Lupe auf orangefarbenem Hintergrund

Frugale Innovation – erschwingliche Lösungen für wachsende Märkte

Viele Schwellen- und Entwicklungsländer gewinnen als Zukunftsmärkte zunehmend an wirtschaftlicher Bedeutung. Doch europäische Unternehmen konzentrieren sich häufig auf hochentwickelte, multifunktionale und kostspielige Produkte, die in diesen Märkten nur ein schmales Luxussegment bedienen.

Frugale Innovationen setzen dagegen auf einfachere, nutzerorientierte und erschwingliche Lösungen. Sie reduzieren Komplexität auf das Wesentliche, erleichtern Produktion, Wartung und Finanzierung – und entsprechen so den Bedürfnissen einer schnell wachsenden Mittelschicht in dynamischen Märkten.

Was frugale Innovation bedeutet

Mit dem Anstieg der globalen Mittelschicht wächst die Nachfrage nach praktischen und bezahlbaren Produkten und Dienstleistungen. In den vergangenen Jahren sind allein in den größten Schwellenländern rund 100 Millionen Haushalte in den mittleren Einkommensbereich aufgestiegen.

Österreichische Unternehmen adressieren mit ihren hochtechnischen Produkten bislang vor allem die obere Einkommensschicht dieser Länder. Das breite Mittelfeld bleibt weitgehend unerschlossen. Dabei liegt gerade hier enormes Potenzial für Produkte, die sich durch „erschwingliche Exzellenz“ auszeichnen: robuste, nutzerorientierte Lösungen, die kostengünstig bereitgestellt und betrieben werden können.

Frugale Innovationen stellen den Nutzen vor Technologie. Sie richten sich nach lokalen Anforderungen, vermeiden Übertechnisierung und setzen auf einfache, ressourcenschonende Wertschöpfungsketten. Damit leisten sie auch einen Beitrag zu nachhaltiger Entwicklung.

Chancen und Herausforderungen für Unternehmen

Österreichische Unternehmen bringen in vielen relevanten Bereichen – etwa Umwelt- und Energietechnik, Wasser- und Abwasserlösungen oder Infrastruktur – wertvolle Kompetenzen mit. Die globalen Investitionen in die Umsetzung der SDGs eröffnen ihnen attraktive neue Märkte.

Gerade für kleine und mittlere Unternehmen erleichtert die Zusammenarbeit mit öffentlichen Stellen, Bildungsinstitutionen und internationalen Partnern den Aufbau von Ausbildungsstrukturen, verringert Risiken und sichert langfristig Wettbewerbsfähigkeit.

Der Ansatz von corporAID

corporAID versteht sich als Brückenbauer zwischen Wirtschaft, Entwicklungsakteuren und Politik. Mit Publikationen, Workshops und Dialogveranstaltungen zeigt corporAID auf, wie Unternehmen gemeinsam in neue Märkte eintreten und gleichzeitig entwicklungspolitische Wirkung erzielen können. Besonders wichtig ist die Verbindung von unternehmerischem Handeln mit entwicklungspolitischer Expertise – ein Erfolgsfaktor, den corporAID aktiv fördert.

Beitrag zu den SDGs

Frugale Innovation eröffnet neue Wege, um Wirtschaftswachstum und Nachhaltigkeit zu verbinden. Durch die Entwicklung robuster, kostengünstiger und lokal angepasster Lösungen tragen Unternehmen dazu bei, Grundbedürfnisse zu decken, neue Märkte zu erschließen und gleichzeitig ökologische und soziale Herausforderungen zu adressieren.

Neue Märkte erschließen – mit frugalen Innovationen

Unternehmen, die bedarfsgerechte und erschwingliche Lösungen für dynamisch wachsende Märkte entwickeln wollen, finden bei corporAID praxisnahe Informationen, Beispiele erfolgreicher Projekte sowie den Zugang zu relevanten Partnern, Programmen und Förderstellen.

Rahmenbedingungen und Handlungsebenen

Frugale Innovation verlangt ein erweitertes Innovationsverständnis – in Unternehmen ebenso wie in der Förderpolitik. Während Österreich traditionell auf High-Tech, technologische Spitzenleistungen und komplexe Produkte setzt, wächst in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern die Nachfrage nach robusten, erschwinglichen und einfach zu wartenden Lösungen, die konkrete Probleme vor Ort lösen und dabei wirtschaftlich tragfähig sind.

Österreich investiert jährlich über 12 Milliarden Euro in Forschung und Entwicklung, unter anderem in den Bereichen Ökoeffizienz, Kreislaufwirtschaft und nachhaltige Mobilität. Dieses Potenzial kann künftig stärker auf bedarfsgerechte Innovationen ausgerichtet werden, die in diesen Märkten Wirkung entfalten und gleichzeitig zu globalen Nachhaltigkeitszielen beitragen. Der Erfolg solcher Innovationen erfordert die enge Zusammenarbeit von Unternehmen, Forschungseinrichtungen, Förderstellen und Entwicklungszusammenarbeit. Nur wenn alle Akteure gemeinsam agieren, entstehen praxisnahe Lösungen, die den Anforderungen der Märkte gerecht werden, wirtschaftlich umsetzbar und gleichzeitig nachhaltig sind.

Herausforderungen für Unternehmen

Unternehmen, die frugale Innovationen in Schwellen- und Entwicklungsländern entwickeln und einsetzen wollen, stehen vor spezifischen Hürden:

Diese Herausforderungen machen deutlich, dass frugale Innovation weit mehr ist als eine reine Produktanpassung – sie erfordert ein neues Mindset, Offenheit für Kooperation und Investitionen in Marktverständnis und begleitende Services.

Beispiele aus Österreich

ANDRITZ Hydro Mini-Grid (Madagaskar)
Für eine ländliche Gemeinde in Madagaskar entwickelte ANDRITZ Hydro ein dezentrales, Diesel-freies Stromversorgungssystem auf Basis eines Kleinwasserkraftwerks mit 100 kWh Leistung. Das Projekt zeigt, wie eine robuste, lokal angepasste Technologie den Zugang zu Energie verbessern kann.

Spirit Design „Ox“-Fahrzeug (CH4PA, Brasilien)
Das Unternehmen Spirit Design entwickelte ein kostengünstiges, robustes Allzweck-Lastenfahrzeug, das auf die Bedürfnisse lokaler Kleinbetriebe zugeschnitten ist. Es nutzt einen flexiblen Antrieb mit Biomethan oder Benzin und folgt einem nutzerzentrierten, frugalen Design, das Anschaffungs- und Betriebskosten deutlich reduziert.

Internationale Beispiele