Ich bin selbstverständlich dagegen, wenn kostbarer Regenwald abgeholzt oder abgefackelt wird, um Palmöl anzubauen oder um Rinder grasen zu lassen. Ich bin ebenfalls dagegen, dass einzelne Staaten den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen verzögern. Dagegen bin ich jedoch auch, wenn wir Europäer meinen, diese – häufig in Schwellen- und Entwicklungsländern situierten – Probleme mit dem erhobenen Zeigefinger lösen zu können. Beim Palmölstreit mit Indonesien müssen wir anerkennen, dass dort 20 Millionen Jobs an dieser Industrie hängen. Im Streit um das Mercosurabkommen müssen wir auch die Perspektive brasilianischer Bauern einnehmen – und uns klar werden, dass China im Falle eines Scheiterns parat stünde (und kaum Interesse am Amazonasschutz hat). Und globaler Klimaschutz ist nur mit den und nicht gegen die Golfstaaten – sowie Öl- und Gasunternehmen – zu machen. Wir müssen lernen, dass Kompromissbereitschaft und Perspektivwechsel keine Zeichen von Schwäche sind, sondern der einzige Weg nach vorne.
Kommentar
Zeigefinger
Frederik Schäfer, corporAID
Ausgabe 100 – Herbst 2023