In Österreichs Supermärkten ist das Siegel „Donau Soja“ auf jedem Eierkarton aus konventioneller Landwirtschaft zu finden. Denn 80 Prozent der Legehennen werden hierzulande – nach einer Selbstverpflichtung der großen Handelsketten im Jahr 2013 – mit Donau Soja gefüttert. In der Geschichte der gleichnamigen Organisation markierte diese Vereinbarung einen Meilenstein. Für die Unternehmen entlang der Lieferkette, von der Hühnerfarm über die Ölmühle und das Sojalager bis hin zu den Anbaubetrieben, bedeutet sie ein Plus an Sicherheit und Planbarkeit. Neben „Donau Soja“ ist gleichwertig der Standard „Europe Soya“ etabliert.
Der Verein Donau Soja fördert seit mehr als zehn Jahren den nachhaltigen Sojaanbau in Europa. Diese Bemühungen werden mit der massiven Abhängigkeit der europäischen Viehwirtschaft von Sojaeinfuhren begründet: Fast 90 Prozent des Bedarfs stammen aus Übersee – hauptsächlich aus Brasilien, den USA und Argentinien. Häufig erfüllt importiertes Soja jedoch nicht die zahlreichen Nachhaltigkeitskriterien der EU. Denn es beruht zumeist auf gentechnisch verändertem Saatgut oder wird unter Einsatz bedenklicher Pestizide angebaut, weist einen Zusammenhang mit der Abholzung von Regenwald auf und trägt durch weite Transportwege zum Klimawandel bei.
In der EU darf grundsätzlich nur gentechnikfreies Soja angebaut werden. Für den freiwilligen Donau Soja-Standard darf der Sojaanbau darüber hinaus nicht zur Umwandlung natürlicher Ökosysteme wie Savannen führen, es sind Anforderungen zum Pflanzenschutz einzuhalten und internationale Sozial- und Arbeitsrechte zu beachten. Ein dreistufiges Kontrollsystem sichert die Einhaltung des Standards entlang der gesamten Wertschöpfungskette von Sojabohnen, -lebens- und -futtermitteln. Der Markt honoriert diese Bemühungen: Von der Rekordernte 2023 von 12,2 Mio. Tonnen Soja aus europäischem Anbau waren immerhin bereits eine Million Tonnen Donau Soja-zertifiziert.
Mit der ADA als Partner
Dieser Erfolg ist das Ergebnis einer Strategischen Partnerschaft zwischen der Organisation Donau Soja und der Austrian Development Agency ADA zur Förderung des Anbaus von nachhaltigem Soja in der östlichen und südöstlichen EU-Nachbarschaft. In allen vier Projektländern zusammen wurden innerhalb der Projektlaufzeit insgesamt 2,3 Millionen Tonnen Soja zertifiziert.
Im Rahmen der Strategischen Partnerschaft konnten seit 2017 die lokalen Beratungsstrukturen verstärkt und Soja-Wertschöpfungsketten in Serbien, Bosnien-Herzegowina, Moldau und der Ukraine etabliert werden. ADA-Projektmanagerin Susanne Thiard-Laforet sieht das Förderziel erreicht: „Der Anbau von hochwertigem Soja hat strukturell benachteiligten Regionen im EU-Umfeld Zugang zum europäischen Agrarmarkt und zur europäischen Lebensmittelindustrie eröffnet und damit langfristige Einkommensmöglichkeiten für mehr als 2.000 Kleinbetriebe geschaffen.“
Große Reichweite
Im Rahmen der Kooperation führte Donau Soja über seine lokalen Büros mehr als 400 Einzelaktivitäten durch, von Trainings über Beratungen, Workshops, Feldtage, Konferenzen, Netzwerkveranstaltungen bis hin zu Studienbesuchen und der aktiven Teilnahme an Messen. Mehr als 10.000 Produzenten nutzten die Angebote, mehr als 500 Unternehmen wurden angesprochen. „Wir haben in den vier Ländern in lokalen Verbänden, Beratungsdiensten, Instituten, Universitäten und unterschiedlichen Gremien sehr gute und interessierte Umsetzungspartner gefunden“, sagt Susanne Fromwald, Generalsekretärin von Donau Soja. Dabei wurden Soja-Produzenten aus Ost- und Süodosteuropa mit dem europäischen Lebensmittelhandel und anderen Partnern zusammengeführt. Sie erklärt: „Diese längerfristigen Lieferbeziehungen machen es dem Abnehmer möglich, hochqualitatives Soja verlässlich und zu bestmöglichen Preisen zu beziehen.“ Zum Vergleich: Der Marktpreis für eine Tonne Donau Sojaschrot liegt aktuell bei 540 Euro, der importierte ist 100 Euro billiger.
