Karin Krobath ist Partnerin bei der Agentur Identifire.
Ihr Lesetipp:
Hans Rusinek, Work-Survive-Balance. Warum die Zukunft der Arbeit die Zukunft unserer Erde ist, 2023, 288 Seiten
Die Zukunft der Arbeit – und des Planeten
Work, Survive, Balance: Drei bekannte Worte in neuer Kombination – so einfach kann es sein. Die Leichtigkeit und Klarheit mit der Hans Rusinek Mega-Themen unserer Zeit kombiniert, freut mich immer noch. Als Partnerin einer Agentur für Employer Branding und Corporate Culture beobachte ich die Veränderungen in der Arbeitswelt quasi erste Reihe fußfrei. Als Mama und Geographin gehen mir die immer deutlicheren Folgen der Klimaveränderung unter die Haut. Als Staatsbürgerin beunruhigen soziale Verwerfungen und antidemokratische Tendenzen. Alles zusammen erzeugt ob Komplexität und Interdependenzen mehr Kopfschütteln als Ideen in meinem Kopf.
Hans Rusinek denkt die Zukunft der Arbeit als die Zukunft des Planeten. „Wir können nicht von Montag bis Freitag nach alten Geschäftsmodellen werkeln und dann am Wochenende mit Bio-Essen und Fahrrad fahren die Welt retten.“ Außerdem: Arbeit ist nach der Schule DER Sozialraum, in dem wir mit Menschen zusammenkommen, die nicht Familie und Freunde sind. Hier reibt man sich, hier schließt man Kompromisse, hier lernt man das eigene Ego für ein größeres Ziel hintanzustellen. Anstrengend? Ja, mitunter, aber auch verbindend und identitätsstiftend.
Um uns die Bedeutung der Arbeit klarzumachen, greift Rusinek den verbreiteten Begriff der Work-Life-Balance auf und ersetzt das „eigene Leben“ mit dem „Überleben aller“. Heilsam – finde ich das. Und vorwärtsgewandt. Denn zu viel Nabelschau verhindert den Blick auf die Gemeinschaft und die wirklichen Hebel, die es jetzt zu bedienen gilt – jenseits von Tischtennistischen, 4-Tages-Woche und Yoga in der Mittagspause.
Das Zusammendenken von Arbeit und „Rettung der Menschheit“ verlangt, dass wir Zukunft nicht in ferne Zeiten schieben, sondern im Hier und Jetzt die Folgen unserer Handlungen und Alltagsroutinen wahrnehmen. „Zukunft ist, was du als nächstes machst – oder aufhörst zu machen“, so Praxistheoretiker Rusinek. Er zeigt anhand von neun Veränderungsdimensionen das Umlernen von Arbeitspraktiken in Richtung eines Working-Planet-Modells.
Das Buch ist locker und erfrischend. Zugleich vermittelt es gut aufbereitet interessante Forschungsergebnisse und gibt Anreiz, den verständlich dargebotenen Theorie-Einblicken nachzugehen. Vor allem aber kann man es nicht beiseitelegen, ohne ins Tun zu kommen, ins Arbeiten an einer enkeltauglichen Zukunft.
Elizabeth Löffler arbeitet im Bereich Sustainability Services bei KPMG Austria.
Ihr Lesetipp:
Antje von Dewitz, Mut steht uns gut! Nachhaltig, menschlich, fair – mit Haltung zum Erfolg, 2020, 192 Seiten
Mut zur Veränderung
Der Titel sprang mir in der Buchhandlung sofort ins Auge und hätte zu jener Zeit nicht passender sein können: „Mut steht uns gut!“ von Antje von Dewitz, CEO von Vaude. Es war Sommer 2020 und ich oder vielmehr wir alle brauchten genau das: Mut. Ich hatte gerade einen Master in Strategic Leadership towards Sustainability in Schweden abgeschlossen und zog ohne Job und mit Deutschkenntnissen auf nur zweifelhaftem B2-Niveau nach Österreich, mitten in einer globalen Pandemie.
Was ich nicht erwartet hatte, war, dass das Buch einen so bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen würde. Vaude steht für umweltfreundliche Outdoor-Produkte aus fairer Herstellung. Das deutsche Familienunternehmen mit Firmensitz in Tettnang wurde 1974 von Albrecht von Dewitz gegründet. Ja, es ist ein Buch darüber, wie Nachhaltigkeit erfolgreich im Herzen einer Unternehmenskultur verankert werden kann, aber es ist auch ein Buch über so vieles mehr. Es ist ein Buch darüber, wie die Autorin ihren eigenen Weg findet und einem Unternehmen, das ihr gewissermaßen in die Wiege gelegt wurde, ihre ganz eigene Handschrift verleiht. Es ist ein Buch über Frauen in Führungspositionen und über den Mut, Dinge anders und besser zu machen.
Die Botschaft hinter diesem Buch ist heute relevanter denn je, denn der Übergang zu einer nachhaltigeren Gesellschaft erfordert viel Mut. Es braucht mehr Menschen, die aufhören zu sagen: „Nein, das haben wir schon immer so gemacht“ und stattdessen anfangen zu sagen: „Interessante Idee, lasst uns das weiter erforschen“. Diese Offenheit und diesen Mut zeigt von Dewitz in ihrem Buch immer wieder auf. Dabei schlägt sie nicht vor, Profit und Geschäftserfolg außer Acht zu lassen. Vielmehr gehen Erfolg und Gewinn für sie Hand in Hand mit ökologisch und fair produzierten Produkten. Wie dies gelungen ist, zeigt ein Blick in die Rubrik Auszeichnungen auf der Vaude-Website.
Während ich diese Zeilen schreibe und in meinem Buchexemplar blättere, habe ich die an die Buchränder gekritzelten Übersetzungen unbekannter Wörter wiederentdeckt. Und ich habe mich daran erinnert, wie viel Mut es mich im Jahr 2020 gekostet hat, einen neuen Weg in einem unbekannten Land mit einer fremden Sprache einzuschlagen. Wenn Sie also das Gefühl haben, ein wenig Mut zu brauchen, empfehle ich Ihnen, diesen im inspirierenden Buch von Antje von Dewitz zu finden.