Gastkommentar

Rhetorik und Realität

Fred Luks, Nachhaltigkeitsexperte

Ausgabe 89 – Winter 2020

Fred Luks, Nachhaltigkeitsexperte
Fred Luks, Nachhaltigkeitsexperte

Dass Rhetorik und Realität nicht übereinstimmen, ist ein oft gehörter Vorwurf in Politik und Wirtschaft. Genau besehen ist das natürlich zu simpel: Rhetorik ist Teil der Realität und prägt diese wesentlich mit. Dennoch: Wenn es um Nachhaltigkeit und CSR geht, ist die Unterscheidung sinnvoll. Wo viel angekündigt und wenig gehandelt wird, ist Kritik angebracht. Das Wort „Greenwashing“ bringt das auf den Begriff.

Die schlechte Nachricht ist: Sowas gibt es. Die gute Nachricht ist: Es wird immer schwieriger, damit durchzukommen. Unternehmen, die viel reden und wenig tun, gehen mittlerweile ein großes Reputationsrisiko ein. Denn: Die gesellschaftliche Sensibilität für Themen wie Klimaschutz ist erheblich gewachsen. Und: Die globale mediale Vernetzung macht es immer schwerer, mit substanzlosen Behauptungen durchzukommen.

Ankündigungen nachhaltigen Verhaltens darf man deshalb durchaus positiv sehen. Denn die Wahrscheinlichkeit, dass sie symbolisch bleiben und keinerlei Wirkung entfalten, ist heutzutage eher gering. Auch hier gilt: Sprache schafft Wirklichkeit – zumindest langfristig. Frei nach Lincoln: Man kann alle Leute einige Zeit zum Narren halten und einige Leute dauernd; aber alle Leute dauernd zum Narren halten – das kann man nicht.


Fred Luks ist Forscher, Publizist und Moderator und begleitet Organisationen bei der Transformation zur Nachhaltigkeit. fredluks.com

Foto: Christina Häusler
 

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