„Je nach Ausgangslage wurden in jedem Land andere Ziele erreicht“, berichtet Fromwald. In der Ukraine etwa konnten 26 große Sojaproduzenten für die Umstellung auf Donau Soja gewonnen und auch ein Sojaverarbeiter zertifiziert werden. Dass es unter politischer Patronanz der Nachbarstaaten gelang, dieses Soja auch nach Kriegsbeginn in die EU zu exportieren, wertet Fromwald dabei als den größten Erfolg in diesem Land. In Serbien konnte der Anbau von nachhaltigem Soja stark angekurbelt werden, weil Betreiber norwegischer Aquakulturen langfristige Abnahmeverträge eingegangen sind.
In Moldau wurde unter Mitwirkung des österreichischen Umweltbundesamts über einen Stakeholderdialog, Workshops und Beratung der Behörden eine EU-kompatible gesetzliche Regelung zum gentechnikfreien Anbau von Soja beschlossen. Dazu wurde ein Sojaverarbeiter, der nun auch schon österreichisches Donau Soja mahlt, zertifiziert. Weiters wurden Lebensmittel aus gentechnikfreiem Soja erstmals in den lokalen Handel gebracht. In Bosnien-Herzegowina wurde mit dem Landwirtschaftsministerium ein nationaler Gentechnikfrei-Standard errichtet und an der Marktentwicklung gearbeitet. „Es hat sich einiges bewegt“, so Fromwald. Dass sich Donau Soja-gelabelte Eier und weitere Lebensmittel heute auch in den Anbauländern Serbien, Moldau und Bosnien-Herzegowina in den Regalen größerer Handelsketten finden, ist ein sichtbarer Beweis dafür.
Fotos: Donau Soja
Gentechnikfreies Soja aus und für Europa
Donau Soja wurde 2012 als gemeinnütziger Verein in Wien gegründet, um den Anbau und Absatz von gentechnikfreiem, herkunftsgesichertem Qualitätssoja aus der Donauregion zu fördern und als Marke zu etablieren. Hofer, Rewe und Spar sind Gründungsmitglieder. Der bald auf Europe Soya ausgeweitete Verein zählt heute 332 Mitglieder aus Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft aus 32 Ländern. Unternehmen der gesamten Soja-Wertschöpfungskette – von der Saatgutherstellung bis zum Tierfutter- und Lebensmittelhandel – tragen die Idee mit. 19 Regierungen haben sich für eine verbesserte und unabhängige Proteinversorgung Europas ausgesprochen und geben dem Projekt politischen Rückhalt. Präsident von Donau Soja ist Matthias Krön, ehemals Miteigentümer der auf Sojaprodukte spezialisierten Mona-Gruppe im Burgenland. Das Systemgeschäft – Zertifizierungen, Vernetzung, Beratung und Fortbildung der Partner, Forschung, Förderung von Rahmenbedingungen – wird durch die Donau Soja GmbH mit Büros in Österreich, Moldau, Serbien und Ukraine abgewickelt und über Lizenzen sowie Partnerschaften finanziert.
