Das Desertec-Desaster zeigte eindrucksvoll, dass große Worte und Pläne allein nicht ausreichen. Namhafte deutsche Unternehmen wie RWE, E.ON und die Deutsche Bank schlossen sich 2009 unter dem Banner Desertec zusammen, um in der nordafrikanischen Wüste enorme Mengen grünen Stroms zu produzieren und nach Europa zu exportieren. Doch das 400 Milliarden-Vorhaben stieß aufgrund des gigantischen Umfangs, technischer Schwierigkeiten, der unsicheren politischen Lage und fehlender Einbindung lokaler Akteure auf immer mehr Skepsis. Schließlich wurde kein einziges Solarpanel aufgestellt, das Vorhaben verlief im Sande. Wenn heute also Wasserstoffgroßprojekte in afrikanischen Wüsten realisiert werden sollen, muss einiges anders laufen: Anstatt alles auf einen Standort zu setzen, sollte eine diversifizierte Strategie verfolgt und zugleich die lokale Zivilgesellschaft eingebunden werden, um auf die Bedürfnisse vor Ort einzugehen. Der Fortschritt des Mammutprojekts im Süden Namibias könnte in dieser Hinsicht wertvolle Erkenntnisse liefern.
Kommentar
Desertec 2.0?
Frederik Schäfer, corporAID
Ausgabe 98 – Frühjahr 2023