Aline Uwase kommt aus Kigali, Ruanda. 2015 gründete die 30-Jährige das Sozialunternehmen The HappyNes, das Frauen mit Gewalterfahrungen Ausbildung und Arbeit im Textil- und Ledersektor bietet. Zudem veranstaltet sie einen regelmäßigen Business Talk in Kigali. Uwase hat Information Science am Kigali-Campus der Mount Kenya University studiert.
Was ist Ihr Business Case?
The HappyNes verkauft hochwertige Textil- und vor allem Lederwaren an Geschäftsleute im aufstrebenden Ruanda sowie an Touristen aus aller Welt. Als Sozialunternehmen helfen wir Frauen, die Opfer von Gewalt wurden, sich selbst zu versorgen, indem sie diese Produkte herstellen. Dazu erhalten sie von uns ein Training, das sich in den ersten drei bis sechs Monaten auf die Schneiderei konzentriert. In dieser Grundausbildung lernen sie, verschiedene Arten von Accessoires herzustellen. Danach wählen wir einige für eine weiterführende Ausbildung im Ledersektor, also für die Herstellung von Schuhen und Taschen, aus. Noch können wir sie nur in Ausnahmefällen einstellen, wenn sich eine Gelegenheit auf dem B2B-Markt ergibt. Doch bis 2028 wollen wir von den 500 Frauen, die wir bis dahin ausbilden werden, mindestens 100 auch anstellen. Und die Nachfrage ist gegeben: Das Interesse an unseren Produkten wächst nicht nur in Kigali.
Wie sieht Ihr typischer Arbeitstag aus?
Er pendelt zwischen inhaltlichem Management und Mitarbeiterführung. Ich kümmere mich um mein kleines Team, Ressourcen, Kunden und Programme, die auf die Ausbildung des Teams oder das Fundraising abzielen.
Wie viel Geld verdienen Sie persönlich?
Das hängt von der jeweiligen wirtschaftlichen Lage des Unternehmens ab. Ich glaube nicht, dass ich es jemals geschafft habe, mir mehr als 500 Euro im Monat auszuzahlen. In schlechten Monaten kann mein Gehalt bis auf 100 Euro sinken.
Was sind Ihre größten Erfolge?
Die Zahl der Frauen, die wir Jahr für Jahr neu ausbilden, wächst kontinuierlich. Einige betreiben bereits eigene Schneidereien. Wir haben einen Proof of Concept für The HappyNes und eine Validierung von potenziellen Kunden sowohl im B2C- als auch im B2B-Bereich, insbesondere in Ruanda. Wir sehen auch international eine wachsende Nachfrage und werden bald mit dem Export nach Südafrika, Deutschland und Belgien beginnen. Um unsere Einnahmen steigern zu können, müssen wir jedoch unsere Produktion erhöhen und unser Marketing ausbauen.
Gibt es etwas, das Sie im Rückblick anders machen würden?
Rückblickend würde ich mehr in meine Ausbildung als Gründerin investieren, damit ich das Unternehmen von Anfang an richtig strukturiere und führe. Ich würde selbstbewusster und widerstandsfähiger sein wollen und unsere Vision stets und unumwunden vertreten.
Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsumfeld? Erhalten Sie von staatlicher Seite Unterstützung?
Das Business-Ökosystem in Ruanda ist noch im Aufbau begriffen, aber ich bin Teil einer Unternehmergemeinschaft, durch die ich Unterstützung bei der Werbung für The HappyNes erhalte. Bei einem von mir mitveranstalteten Business Talk namens Sunday Market sprechen wir regelmäßig über Herausforderungen und Chancen für Unternehmerinnen und Unternehmer in Ruanda. Außerdem habe ich Zugang zu einem Pool von staatlichen Programmen, durch die ich versuche, Investoren zu finden.
Wie beeinflusst die politische und wirtschaftliche Situation in Ihrem Land Ihre Geschäftstätigkeit?
Ich bin dankbar, dass Ruanda nach dem traumatischen Völkermord vor 30 Jahren nun ein sicheres Land ist. Dass von staatlicher Seite Unternehmertum und Investitionen gezielt gefördert werden, ist genau das, was wir brauchen, um wirtschaftliche Sicherheit und Inspiration zu erlangen.
Welchen Rat würden Sie Mitbürgern geben, die daran denken, ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Bei der Gründung eines Unternehmens sollte man sich auf die Bereiche konzentrieren, die einem am Herzen liegen, denn ein Unternehmen zu führen, ist wirklich schwer und erfordert viele Opfer. In wirtschaftlich herausfordernden Momenten muss ich mich zumindest auf meine Leidenschaft verlassen können.