Finden Sie hier Berichte über frühere Wirtschaftspartnerschaften der Austrian Development Agency mit verschiedenen Partnern:
• Toplehrgang für Wartungstechniker Wie Sekem Energy in der Türkei einen Lehrgang für Windkraftanlageninstandhaltung etabliert hat und damit eine große Ausbildungslücke schließt. (corporAID Magazin Ausgabe 101, Winter 2023/24)
• Dachziegel aus Altplastik: Cool, chic und öko Wie Amabo in Kamerun aus Altplastik ein innovatives und gefragtes Recyclingprodukt erschafft. (corporAID Magazin Ausgabe 99, Sommer 2023)
• Mit dualer Lehre zum sicheren Job: Wie Mondi die duale Lehre in Côte d‘Ivoire und Marokko fördert. (corporAID Magazin Ausgabe 98, Frühjahr 2023)
• Gamechanger für Asiens Kleinbauern: Wie Pessl Instruments Kleinbauern in Südostasien mit moderner Messtechnik unterstützt. (corporAID Magazin Ausgabe 97, Winter 2022/23)
• Hoffnung für viele Patienten: Wie Medizinprodukteanbieter Lohmann & Rauscher nachhaltige Ausbildungsstrukturen für Ärzte und Krankenpfleger im Bereich Wundmanagement in Malaysia schafft. (corporAID Magazin Ausgabe 96, Herbst 2022)
• Balkandelikatessen: Wie der Wiener Importeur Balkan Express mit handgefertigten Bioaufstrichen- und pürees Lieferketten in Serbien, Mazedonien und Bosnien-Herzegowina stärkt. (corporAID Magazin Ausgabe 95, Sommer 2022)
• Fuß fassen in Afrika: Wie sich der Blumen- und Nahrungspflanzenexperten Delphy aus den Niederlanden über Pilotprojekte einen Markt in Subsahara Afrika aufbaut. (corporAID Magazin Ausgabe 94, Frühling 2022)
• 250 Sofas und mehr: Über die Stärkung eines Lieferanten im Kosovo durch den Objekteinrichter Foness (corporAID Magazin Ausgabe 93, Winter 2021/22)
• Rückholung des Waldes: Über ein Aufforstungsprojekt im Kosovo durch den Zellulosefaserkonzern Lenzing (corporAID Magazin Ausgabe 92, Herbst 2021)
• Weide statt Kohle: Über dem Ausbau des Biomassemarkts in Serbien durch ein internationales Konsortium unter der Führung von E3 International (corporAID Magazin Ausgabe 91, Sommer 2021)
• Fenster für Innovationen über die Unterstützung des Sozialunternehmerförderers Ashoka Austria beim Transfer erfolgreicher Tools nach Ostafrika (corporAID Magazin Ausgabe 90, Frühjahr 2021)
• Hören können! über die Einrichtungen eines breiten Angebots im Bereich Hörgesundheitin Bangladesch und der Elfenbeinküste durch den Hörimplantatehersteller MED-EL (corporAID Magazin Ausgabe 89, Winter 2020)
• Hygiene am Bauernhof über Marktvorbereitungen der Firma Calvatis in Brasilien (corporAID Magazin Ausgabe 88, Herbst 2020)
• App hilft beim Thema Nr. 1 über eine Covid-19-Beratung für Ärzte und Pfleger in Entwicklungsländern durch MedShr (corporAID Magazin Ausgabe 87, Sommer 2020)
• Nutzen statt Verbrennen über das Lobbying für Fackelgas statt importiertem Diesel im Verkehr in Nigeria durch ETEFA (corporAID Magazin Ausgabe 86, Frühjahr 2020)
• Fachkräfteschmiede über den Aufbau einer Ausbildungsstätte für technische Berufe im Kosovo durch Hysni Ymeri (corporAID Magazin Ausgabe 85, Anfang 2020)
• Cashew-Business über den Aufbau einer lokalen Verarbeitung von Öko-Nüssen in Tansania durch Umweltberater Paul Schreilechner