von Paul Resetarits
Der Fokus liegt dennoch klar auf dem Kerngeschäft. „Wir arbeiten mit drei Technologieplattformen: Faserseil, Stahlseil und Kunststoffextrusion – organisiert in 13 Business Units, die jeweils auf besondere Kundenanwendungen ausgerichtet sind“, so Teufelberger. Im Stahlseilbereich deckt das Unternehmen Anwendungen von Seilbahnen und Bergbau über die Stahl- und Forstindustrie bis hin zu speziellen Hochleistungsseilen ab. Im Faserseilgeschäft reicht die Bandbreite von der Landwirtschaft und Industrie über Kletterseile bis zu Spezialseilen für Militär, Fahrzeuge und Schifffahrt. Weltweit führend ist man im Bereich Rettungs- und Sicherheitsseile.
„Meine Aufgabe ist es nun, dafür zu sorgen, dass wir im globalen Wettbewerb bestehen können“, sagt der CEO. Als er 2001 in das Unternehmen einstieg, war der Blick noch stark auf den heimischen Markt gerichtet. Damals erwirtschaftete Teufelberger noch 27 Prozent seines Umsatzes in Österreich, 63 Prozent im übrigen Europa und 10 Prozent im Rest der Welt. Heute, im Jahr 2024, entfallen nur noch sieben Prozent auf Österreich und 60 auf sonstige europäische Märkte. Deutlich gewachsen ist Nordamerika mit 22 Prozent des Umsatzes, während der Rest der Welt nun elf Prozent ausmacht – aber immer wichtiger wird.
Handarbeit in Thailand
Denn das Familienunternehmen will in den Emerging Markets noch stärker Fuß fassen. Die Expansion nach Thailand im Jahr 2014 war dabei ein wichtiger Schritt. Bereits 2008 hatte der Konzern ein spezielles Produktprogramm an einen taiwanischen Partner ausgelagert, der in China produzierte. Es ging um die Fertigung von Festmachern für Boote, bei denen am Ende eine Schlaufe eingespleißt wird. Diese Handarbeit erfordert rund 15 Minuten pro Stück und kostete damals in Österreich 35 Euro, in den USA 20 Euro und in China lediglich 1,50 Euro. „Da war der Druck groß, auszulagern“, erinnert sich Teufelberger.
Doch mit der Zeit begannen sich die Verhältnisse zu verschieben: Während die Löhne in China seit den 2010er-Jahren stark anstiegen, blieben südostasiatische Staaten vergleichsweise kostengünstig.
Im Zuge einer intensiven Recherchephase stieß der österreichische Seilhersteller auf Textech Asia, ein thailändisches Unternehmen unter Schweizer Leitung. „Der Eigentümer wollte sich zurückziehen, und es stand bereits ein eingespieltes Team zur Verfügung“, schildert Teufelberger. Mit der Akquisition war der Grundstein für den heutigen Produktionsstandort in der Region Pranburi gelegt.
Mittlerweile sind dort 63 Mitarbeiter tätig – sie fertigen Produkte, die viel handwerkliches Geschick erfordern, und erzielen dabei beeindruckende Leistungen: „Wir haben die flinksten Spleißerinnen und Spleißer in Thailand, welche pro Person und Tag bis zu 180 Spleißen schaffen, mit einem derzeitigen ungeschlagenen Monatsrekord von 80.000 Spleißen in unserem Werk”, berichtet der CEO.

Local-to-Local-Strategie
Die Nachfrage in der Region wächst. Besonders in Ländern mit höherem Pro-Kopf-Einkommen wie Singapur und Malaysia erfreuen sich die Markenprodukte sehr großer Beliebtheit. In anderen asiatischen Ländern hingegen findet ein Kopf-an-Kopf-Rennen mit lokalen Mitbewerbern statt. „Hier kommt es auf Kreativität, etwa bei der Farbauswahl, und auf die Schnelligkeit der Lieferkette an“, betont Teufelberger.
Doch der Wettbewerbsdruck spornt an. „Wir haben den Standort in Thailand kontinuierlich ausgebaut und verstärken unsere Vertriebsaktivitäten in Asien“, so der Firmenchef. Mittelfristig, so ist er überzeugt, wird die Größe und Dynamik des Wirtschaftsraums weitere Expansionsschritte erforderlich machen.
Das Unternehmen
Seile seit 1790
Teufelberger wurde 1790 als Hanfseilerei gegründet und ist bis heute im Mehrheitsbesitz der Familie Teufelberger. Seit mehr als 20 Jahren steht Florian Teufelberger an der Spitze des Unternehmens. Während sein Urgroßvater die Herstellung von Stahlseilen startete und sein Großvater die Kunststoffextrusion etablierte, waren es sein Vater und sein Onkel, die in den 1990er-Jahren erstmals Firmenübernahmen außerhalb Österreichs tätigten – darunter Unternehmenskäufe in Deutschland und die Eröffnung eines Produktionsstandortes in Tschechien. Florian Teufelberger hat sich zum Ziel gesetzt, das Unternehmen durch gezielte Übernahmen weiter zu internationalisieren: mit dem Kauf von New England Ropes 2007, Textech Asia 2014 und Redaelli Tecna 2017. In Zahlen ausgedrückt, ist Teufelbergers Erfolg unübersehbar: Der Umsatz des Konzerns stieg von 78 Millionen Euro im Jahr 2004 auf 300 Millionen Euro im Jahr 2024. Mittlerweile beschäftigt das Unternehmen rund 1.400 Personen.
