Aus dem kleinen Ort Mäder in Vorarlberg, nahe der Schweizer Grenze, hat die Gunz Warenhandels GmbH den gesamten Weltmarkt im Auge. Rund 20 Prozent ihres Umsatzes macht sie mit Schokolade und Pralinen. „Nahezu jeder außerhalb Europas will europäische Schokolade essen – das spielt uns natürlich in die Karten“, erklärte Firmengründer Werner Gunz einmal im Gespräch mit dem Cash Handelsmagazin.

Eigenmarken, die in enger Abstimmung mit rund 15 Herstellern in Deutschland, Belgien, Italien und anderen europäischen Ländern entstehen, bilden das Gros des Sortiments, internationale Markenprodukte, die zugekauft werden, runden es ab. Allein im Schokoladesegment führt Gunz 200 Produkte – und alle sind aus Fairtrade-Kakao hergestellt.

Gunz engagiert sich seit 2017 für Fairtrade. Die größte Herausforderung bei der Umstellung war, dass die gesamte Lieferkette mitziehen musste. Alle Partnerbetriebe ließen sich zertifizieren und verpflichteten sich zum Einkauf des – in der Regel teureren – Fairtrade-Kakaos. Für Gunz war dies ein logischer Schritt im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensführung. Die Mehrkosten für die Fairtrade-Zertifizierung und Lizenzierung von über einer Million Euro jährlich trägt das Unternehmen selbst – ohne Aufpreis für die Endkunden. „Unsere Marge ist heute geringer, unser Gewinn kleiner, aber das ist es uns wert“, betonte Werner Gunz.

Am Ursprung der Scholokade: Gunz-GF Michael Temel in der Elfenbeinküste

Hilfe vor Ort

2021 reiste Michael Temel, Schwiegersohn und Nachfolger von Werner Gunz an der Unternehmensspitze, in die Elfenbeinküste, um sich persönlich ein Bild vom Kakaoanbau zu machen. Die Elfenbeinküste erzeugt zusammen mit Ghana nahezu 70 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos – die Wahrscheinlichkeit, dass ivorischer Kakao in Gunz-Produkten steckt, ist somit hoch. Begleitet wurde Temel vom Verein Fairtrade Österreich.

Die Lage der Kakaobauern ist zunehmend prekär: Klimabedingte Ernteausfälle und wachsender Preisdruck durch Großhändler lassen ihre Gewinne schrumpfen. Dazu kommt, wie Anna Lönhard, Key Account Managerin bei Fairtrade Österreich, erklärt: „Wenn die Bauernfamilien keine Abnehmer finden, die zu Fairtrade-Bedingungen einkaufen wollen, fallen sie auch noch um die Fairtrade-Prämie um, die an den Einkauf des zertifizierten Kakaos gebunden ist.“

Die Bauernkooperative CEDA in der Elfenbeinküste zum Start der Fortbildungsinitiative im November 2024

Mit Fairtrade als Umsetzungspartner an der Seite, entschied Temel unter den Eindrücken der Reise, eine zusätzliche Maßnahme zur Stärkung des ersten Glieds der Lieferkette zu setzen. „Wir wollen Kakaobauern, die sich bemühen, die Fairtrade-Standards einzuhalten, befähigen, gutzahlende Abnehmer ihres nachhaltig und umweltfreundlich produzierten Kakaos zu finden“, so der Unternehmer. Im Auftrag von Gunz entwickelte das österreichische Fairtrade-Team gemeinsam mit Fairtrade Afrika ein dreijähriges Trainingsprogramm für zwei verkaufsschwache Kakaokooperativen im Landesinneren mit insgesamt rund 2.000 Mitgliedern. Die Austrian Development Agency (ADA) sagte zu, das Projekt im Rahmen einer Wirtschaftspartnerschaft finanziell zu unterstützen. ADA-Programm-Manager Christian Schober lobt das Konzept: „Die Stärke des Projekts liegt im ganzheitlichen Trainings- und Kapazitätsaufbau unter der Ägide der Fairtrade-Standards.“

Erste Schritte

Ende 2024 erfolgte der Kick-off in beiden Kooperativen – und das lokale Fairtrade-Team ging daran, unterstützt von Fachkräften aus der Region, den Ausbildungsbedarf zu erheben und einen dreistufigen Trainingsplan zu entwickeln. Daniela Aichmann, bei Fairtrade für die Projektabwicklung zuständig, erläutert: „Im Zentrum des Projekts stehen der Aufbau interner Strukturen, das Management der Kooperativen und die Einhaltung unserer Standards. Weitere Themen sind nachhaltige Anbaumethoden, Klimaanpassung, die Einbindung von Frauen und Nachwuchskräften sowie der Schutz vor Kinderarbeit. Alle Maßnahmen tragen dazu bei, den Marktzugang der Kooperativen zu verbessern.“ Dazu werden Gruppenworkshops und individuelle Coachings angeboten.

Michael Temel betont: „Unser Wunsch ist, dass es unseren Kakaolieferanten in Zukunft besser geht. Und auch wenn unser Beitrag nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist – er macht einen Unterschied.“

Das Schokoladesortiment von Gunz umfasst an die 200 Produkte.

DAS UNTERNEHMEN

Gunz Warenhandel

Die P8 Marketing Gmbh, 1999 von Georg Hofherr gegründet, zählt mit 60 Mitarbeitern in Innsbruck, Salzburg und Wien zu den Top 3-Marketing-Agenturen in Österreich. Zahlreiche Preise – etwa für die Kampagne zur Einführung der Rettungsgasse – bezeugen den Erfolg. 2018 gründete Hofherr mit der Auladominus Gmbh eine Beteiligungsfirma, um durch Projekte mit sozialer und ökologischer Wirkung Innovation zu fördern. So entstanden in Innsbruck mit „dreep“ und „Sinnmacher“ zwei Plattformen, die der Behandlung von Schlafstörungen und der Orientierung bei der Sinnsuche dienen. 2021 kaufte Hofherr die Elekea Ltd. in Kenia, ein Kosmetikunternehmen mit Impact auf die lokale Wertschöpfung.

Fotos: Fairtrade Afrika, Fairtrade Österreich, Gunz