Kommentar

Treiber des Wandels

Frederik Schäfer, corporAID

Ausgabe 105 – Winter 2024/25

Frederik Schäfer, corporAID Team
Frederik Schäfer, Chef vom Dienst

Kenias Dynamik ist anziehend. Das sehen Millionen Touristen so. Das sehen die Vereinten Nationen sowie zig NGO und ihre Mitarbeiter so. Und das sehen zunehmend auch ausländische Unternehmen so, die in Ostafrikas Wirtschaftszentrum Geschäfte machen wollen. Und so war auch die jüngste Learning Journey der Unternehmensberater Karin Krobath und Hans Stoisser, an der ich als berichtender Teilnehmer mitwirken durfte, geprägt von inspirierenden Begegnungen. Dabei wurde allerdings auch deutlich: Die gewaltigen Herausforderungen des Landes – von der Verschuldung bis zur Jugendarbeitslosigkeit – lassen sich nicht über Nacht bewältigen. Was Mut macht: Die Proteste der jungen Generation, die das politische Establishment kürzlich aufgerüttelt haben, mögen zwar vorerst abgeflaut sein. Ihr Engagement für Veränderung aber wird den Aussagen vieler junger Kenianer nach weitergehen – und nebenbei hoffentlich die Stabilität der kenianischen Demokratie sowie das Selbstbewusstsein dieser aufstrebenden Generation unter Beweis stellen.

Unter den Millionen jungen Kenianern finden sich zweifellos auch viele potenzielle Fachkräfte für Europa – auf die wir dringend angewiesen sind und die wir entsprechend mit offenen Armen empfangen sollten. Dennoch ist klar: Es braucht dort einen verstärkten Fokus auf Ausbildung, besonders für jene, denen der Zugang zu den guten Universitäten des Landes verwehrt bleibt. So führte unsere Learning Journey etwa ins hervorragende Kibondeni College, wo junge Frauen aus prekären Verhältnissen eine fundierte Ausbildung im Gastgewerbe erhalten – unter anderem mit Unterstützung von ICEP.

Für mich schließt sich mit dieser intensiven Auseinandersetzung mit Kenia ein Kreis: Vor knapp sieben Jahren widmete ich meinen ersten corporAID-Artikel den Marktchancen im Nachbarland Äthiopien – nun bildet der wirtschaftliche Blick auf Kenia den Schlusspunkt meiner corporAID-Tätigkeit. Neue Aufgaben warten. Was ich aus sieben Jahren an der Schnittstelle zwischen Wirtschaft und globaler Entwicklung mitnehme: Ein vorwiegend krisenfokussierter Blick auf Entwicklungsländer wird deren Vielfalt nicht gerecht und hemmt wirtschaftlichen Austausch. Und viele gutgemeinte europäische Vorgaben (bzgl. Lieferketten, Entwaldung und Co) erweisen sich letztlich als Bärendienst. Was es braucht, sind echte Partnerschaften auf Augenhöhe, nachhaltige Investitionen in lokale Wertschöpfung sowie den Mut, voneinander zu lernen. Und Medien wie das corporAID Magazin, die sich diesen Themen ernsthaft widmen.

Foto: Mihai Mitrea