Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck und die Unternehmer Hakeem Belo-Osagie und Angelika Huemer (v.l.) diskutierten beim Afrikatag über aktuelle Trends am Nachbarkontinent.

05.11.2020 Mariana Kühnel, stellvertretende Generalsekretärin der Wirtschaftskammer Österreich WKÖ, konnte rund 300 Teilnehmer beim Afrikatag 2020 am 5. November begrüßen. Dieser fand gezwungenermaßen virtuell statt, die Coronakrise lässt natürlich auch das größte österreichische Gesprächsforum für die afrikanisch-österreichischen Wirtschaftsbeziehungen nicht unberührt.

Bei den hochkarätigen Keynotes und Panel-Diskussionen wollten die meisten Sprecher aber lieber das Positive und die Potenziale, die sich österreichischen Unternehmen in Afrika bieten, in den Blick nehmen, als sich zu lange mit Klagen über die aktuellen Probleme aufzuhalten. Nach Kühnels einleitenden Worten gaben die österreichischen Wirtschaftsdelegierten aus Kairo, Nairobi, Johannesburg und Casablanca einen Einblick in die aktuelle wirtschaftliche Situation.  

Beispielsweise versucht Ägypten, durch großformatige Infrastruktur- und Bauprojekte aus der Krise zu kommen – hier ergeben sich auch viele Chancen für österreichische Unternehmen. Ruanda hingegen dürfte für österreichische Start-ups sehr interessant sein. Und auch die südafrikanische Energiekrise bietet heimischen Green-Tech-Unternehmen Chancen. WKÖ-Vizepräsidentin Amelie Groß fasste zusammen: „Afrika sollte heutzutage in keiner Exportstrategie fehlen, Diversifizierung ist schließlich wichtiger denn je.“  

Afrika wächst zusammen

Für die beiden folgenden Keynotes wurde nach Lagos und Kigali geschaltet. Mo Abudu, nigerianische Medienmogulin und laut Forbes „Afrikas erfolgreichste Frau“, ermutigte österreichische Unternehmen, sich eine feste Basis in Afrika aufzubauen, von der aus viele Länder des Kontinents bearbeitet werden könnten – gerade angesichts der neuen afrikanischen Freihandelszone AfCFTA. Afrika sei nicht weniger als „die Zukunft der Welt“. Auch für Soraya Hakuziyaremye, Handelsministerin Ruandas, hat das Abkommen eine enorme Bedeutung. Dieses beschleunige die Schaffung regionaler Wertschöpfungsketten sowie ganz grundsätzlich die dringend nötige Industrialisierung des Kontinents. „Das heutige Afrika ist viel geeinter als in der Vergangenheit. Wir haben gemeinsame Aspirationen und sprechen mit einer gemeinsamen Stimme“, sagte sie. 

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck betonte in der folgenden Diskussion vor allem die wichtige Rolle innovativer junger Unternehmen und Start-ups. Und auch Hakeem Belo-Osagie, einer der führenden nigerianischen Unternehmer und Investoren, sagte, dass die Digitalisierung in Afrika durch die aktuelle Krise einen enormen Boost erhalten habe – bis hin in den Gesundheitsbereich, so würden in Afrika viele Patienten per Mobiltelefon beraten.

Österreich sei bereits jetzt viel mehr Unternehmern in Afrika ein Begriff, als es hierzulande bisweilen den Anschein haben mag, fügte Belo-Osagie hinzu. Verantwortlich dafür seien vor allem die VN-Organisationen in Wien. „In Afrika gelten Österreicher ähnlich wie die Deutschen als fleißig und sehr akkurat. Zudem kommt Ihnen zugute, dass Österreich keine Kolonialgeschichte in Afrika hat. Ich denke, gerade in den Bereichen Infrastruktur, Gesundheit und Landwirtschaft ist für österreichische Unternehmen in Afrika viel mehr möglich“, sagte Belo-Osagie. Einen Tipp gab er österreichischen Unternehmern, die Business in Afrika anstreben, noch mit auf den Weg: „Es ist sehr wichtig, dass Sie eine gute und persönliche Beziehung zu Ihren Partnern und Kunden aufbauen. Sie müssen diese Personen zu Ihren Freunden machen. Vergessen Sie also nicht, den Kindern Ihrer Geschäftspartner zum Geburtstag zu gratulieren!“ 

Projekte in der Pipeline

In einem weiteren Panel zeigten Unternehmensvertreter aus China, Portugal und der Türkei, dass es großes Interesse gibt, mit österreichischen Unternehmen in Afrika zu kooperieren, vor allem im Infrastrukturbereich. Dabei stehen zahlreiche Finanzierungs- und Absicherungsinstrumente zur Verfügung, wie Erwin Marchhart und Ferdinand Schipfer von der Oesterreichischen Kontrollbank sowie Michael Wancata von der Oesterreichischen Entwicklungsbank betonten. Letztere hat bereits vier konkrete Projekte österreichischer Unternehmen in Afrika identifiziert, die nächstes Jahr finanziert werden.

Anschließend standen B2B-Gespräche zwischen österreichischen und afrikanischen Unternehmen genauso auf dem Programm wie individuell zugeschnittene Beratungen durch die österreichischen Wirtschaftsdelegierten, die in Afrika aktiv sind.  

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