von Ursula Weber
Vom Jung- zum Sozialunternehmer
Der heute 43 Jahre alte Schwede gründete schon als Gymnasiast mit einem Freund ein kleines Softwareunternehmen, nach der Matura 2001 brach er dann in das Himalayaland auf, um, wie er sagt, „die Welt kennenzulernen und neue Perspektiven zu gewinnen“. Die gravierenden Nöte und Missstände in dem landschaftlich prachtvollen und kulturell reichen Land – Armut, Analphabetismus, Müllberge, schwindende Wälder und Luftverschmutzung – reizten seinen Unternehmergeist. Bereits 2002 gründete er ein Papierrecyclingunternehmen, um Müll zu verarbeiten und Jobs zu schaffen, 2010 eine Brikett-Produktion, um der Abholzung entgegenzuwirken. Mit dem Fair Enterprise Network, das er 2002 in Schweden ins Leben rief, unterstützt er seine Sozialunternehmen mit Kommunikationsdiensten und Nachhaltigkeitsberatung.
Nach dem Erdbeben von 2015, das 800.000 Häuser zerstörte, machte es sich Söderberg zur Aufgabe, eine Bauweise zu etablieren, die auch den ärmsten Familien ein sicheres und attraktives Zuhause ermöglicht. Dies war der Start für Build up Nepal. Er holte das Know-how für nicht gebrannte Ziegel ins Land, entwickelte Pressen in mehreren Varianten und begann, Kleinstunternehmer auszubilden. Heute produzieren 200 Unternehmen in Nepal feste Ziegel aus Sand oder Steinstaub und Zement – deutlich umweltfreundlicher als die traditionellen Ziegelöfen, die als eine Hauptquelle der Luftverschmutzung des Landes gelten, und kostengünstiger.
Bisher wurden 11.000 Häuser in der neuen Bauweise errichtet. Auch Schulen und Amtsgebäude setzen auf diese Technik. „Wir haben ein Modell gefunden, das funktioniert und skalierbar ist“, so Söderberg.


Neue Häuser für arme Familien
Nachdem das Erdbeben von 2023 rund 80.000 Häuser zerstört hatte, kündigte die Regierung an, jede betroffene Familie mit 3.200 Euro zu unterstützen. Das ist ein kleiner, aber relevanter Betrag: Mit Ziegeln von Build up Nepal lässt sich ein solides Haus schon um 4.500 Euro bauen. Somit besteht erstmals die reelle Chance, dass arme Familien in großer Zahl Zugang zu erdbebensicheren Häusern bekommen.
Doch die Zeit drängt: Sobald die Zuschüsse ausbezahlt werden, wird die Nachfrage explodieren. Build up Nepal arbeitet daher mit Hochdruck daran, sein Produkt zu bewerben und Lieferketten aufzubauen. Zahlreiche Kleinstunternehmen sind mit der Ziegelherstellung befasst, 600 Maurer erhielten ein Training. Unterstützung kommt aus Österreich: Die Austrian Development Agency ermöglicht mit einer Wirtschaftspartnerschaft die nötigen finanziellen Vorleistungen. Mit an Bord ist die österreichische NGO Chay-Ya, die seit vielen Jahren im Land tätig ist und Erfahrung darin hat, Gemeinden zu mobilisieren. „Wir sind die Experten für die Technologie“, sagt Söderberg, „aber Chay-Ya versteht es, eine Bewegung von unten aufzubauen.“
Die staatliche Auszahlung dürfte noch 2025 erfolgen. Dann entscheidet sich, ob Build up Nepal seine Chance nutzen kann, der neuen Ziegelbauweise zum Durchbruch zu verhelfen, und das Land den Schritt in eine neue Baukultur schafft
Das Unternehmen
Build up Nepal
Der schwedische Sozialunternehmer Björn Söderberg gründete Build up Nepal im Jahr 2015 mit Zentrale und Werkstatt in Kathmandu. Die rund 25 Mitarbeiter sind größtenteils im Außendienst tätig. Finanziert wird das Unternehmen durch Impactinvestoren. Build up Nepal gehört zum schwedischen Fair Enterprise Network (FEN), das Söderberg bereits 2002 ins Leben rief. FEN beschäftigt 30 Mitarbeitende und unterstützt Sozialunternehmen in Schweden und Nepal mit Kommunikationsdiensten und Unternehmensberatung. Söderbergs Leitgedanke lautet: Soziales und Profit schließen sich nicht aus.

Information
ADA-Wirtschaftspartnerschaften sind in allen Entwicklungsländern möglich und werden mit einem Zuschuss gefördert.
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