Interview

Afrikanische Lösungen

Ausgabe 95 – Sommer 2022

Antonella Mei-Pochtler, Sonderbeauftragte im Bundeskanzleramt, über den Kofi Annan Award for Innovation in Africa und einen neuen Blick auf den Kontinent.

Antonella Mei-Pochtler, Bundeskanzleramt
Antonella Mei-Pochtler, Bundeskanzleramt
Was zeichnet die Finalisten des Kofi Annan Preises aus? 

Antonella Mei-Pochtler: Die neun Finalistenteams haben einiges gemeinsam: Sie wollen den Zugang zu Gesundheitsservices für alle Menschen leistbar machen. Es sind echte Social Entrepreneurs, die Impactorientierung vorbildhaft leben. Außerdem sind digitale Lösungen für alle Teilnehmer selbstverständlich: Was bei uns oft noch als Hilfsmittel gesehen wird, ist bei ihnen zentraler Teil der Lösung. Und die meisten teilen den Plattformgedanken, das heißt, sie wollen mit verschiedenen Partnern zusammenarbeiten, um eine breitflächige Lösung zu schaffen. Was den Reifegrad der Unternehmen betrifft, würde ich noch bei fast allen von einer Frühphase sprechen. Sie haben alle bei ihren Skalierungsvorhaben mit regulatorischen Barrieren zu kämpfen, vor allem, wenn sie über die Grenzen ihres Heimatmarkts hinaus expandieren wollen. Daher wünschen sich die Finalisten vor allem Smart Money: neben Finanzierung den Austausch mit Experten, um Geschäftsmodelle skalierfähig zu machen.

Was hat Sie im Laufe des Auswahlprozesses persönlich beeindruckt? 

Mei-Pochtler: Ich war überrascht, wie schwer es war, aus den 330 Einreichungen zunächst neun Finalisten und schließlich die drei Gewinner auszuwählen. Es gibt tolle Talente und Lösungen in Afrika. Besonders gut gefällt mir, dass viele Gründerinnen dabei sind, die engagiert großartige Teams aufgebaut haben. 

Wird der Preis auch neue Impulse für die Sicht auf unseren Nachbarkontinent liefern?

Mei-Pochtler: Die Berichterstattung über Afrika ist sicherlich geprägt von Themen wie Dürren und Hunger, Konflikte und Korruption, Flüchtlingskrisen oder die starke Präsenz von China und Russland. Mit dem Award wollen wir zu einer neuen Sichtweise beitragen, zum „Umparken im Kopf“, wie es in einer Werbekampagne so treffend hieß. Nämlich, dass es in Afrika nicht nur Probleme gibt, sondern auch Chancen und Lösungen, die direkt vor Ort entstehen. Von heute auf morgen wird sich die Sicht auf Afrika nicht ändern, aber es ist ein guter Anfang. Insofern freue ich mich, dass der Kofi Annan Award fortgesetzt wird, so dass wir auch künftig tolle Unternehmen sichtbar machen und Nachhaltiges schaffen.

Vielen Dank für das Gespräch! 

 

Foto: Bundeskanzleramt