Papayamus für eine bessere Verdauung

Die niederösterreichische Firma Caricol Digestive & Immune Health GmbH produziert seit Jahren medizinisch wirksame Lebensmittel auf Basis der Papaya-Frucht. Mit Unterstützung der Austrian Development Agency ADA baut sie zur Zeit in Uganda eine zweite Wertschöpfungskette auf.

von Ursula Weber

„Es gibt nur zwei Gründe, Caricol einzunehmen“, sagt Franz Brenner und lächelt. „Entweder man hat ein Verdauungsproblem – oder man will keines bekommen.“ Der Gründer der Firma Caricol – Digestive & Immune Health weiß, wovon er spricht. Denn seine Geschichte beginnt nicht im Labor, sondern in einem buddhistischen Kloster auf Hawaii. Während eines einjährigen Genesungsaufenthalts im „Lotus“-Kloster erhielt er nach jeder Mahlzeit einen Löffel Papayamus – traditionell zubereitet, das heißt langsam erhitzt und dadurch „energetisch aufgeladen“, wie es im ayurvedischen und chinesischen Fachjargon heißt. Dass er dort zu neuer Kraft und Lebensfreude fand, schreibt er wesentlich dieser Zusatznahrung zu.

Zurück in Österreich und überzeugt davon, dass ein solcher Kraftbooster weltweit Verbreitung finden sollte, entwickelte Brenner in enger Abstimmung mit dem Kloster ein handelsfähiges Produkt. Zwei Jahre später war es so weit: Er kam mit einem klinisch getesteten, biozertifizierten Naturpräparat für besondere medizinische Zwecke auf den Markt. „Viele Menschen, die unter Verstopfung, Blähungen oder Reizdarm leiden, schwören auf die Wirkung von Caricol“, sagt Brenner. „Die Enzyme und bioaktiven Stoffe der Papaya beruhigen, regulieren und aktivieren den Verdauungstrakt.“ Und die Produktpalette wächst: Inzwischen entwickelt das Unternehmen auch Hautpflegeprodukte auf Papayabasis.

Bio-Papayas aus Sri Lanka

Um das Produkt erschwinglich zu halten, beließ Brenner das gesamte Herstellungsverfahren viele Jahre lang in Sri Lanka. Das ist eines der wenigen Länder, in denen bio-zertifizierte Papayas verlässlich verfügbar sind – und das aus zwei Gründen: Die Anwendung von Gentechnik ist landesweit verboten, und es gibt genügend Bauern, die bereit sind, den arbeitsaufwändigen biologischen Anbau zu betreiben. Die übrigen Verarbeitungsschritte finden bei einem lokalen Lebensmittelproduzenten statt. Hier wird jede Frucht händisch gewaschen, sortiert, entkernt, geschält und püriert. „Wir könnten das auch maschinell machen“, sagt Brenner, „aber dann verlieren 20 bis 30 Menschen ihren Job – und die Fasern, die wir für die Wirkung brauchen, verlieren wir gleich mit.“ Das Mus wird anschließend in einem Spezialerhitzer exakt nach Brenners Vorgaben verkocht, danach tiefgefroren nach Österreich geliefert und hier in kleinen Schlauchbeuteln als Einmalportionen abgepackt.

Spätestens als 2015 nach einer langen Dürreperiode heftige Monsunregen große Teile der Papayaplantagen wegspülten und einen Ernteausfall von neunzig Prozent verursachten, wurde Brenner klar, dass Caricol ein zweites Standbein braucht. „Wir können es uns nicht leisten, die Apotheken auch nur ein oder zwei Monate nicht zu beliefern“, sagt er. Die politische Instabilität Sri Lankas verstärkte die Entscheidung.

Das Unternehmen

Franz Brenner

Caricol Digestive & Immune Health

Die Firma Caricol – Digestive & Immune Health GmbH wurde im Jahr 2003 von Franz Brenner in Grub im Bezirk Mödling gegründet. Mit einem Lebensmittelunternehmen betrat der Marketingexperte ein für ihn bislang unbekanntes Terrain. 2004 brachte er das erste Caricol-Produkt auf den Markt. Heute sind seine diätetischen Lebensmittel und medizinischen Hautpflegeprodukte in mehr als zwanzig Ländern erhältlich, von den USA über die arabischen Staaten bis nach Japan. In Österreich und Deutschland verantwortet die Firma Allergosan den Vertrieb, die heimischen Apotheken sind bereits zu 90 Prozent abgedeckt.

