Was frugale Innovation bedeutet
Mit dem Anstieg der globalen Mittelschicht wächst die Nachfrage nach praktischen und bezahlbaren Produkten und Dienstleistungen. In den vergangenen Jahren sind allein in den größten Schwellenländern rund 100 Millionen Haushalte in den mittleren Einkommensbereich aufgestiegen.
Österreichische Unternehmen adressieren mit ihren hochtechnischen Produkten bislang vor allem die obere Einkommensschicht dieser Länder. Das breite Mittelfeld bleibt weitgehend unerschlossen. Dabei liegt gerade hier enormes Potenzial für Produkte, die sich durch „erschwingliche Exzellenz“ auszeichnen: robuste, nutzerorientierte Lösungen, die kostengünstig bereitgestellt und betrieben werden können.
Frugale Innovationen stellen den Nutzen vor Technologie. Sie richten sich nach lokalen Anforderungen, vermeiden Übertechnisierung und setzen auf einfache, ressourcenschonende Wertschöpfungsketten. Damit leisten sie auch einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.
Chancen und Herausforderungen für Unternehmen
Österreichische Unternehmen bringen in vielen relevanten Bereichen – etwa Umwelt- und Energietechnik, Wasser- und Abwasserlösungen oder Infrastruktur – wertvolle Kompetenzen mit. Die globalen Investitionen in die Umsetzung der SDGs eröffnen ihnen attraktive neue Märkte.
- Zugang zu schnell wachsenden Middle-Income-Märkten mit großem Volumen.
- Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung und zu den SDGs.
- Aufbau neuer, resilienter Geschäftsfelder in dynamischen Regionen.
Gerade für kleine und mittlere Unternehmen erleichtert die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen, Bildungsinstitutionen und internationalen Partnern den Aufbau von Ausbildungsstrukturen, verringert Risiken und sichert langfristig Wettbewerbsfähigkeit.
Der Ansatz von corporAID
corporAID versteht sich als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Entwicklungsakteuren und Politik. Mit Publikationen, Workshops und Dialogveranstaltungen zeigt corporAID auf, wie Unternehmen gemeinsam in neue Märkte eintreten und gleichzeitig entwicklungspolitische Wirkung erzielen können. Besonders wichtig ist die Verbindung von unternehmerischem Handeln mit entwicklungspolitischer Expertise – ein Erfolgsfaktor, den corporAID aktiv fördert.
Beitrag zu den SDGs






Frugale Innovation eröffnet neue Wege, um Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit zu verbinden. Durch die Entwicklung robuster, kostengünstiger und lokal angepasster Lösungen tragen Unternehmen dazu bei, Grundbedürfnisse zu decken, neue Märkte zu erschließen und gleichzeitig ökologische und soziale Herausforderungen zu adressieren.
Neue Märkte erschließen – mit frugalen Innovationen
Unternehmen, die bedarfsgerechte und erschwingliche Lösungen für dynamisch wachsende Märkte entwickeln wollen, finden bei corporAID praxisnahe Informationen, Beispiele erfolgreicher Projekte sowie den Zugang zu relevanten Partnern, Programmen und Förderstellen.


Importförderung: neue Chancen in globalen Lieferketten nutzen

Berufsbildung: Fachkräfte ausbilden – Zukunftsmärkte gestalten
Rahmenbedingungen und Handlungsebenen
Frugale Innovation verlangt ein erweitertes Innovationsverständnis – in Unternehmen ebenso wie in der Förderpolitik. Während Österreich traditionell auf High-Tech, technologische Spitzenleistungen und komplexe Produkte setzt, wächst in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern die Nachfrage nach robusten, erschwinglichen und einfach zu wartenden Lösungen, die konkrete Probleme vor Ort lösen und dabei wirtschaftlich tragfähig sind.
Österreich investiert jährlich über 12 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, unter anderem in den Bereichen Ökoeffizienz, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Mobilität. Dieses Potenzial kann künftig stärker auf bedarfsgerechte Innovationen ausgerichtet werden, die in diesen Märkten Wirkung entfalten und gleichzeitig zu globalen Nachhaltigkeitszielen beitragen. Der Erfolg solcher Innovationen erfordert die enge Zusammenarbeit von Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Förderstellen und Entwicklungszusammenarbeit. Nur wenn alle Akteure gemeinsam agieren, entstehen praxisnahe Lösungen, die den Anforderungen der Märkte gerecht werden, wirtschaftlich umsetzbar und gleichzeitig nachhaltig sind.
Herausforderungen für Unternehmen
Unternehmen, die frugale Innovationen in Schwellen- und Entwicklungsländern entwickeln und einsetzen wollen, stehen vor spezifischen Hürden:
- Anpassung von Produkten und Geschäftsmodellen an lokale Bedürfnisse, Einkommensniveaus und Wartungsbedingungen erfordert ein Umdenken gegenüber etablierten Märkten.
- Verzicht auf gewohnte Komplexität und den Fokus auf Kernfunktionalität umzusetzen, erfordert sowohl technisches Know-how als auch flexiblere interne Prozesse.
- Fehlender direkter Marktzugang erschwert es, ein tiefes Verständnis der Endkunden und ihrer tatsächlichen Anforderungen zu entwickeln.
- Finanzierungslösungen für Endkunden sind in vielen Märkten ein zentraler Bestandteil der Marktdurchdringung, werden von Unternehmen jedoch bislang selten berücksichtigt.
Diese Herausforderungen machen deutlich, dass frugale Innovation weit mehr ist als eine reine Produktanpassung – sie erfordert ein neues Mindset, Offenheit für Kooperation und Investitionen in Marktverständnis und begleitende Services.
Beispiele aus Österreich
ANDRITZ Hydro Mini-Grid (Madagaskar)
Für eine ländliche Gemeinde in Madagaskar entwickelte ANDRITZ Hydro ein dezentrales, Diesel-freies Stromversorgungssystem auf Basis eines Kleinwasserkraftwerks mit 100 kWh Leistung. Das Projekt zeigt, wie eine robuste, lokal angepasste Technologie den Zugang zu Energie verbessern kann.
Spirit Design „Ox“-Fahrzeug (CH4PA, Brasilien)
Das Unternehmen Spirit Design entwickelte ein kostengünstiges, robustes Allzweck-Lastenfahrzeug, das auf die Bedürfnisse lokaler Kleinbetriebe zugeschnitten ist. Es nutzt einen flexiblen Antrieb mit Biomethan oder Benzin und folgt einem nutzerzentrierten, frugalen Design, das Anschaffungs- und Betriebskosten deutlich reduziert.
- Business Finland – Developing Markets Platform: unterstützt finnische Unternehmen bei SDG-relevanten Geschäftsmodellen für Schwellen- und Entwicklungsländer.
- Center for Frugal Innovation in Africa (Leiden-Delft-Erasmus Universities): akademisches Zentrum und internationales Netzwerk für frugale Innovation mit regionalen Hubs in Ostafrika, Indien und den Niederlanden.