Angesichts multipler Krisen gewinnt Entwicklungszusammenarbeit an Bedeutung. Immer mehr Staaten setzen auf wirtschaftliche Kooperation mit Entwicklungsländern und darauf, Unternehmen als Partner zu gewinnen. Österreich ist dabei nur überschaubar erfolgreich. Natürlich gibt es einzelne Vorhaben, die Unternehmen mit Unterstützung der Entwicklungszusammenarbeit umsetzen. Im internationalen Vergleich spielt Österreich aber nur in der dritten Liga, wenn es darum geht, die Kraft der Wirtschaft für die Erreichung der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung zu mobilisieren. Das verwundert ein wenig, ist doch Armutsbekämpfung durch die Förderung der wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung ein Hauptziel der heimischen Zusammenarbeit mit ärmeren Ländern. Im entsprechenden neuen Strategiepapier sind dem Thema aber nur ein paar wenig handfeste Absätze gewidmet.
Zentrales Instrument der Zusammenarbeit mit Unternehmen sind in Österreich die sogenannten Wirtschaftspartnerschaften. Hier beteiligt sich die Entwicklungszusammenarbeit finanziell an Vorhaben, mit denen Unternehmen an Standorten oder in ihrer Wertschöpfungskette in Schwellen- und Entwicklungsländern beispielsweise in Berufsbildung, Klimaschutz oder Umwelt- und Sozialstandards investieren. Laut Bundeshaushalt sollen im nächsten Jahr 22 neue Wirtschaftspartnerschaften starten. Das ist so bescheiden wie ambitioniert, waren es 2021 doch lediglich zwei.
Man würde nun erwarten, dass mit viel Einsatz neue Wege in der Akquise von Projekten beschritten und die Bürokratie auf das wirklich Notwendige beschränkt wird. Und dass Instrumente weiterentwickelt und Innovationen gewagt werden. Leider verfügt die zuständige Austrian Development Agency dafür weder über Mandat noch Mittel. Zudem fühlen sich Unternehmen allzu oft weniger als Partner denn als Fördernehmer, denen wenig subtil vermittelt wird, dass man auf ihre Vorhaben auch verzichten kann.
Zugrunde liegt ein großes Missverständnis: Unternehmen sollen keine Akteure innerhalb der Entwicklungszusammenarbeit werden, die sich auf Fördermanagement und das Überwinden von atmosphärischen und administrativen Hürden spezialisieren. Die Wirklogik von Wirtschaft und Entwicklung unterscheidet sich nämlich deutlich von jener der klassischen Entwicklungszusammenarbeit: Denn hier sollte der soziale Nutzen die Folge eines wirtschaftlichen Mehrwerts sein. So schaffen Unternehmen überall auf der Welt Wohlstand.
Eine aktuelle Evaluierung der österreichischen Aktivitäten im Bereich Wirtschaft und Entwicklung beurteilt diese denn auch als durchwachsen und ortet Verbesserungsbedarf. Nicht angesprochen wird der verrutschte Blick auf Unternehmen als Partner der Entwicklungszusammenarbeit. Wenn Veränderungen zu Verbesserungen werden sollen, muss zuerst die Perspektive zurechtgerückt werden.
Foto: Mihai M. Mitrea