Bio-Papaya aus Uganda?

Über eine Zufallsvermittlung lernte Brenner den österreichischen Kulturtechnik- und Wasserwirtschaftsexperten David Vogt kennen, der im bäuerlich dominierten Nakaseke District in Zentraluganda in der Landwirtschaft tätig war und das Potenzial eines Bio-Papaya-Anbaus erkannte. „Wir haben recht bald Pläne geschmiedet“, erinnert sich Brenner – und Vogt übernahm die Projektleitung vor Ort.

Als die Austrian Development Agency im Frühjahr 2024 bestätigte, Caricol im Rahmen einer Wirtschaftspartnerschaft bei der Erschließung zertifizierter Anbauflächen und beim Aufbau einer Verarbeitungsstätte in Uganda mit einem Zuschuss zu fördern, konnte Vogt loslegen. Als erstes gründete er ein Unternehmen, nämlich die Organic Botanical International Products Ltd., an der Caricol die Mehrheit hält, um die lokalen Aktivitäten zu steuern.

Danach musste er die Frage des intensiven Anbaus von Bio-Papaya klären. Die Ausgangslage war bekannt: Vor Ort dominieren kleine Subsistenzbetriebe, Papayas werden kaum angebaut, sie dienen nur dem Eigenverbrauch. Zudem ist der naturnahe Anbau in der ganzen Umgebung weitgehend von konventioneller Landwirtschaft abgelöst worden. Somit wurde entschieden, selbst Boden zu pachten. Vogt fand zwei geeignete landwirtschaftliche Flächen mit einer Gesamtgröße von rund vier Hektar. Ein Teil der Fläche wird nun von einer Frauengruppe bewirtschaftet, ein anderer von zwei Bauernfamilien. Diese Bäuerinnen und Bauern erhielten Schulungen zu biologischer Landwirtschaft, nahmen sie anfangs aber sehr zurückhaltend auf, berichtet Vogt. Inzwischen setzen sie die neuen Methoden aber mit wachsendem Interesse um – Praktiken wie die Gründüngung wenden sie mittlerweile auch beim Anbau von Bohnen, Kaffee und Bananen an. Das Projekt wirkt also über die Papaya hinaus.

Alles on Time

Auf den beiden von Brenner gepachteten Feldern stehen heute bereits rund 6.000 stattliche Bio-Papayapflanzen. „Der Papayabaum hat den großen Vorteil, sehr schnell zu wachsen und schon nach neun Monaten erste Früchte zu tragen“, erklärt Vogt. „Daher werden wir auch in Kürze die nötige Menge an Rohware erreichen, um – wie in Sri Lanka – mit der Produktion zu beginnen.“ Die weiteren Vorbereitungen laufen: Nach der ersten Ernte wurde umgehend die Biozertifizierung eingeleitet. Vogt fand zudem einen lokalen Fruchtverarbeiter – die künftige Partnerschaft ist bereits vertraglich fixiert. Ein Caricol-Techniker war ebenfalls vor Ort, um die Bedingungen zu prüfen. Bis die Produktion startet, wird Vogt die Papaya-Ernten in den nächstgelegenen Städten verkaufen, um die Bauern zu entlohnen.

„In Zukunft erhalten unsere Bauern ein fixes Einkommen, da das ganze Jahr über geerntet wird“, sagt Vogt. „Für viele wird das lebensverändernd sein.“ Brenner fasst zusammen: „Wir sind stolz darauf, dass Caricol ein Produkt ist, das nicht nur gesund macht, sondern auch soziale Wirkung entfaltet – und zwar dort, wo sie dringend gebraucht wird.“

Information

Im Rahmen von International Partnerships Austria können Wirtschaftspartnerschaften in Entwicklungsländern mit einem Zuschuss gefördert werden.

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Fotos: Caricol