Leitartikel

Innovativ

Christoph Eder, corporAID

Ausgabe 83 – September | Oktober 2019

Christoph Eder, Chefredakteur des corporAID Magazin
Christoph Eder, Chefredakteur

Mitte September geht es für ein knappes Dutzend österreichischer Start-ups für zwei Wochen nach Kapstadt. Dort werden die Gewinner der Africa Innovation Challenge der Wirtschaftskammer nicht nur den South Africa Innovation Summit besuchen, sondern auch an einem Akzelerator-Programm teilnehmen, um ihre innovativen Lösungen, Technologien und Konzepte erfolgsversprechend nach Afrika bringen zu können. Innovationen, die einen Beitrag zu globaler nachhaltiger Entwicklung leisten, sind mittlerweile auch in Österreich Thema. So sucht aktuell nicht nur die staatliche Förderbank AWS in einem Digital Innovation Call nach Unternehmen, die mit digitalen Technologien einen Beitrag zu den globalen Zielen für nachhaltige Entwicklung leisten, auch die Forschungsförderungsgesellschaft möchte unter dem Schlagwort Impact Innovation weltweit Problemen ohne optimale Lösung den Kampf ansagen.

Das ist positiv, besteht doch gerade in Entwicklungsländern eine gewaltige Nachfrage nach wirtschaftlichen Ansätzen für soziale Herausforderungen. Und auch der Klimawandel verlangt nicht nur nach Aufmerksamkeit auf der Grundlage der Technik von gestern (Stichwort Segelboot), sondern benötigt Lösungen von morgen. Innovationen und daraus entwickelte marktfähige Produkte sind global mehr denn je gefragt.

Dass man hierzulande auch bei Innovationen mit Mehrwert einen klassisch österreichischen Weg beschreitet, überrascht – oder auch nicht. Es zeigt nämlich, dass das Thema wirklich angekommen ist, und zwar auf eine Weise, mit der Politik und Verwaltung geübt umgehen können: Im Zentrum der Aktivitäten stehen altbewährt eher kleinteilige Förderungen zahlreicher Institutionen ohne übergeordnete Strategie.

Dass Staaten in diesem Bereich durchaus strategisch vorgehen können, zeigt beispielsweise Finnland. Hier setzt man seit vielen Jahren auf sogenanntes Growth Business, das auf den Stärken der finnischen Wirtschaft und Gesellschaft aufbaut: Von der Problemlösung bis zur Skalierung des Geschäftsmodells wurden bereits hunderte finnische Unternehmen im Rahmen einer langfristigen Strategie mit vielen Millionen Euro dabei unterstützt, mit Innovationen auf neuen Märkten einen Betrag zu nachhaltiger Entwicklung zu leisten.

Österreich fehlt es an vergleichbaren Ansätzen und den passenden Instrumenten. Seien es die Entwicklung von angepassten Geschäftsmodellen, Pilotprojekte, um Marktkenntnisse zu erlangen, oder Finanzierungen, die den Namen Risikokapital auch in der Praxis verdienen – hier klafft eine gewaltige Lücke. Wenn Österreich zur Lösung globaler Probleme beitragen möchte, wäre es vielleicht schon innovativ genug, nach dem Vorbild anderer europäischer Länder erst einmal ein Ökosystem zu schaffen, das es jungen genauso wie etablierten Unternehmen erleichtert, mit ihren Produkten und Dienstleistungen auf schwierigen Märkten zu reüssieren.

Foto: Mihai M. Mitrea