Österreich plant eine Afrika-Strategie. Die Ankündigung ist überfällig – und ambivalent. Überfällig, weil Afrika längst kein Randthema mehr ist. Ambivalent, weil Strategien hierzulande allzu oft mehr oder weniger gut formulierte Texte bleiben, deren Wirkung sich in Abstimmungsrunden erschöpft. In der Folge des EU-Afrika-Gipfels 2018 in Wien wurde bereits einmal versucht, so etwas wie eine österreichische Afrika-Strategie zu entwickeln. Unter dem Eindruck des damaligen Präsidenten der Afrikanischen Union Paul Kagame war die politische Absicht groß – der gewählte Ansatz war das dann deutlich weniger. Im Wesentlichen wurde – Stichwort Stocktaking – gesammelt, was Österreich ohnehin bereits mit Afrika verband. Eine Strategie entstand so nicht.
Afrika ist nicht homogen, sondern ein vielfältiger und dynamischer Raum. Mehr als 1,4 Milliarden Menschen, Bevölkerungswachstum, punktuell beeindruckende wirtschaftliche Dynamik – gleichzeitig fragile Staaten, bewaffnete Konflikte, Infrastrukturdefizite und ein zunehmender geopolitischer Wettbewerb. Während China, Russland, aber auch die Türkei und Indien klare, interessengeleitete Agenden verfolgen, ringt Europa um Kohärenz zwischen normativem Anspruch und politischer Realität. Österreich steht dabei exemplarisch für ein vertrautes Muster: Man will präsent sein, ohne Schwerpunkte zu setzen. Und man will partnerschaftlich auftreten, ohne eigene Interessen offen zu benennen.
Die Qualität der Afrika-Strategie liegt daher auch nicht in ihrer schieren Existenz, sondern in ihrer Fähigkeit zur Zuspitzung. Denn Strategie bedeutet nicht, möglichst vieles abzubilden, sondern Interessen zu definieren und Entscheidungen zu treffen. Sie muss zudem Klarheit über die eigenen Möglichkeiten schaffen. Berufliche Bildung, Wasser und Abwasser, Energie- und Umweltinfrastruktur sind Bereiche, in denen Österreich glaubwürdig wirken kann. Eine Strategie, die diese Felder nicht klar priorisiert, wird zwangsläufig im Allgemeinen verharren. Gleichzeitig dürfen unbequeme Themen wie Migration, Sicherheit und Rohstofffragen nicht ausgeklammert werden. Klar muss auch sein: Wer keine Interessen formuliert, handelt letztlich nicht auf Augenhöhe. Und wer Dokumente produziert, die wenig Verbindlichkeit und noch weniger Mittel, Steuerung und überprüfbare Ziele enthalten, handelt nicht strategisch.



