auf dem afrikanischen Kontinent hergestellt werden, zu erleichtern. Wir haben festgestellt, dass es viele spannende Produkte in Afrika gibt, aber auch, dass die Handelsbilanzen zwischen Europa und Afrika immer noch von kolonialen Strukturen geprägt sind. Das heißt, wir importieren hauptsächlich Rohstoffe und unverarbeitete Produkte aus Afrika, was dazu führt, dass die Wertschöpfung weiterhin in Europa oder anderen Teilen der Welt stattfindet. Unser Ziel ist es, ein Umdenken im Konsumverhalten zu fördern und mehr Produkte mit afrikanischer Wertschöpfung in unseren Alltag zu integrieren. Irgendwann sollte jeder europäische Haushalt nicht nur zwei oder drei, sondern hundert „Made in Africa“-Produkte bei sich zu Hause vorfinden.
Welche Produkte landen auf der Manuyoo-Plattform?
Lischka: Wir bezeichnen uns selbst nicht als Plattform, denn unser Angebot ist bewusst kuratiert. Wir sind dabei, einen vielfältigen Warenkorb zusammenzustellen, der die Breite und Diversität des afrikanischen Kontinents widerspiegelt. Irgendwann wollen wir Produkte aus allen 55 afrikanischen Ländern anbieten. Wir setzen uns intensiv mit den Unternehmen auseinander und führen Gespräche mit den Unternehmerinnen und Unternehmern, um ihre Motivation und Geschichte zu verstehen. Wir prüfen die Produktionsbedingungen sehr genau, aber letztendlich spielt auch unser persönliches Bauchgefühl eine große Rolle bei der Auswahl.
Wie unterstützen Sie die Unternehmen?
Lischka: Sobald wir potenzielle Produkte identifiziert haben, prüfen wir diese auf ihre Eignung für den europäischen Markt. Dies betrifft Aspekte wie Produktkennzeichnung und in einigen Fällen Laboruntersuchungen, insbesondere bei Lebensmitteln und Kosmetika. Wir bieten auch Unterstützung beim Schutz der Marke und diskutieren mit unseren Partnern Markterwartungen und Kundenpräferenzen. Vor allem das Feedback der Kunden bietet unseren Partnern wertvolle Möglichkeiten zur Weiterentwicklung. Damit können sie den europäischen Markt irgendwann selbstständig bedienen und wachsen.
Und Manuyoo unterstützt die Unternehmen auch mit Lager und Logistik?
Lischka: Ja, denn eine große Herausforderung der Unternehmen besteht darin, von Ghana, Kenia oder Uganda aus Kunden in Europa zu beliefern. Die Erwartungen der Kunden sind stark von Amazon geprägt, das heißt sie erwarten schnelle Lieferungen in wenigen Tagen. Dies ist schwer umsetzbar, wenn Produkte aus einem anderen Kontinent geliefert werden. Zusätzlich wollen Kunden hier in Europa einen Ansprechpartner haben, falls der Schuh nicht passt oder eine Rücksendung gewünscht ist. Da die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten, in der Regel kleine und mittelständische Unternehmen sind, haben sie oft nicht die Ressourcen, um sofort eine eigene Präsenz in Europa aufzubauen.
Sind europäische Kunden skeptisch im Hinblick auf die Qualität?
Lischka: Europäische Kunden haben manchmal Schwierigkeiten zu glauben, dass Produkte wie hochwertige Laufschuhe aus Afrika kommen können. Das liegt an Vorurteilen und Stereotypen über Afrika, die vor allem Armut, Hunger und Spendenbedürftigkeit suggerieren. Wir glauben, dass es für die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Europa und Afrika ganz entscheidend ist, dieses Narrativ zu ändern. Unser Ansatz umfasst daher mehrere Elemente: Wir bieten hochwertige Produkte, eine ansprechende Präsentation und die Vorstellung der Unternehmen, die hinter den Produkten stehen. Wir wollen eine menschliche Verbindung zwischen Kunden und Herstellern aufbauen, damit ein Umdenken erreichen und Vertrauen schaffen.
Vielen Dank für das Gespräch!
Den Onlineshop Manuyoo finden Sie hier!