Gastkommentar

Im Kollektiv zu höheren Standards

Juliane Reinecke, King's College London

Ausgabe 81 – Mai | Juni 2019

Juliane Reinecke, Professorin für Internationales Management und Nachhaltigkeit am King's College in London
Juliane Reinecke, Professorin für Internationales Management und Nachhaltigkeit am King’s College in London

Heuer jährt sich das Unglück von Rana Plaza zum sechsten Mal. Die Tragödie, bei der 1.100 Arbeiter einer Textilfabrik in Bangladesch ihr Leben verloren, verdeutlichte einmal mehr, dass in globalen Wertschöpfungsketten der gute Wille und selbst Verhaltenskodizes einzelner Unternehmen nicht ausreichen, um gute Arbeitsbedingungen bei Zulieferern sicherzustellen. Seither wurden vielversprechende Lösungsansätze getestet, um grundlegende Verbesserungen zu erzielen. Ein Beispiel ist das Bangladesch-Abkommen, in dessen Rahmen sich mehr als 200 Unternehmen freiwillig höhere Standards in Sachen Gebäudesicherheit und Brandschutz auferlegt haben. In kurzer Zeit hat die Initiative viel erreicht: Zahlreiche Sicherheitsinspektionen und Sanierungen wurden durchgeführt und die Zahl der tödlichen Unfälle konnte signifikant gesenkt werden. 

Was man daraus lernen kann? Durch den Zusammenschluss von Unternehmen können Ressourcen gebündelt und hochwertige Audits finanziert werden, und dank größerer Hebelwirkung werden Zulieferer bei Nicht-Einhaltung wirksamer sanktioniert. Im Kollektiv schafft man also trotz nicht-staatlicher Regulierung ein Level Playing Field für alle Marktteilnehmer – mit Ergebnissen, die ein Einzelner allein nicht erreichen könnte.

Foto: Reinecke