Bis zum Jahr 2030 will die Weltgemeinschaft im Rahmen der globalen Ziele für nachhaltige Entwicklung SDG Armut bekämpfen, Umwelt bewahren und Wohlstand schaffen. Die Beschäftigung mit der Agenda 2030 nimmt mittlerweile vielerorts an Fahrt auf. Österreich befindet sich dabei im internationalen Vergleich nicht auf der Überholspur. Eine aktuelle Studie im Auftrag des Europäischen Parlaments zur SDG-Umsetzung reiht uns innerhalb der EU nur auf Platz 24. Es mangle vor allem bei Strategie, Monitoring und langfristiger Orientierung, so die Aussage.
Ebenfalls zu den Schlusslichtern zählt Österreich bei der SDG-Berichterstattung an die Vereinten Nationen – der erste Zwischenbericht soll erst zum spätest möglichen Termin im Sommer 2020 vorgelegt werden. Man kann das angesichts von erwartbar bescheidenen Inhalten für einen cleveren Zugang halten. In jedem Fall steht die Frage im Raum: Warum ist das so?
In Österreich gibt es die Tendenz, europäische und internationale Anliegen und Rahmenwerke, von denen wir nicht unmittelbar selbst profitieren und die sich somit nicht für Klientelpolitik eignen, primär einmal als notwendiges Übel zu betrachten. Und zu versuchen, uns mit dem geringstmöglichen Aufwand auf eine Weise durchzuwurschteln, dass der überschaubare Einsatz auf der großen Bühne nicht unangenehm auffällt. So ist das leider auch bei der Agenda 2030.
Viele Länder haben in einem koordinierten Prozess eine langfristige SDG-Strategie verabschiedet – Österreich setzt auf Mainstreaming. In der Theorie bedeutet das, globale nachhaltige Entwicklung in alle bestehenden Strategien zu integrieren. Was auf den ersten Blick nach einem seriösen Zugang aussieht, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen aber als Versuch, möglichst wenig am Status quo zu ändern – das aber durch das Applizieren von bunten SDG-Pickerln zu kaschieren. In den Bereichen, wo ein entwickeltes Industrieland keine Agenda 2030 braucht, um hohe Standards zu gewährleisten, mag das sogar funktionieren. Was den internationalen Beitrag Österreichs betrifft, hilft dieser spezielle Mainstreaming-Ansatz aber nicht wirklich weiter.
Staaten, die über eine entsprechende Strategie verfügen, liegen in allen Vergleichen zur SDG-Umsetzung besser. Der Trick für einen erfolgreichen globalen Beitrag zur Agenda 2030 liegt dabei nicht in der Strategie als solcher. Vielmehr ist es der Zugang, internationale Rahmenwerke mit den eigenen Interessen und Kompetenzen zu matchen und in der Folge auch als Chance für Wirtschaft und Gesellschaft zu formulieren, die man mit aufgeklärtem Eigeninteresse zielgerichtet verfolgt. Ob das dann in der Umsetzung einer Strategie oder im Rahmen von Mainstreaming geschieht, ist zweitrangig. Da es hierzulande vor allem ums Durchwurschteln geht, eignet sich Letzteres zweifellos besser.