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Ausgabe 100 – Herbst 2023

Laut Georg Jungwirth waren die heimischen Hidden Champions in der Vergangenheit äußerst krisenfest – die hohen Energiepreise könnten dies jedoch ins Wanken bringen.

 
Hidden-Champions_Jungwirth-Porträt
Georg Jungwirth, FH Campus 02
Wie sieht der durchschnittliche österreichische Hidden Champion aus?

Jungwirth: Der durchschnittliche österreichische Hidden Champion ist ein Maschinenbauer oder ein Unternehmen aus der metallverarbeitenden Industrie, ist in den Industriebundesländern Steiermark oder Oberösterreich beheimatet, macht 80 Mio. Euro Jahresumsatz und beschäftigt etwa 400 Mitarbeiter.

Und er wird von der Eigentümerfamilie geführt?

Jungwirth: Ja, um die 75 Prozent der österreichischen Hidden Champions sind Familienbetriebe. Und diese zeichnen sich durch flache Hierarchien aus: Nicht nur einmal hat mir ein Geschäftsführer gesagt, dass er von seinen hunderten Mitarbeitern jeden einzelnen per Vornamen kennt. Und Familienbetriebe müssen nicht wie börsennotierte Unternehmen quartalsmäßig Zahlen liefern. Dadurch können sie ihre Strategie und Ziele langfristig planen. Oft denken Familienunternehmer in Generationen, was sich auch auf die Unternehmenskultur und Mitarbeiter auswirkt. Das macht sie krisenfest, wie sich in der Finanz- sowie Coronakrise gezeigt hat.

Gilt das auch für die Energie- und Teuerungskrise?

Jungwirth: Da fehlen noch die Daten. Aber was man bereits sagen kann: Ein wesentlicher Erfolgsfaktor für Hidden Champions in Österreich und Deutschland, beides Hochlohnländer, ist das Erreichen von überlegener Produktqualität, exzellentem Service und hochinnovativen Produkten, um sich gegen die günstigere Konkurrenz aus anderen Ländern durchzusetzen. Dieses Muster lässt sich bei mehr als 90 Prozent der österreichischen Hidden Champions beobachten. Sie investieren durchschnittlich zehn Prozent ihres Umsatzes in Forschung und Entwicklung und sind technologisch führend in ihren jeweiligen Branchen. Allerdings könnten einige dieser Unternehmen ihre Spitzenposition verlieren, wenn sich die Rahmenbedingungen weiter verschlechtern und die Produktionskosten steigen, insbesondere im Hinblick auf die Energiekosten. Die Mitbewerber in den USA oder Asien haben andere Energiepreise als die Hidden Champions in Österreich und Deutschland. Wenn diese Kostenunterschiede weiterwachsen, könnte dies die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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