Im Sommer 2017 startete die Revolution auf Wiens Straßen: Zwei asiatische Firmen platzierten bunte Leihräder in der Stadt, die sich unkompliziert und günstig per App mieten ließen – und erstmals ganz ohne Stationen auskamen. Heuer im August waren die revolutionären Räder plötzlich wieder weg. Ein Anbieter begründete den Rückzug mit den hohen regulatorischen Auflagen in Wien, der andere meldete Insolvenz an.
Gut, denken die einen, es gab ohnehin zu viele und oft kaputte Räder, die im Weg standen. Schade, meinen die anderen, denn Bike Sharing ist umweltfreundlich und nachhaltig, und passt auch ganz zum „Nichts mehr besitzen, sondern nur noch benutzen“-Zeitgeist. In den vergangenen Jahren sind jedenfalls Milliarden Dollar Risikokapital in die globale Verbreitung der an sich sympathischen Idee geflossen. Entstanden ist daher eine riesige Blase mit vielen unprofitablen Anbietern. Googlen Sie einmal „Fahrrad, Friedhof, China“ und Sie finden Bilder von riesigen Rad-Müllhalden. Geschäftsmodelle, die Nachhaltigkeit verkaufen, ohne selbst nachhaltig zu sein, sind eher nicht die ganz große Revolution.