Der kenianische Hautpflegemarkt wird von internationalen Marken wie Olay, L’Oréal, Garnier und Nivea dominiert, während heimische Produkte ein Nischendasein fristen. Genau das möchte Georg Hofherr ändern – mit der lokal produzierten Marke O‘Bao strebt der österreichische Investor die Marktführerschaft im Bereich Naturkosmetik an. Dabei steht ihm mit Suzie Wokabi, bekannt als „das Gesicht der kenianischen Schönheit“, eine prominente und erfahrene Partnerin zur Seite: Die Gründerin einer erfolgreichen, inzwischen verkauften Kosmetikmarke unterstützt Hofherr seit Jänner 2025 als Miteigentümerin und General Managerin seines Unternehmens in Nairobi. 

Georg Hofherr, Jurist, Unternehmer und Marketing-Experte aus Innsbruck, ist noch nicht lange in Kenia tätig. Das wirtschaftliche Potenzial des Landes erschloss sich ihm im Zuge mehrerer Familienurlaube. Kenia biete vergleichsweise stabile Verhältnisse, eine junge Bevölkerung und reiche Naturressourcen. Ihn reizte, diese Vorteile mit einem ökosozialen Ansatz zu verbinden und wirtschaftliche Perspektiven für benachteiligte Gruppen zu schaffen, berichtet Hofherr.

Vor Ort Investor Georg Hofherr mit Mitarbeitern seines Unternehmens Elekea.

Starke Partner, klares Ziel

Mit Kofinanzierung der Austrian Development Agency führte der Unternehmer 2020 eine Machbarkeitsstudie zur Potenzialanalyse verschiedener Branchen durch: Kräuteranbau, Textilproduktion, Naturkosmetik. Die Entscheidung fiel zugunsten des Kosmetiksektors, weil Hofherr im weit verbreiteten Baobab – auch bekannt als Affenbrotbaum – (mehr dazu im Artikel „Baobab aus Afrika“, Magazin-Ausgabe 91) eine interessante und bislang wenig genutzte Ressource für die Hautpflegeherstellung erkannte. Internationale Untersuchungen bestätigen die hohe Wirksamkeit der Inhaltsstoffe der Baobab-Frucht, aus der Pulver, Fasern und Öl gewonnen werden. Mithilfe des Außenwirtschafts-center der Wirtschaftskammer Österreich in Nairobi fand Hofherr in der Elekea Ltd. einen sehr geeigneten Umsetzungspartner.

Das in einem Außenbezirk der Hauptstadt ansässige Unternehmen war 2015 von der international ausgebildeten Biowissenschaftlerin Amisha Patel gegründet worden, hatte sich mit ausgeklügelten Naturhautpflegeprodukten auf Basis von Baobab-Öl unter dem Label O’Bao einen Namen gemacht und war nun auf Investorensuche.

2021 übernahm Hofherr den Betrieb samt Produzentennetzwerk im zentralkenianischen Bezirk Kitui und stand somit vor großen Aufgaben. Sein Anspruch lautete: „Wir wollen eine innovative Hautpflegelösung anbieten, basierend auf Baobab und anderen afrikanischen Pflanzen, entwickelt nach Rezepturen, die in europäischen Labors Bestnoten erhalten, und produziert nach höchsten Qualitätsstandards.“

Für den Ausbau und die Absicherung der Lieferkette von der Ernte bis zum fertigen Produkt erhielt Hofherr 2023 eine Förderung der Austrian Development Agency im Rahmen einer Wirtschaftspartnerschaft über drei Jahre. ADA-Programm-Manager Maximilian Zangl begrüßt die positiven Auswirkungen des Projekts auf die regionale Wirtschaft und Umwelt. Es schaffe Arbeitsplätze, fördere nachhaltige Landwirtschaft und diene dem Erhalt ökologischer Ressourcen.

An die Arbeit

In einem ersten Schritt machte sich Hofherr an die Absicherung der ökologisch ausgerichteten Lieferkette. Er investierte in die digitale Registrierung des Baumbestandes, um die Rückverfolgbarkeit der geernteten Früchte zu ermöglichen. Gleichzeitig wurden Schulungen für Bauern und Bäuerinnen organisiert, für die der Verkauf der Früchte der wild wachsenden Baobabbäume ein willkommenes Zusatzeinkommen bedeutet. Hauptthema sind nachhaltige Bewirtschaftungsmethoden zum Schutz des Baobabs als Voraussetzung für eine Biozertifizierung. Erntehelfergruppen erhielten Arbeitskleidung und Sicherheitsseile, um die oft hoch hängenden Früchte gefahrlos ernten zu können.

Hofherr hofft, dass sich seine Lieferanten dem Nachhaltigkeitsgedanken seines Unternehmens nicht nur anpassen, sondern diesen auch aktiv verinnerlichen. Um ihre Bindung an Elekea zu erhöhen, will er ihnen weitere Einkommensmöglichkeiten anbieten, etwa durch den Anbau von Ashwagandha, einer Pflanze, die in der Kosmetikproduktion ohnehin Verwendung findet, oder die Produktion von Baobab-Honig.

Von Kopf bis Fuß: Das Label O‘Bao deckt verschiedenste Hautpflege-bedürfnisse ab.

Auch Elekea selbst musste professionalisiert werden. Unter der Führung von Suzie Wokabi kümmert sich heute ein zehnköpfiges Team um Produktion, Qualitätssicherung sowie Marketing und Vertrieb. Während einige Rohstoffe zugekauft werden, wird das Baobab-Öl selbst gepresst. Nebenprodukte wie Baobab-Pulver und Fasern werden als Nahrungsergänzung vermarktet. Im Vorjahr wurden bereits mehr als 12 Tonnen Baobab-Früchte verarbeitet. 

Für dieses Jahr steht die Auffrischung der Bio- und der für Kosmetikprodukte wichtigen GMP-Zertifizierung an, außerdem soll der Vertrieb ausgebaut werden – mit dutzenden neuen Verkaufsstellen und verstärktem E-Commerce. 10.000 verkaufte Cremes pro Jahr würden das Unternehmen profitabel machen, so Hofherr – und davon sieht er Elekea nicht weit entfernt. ◆

Suzie Wokabi wirbt bereits kräftig für O‘Boa.

DAS UNTERNEHMEN

Tiroler Spin-off in Afrika

Die P8 Marketing Gmbh, 1999 von Georg Hofherr gegründet, zählt mit 60 Mitarbeitern in Innsbruck, Salzburg und Wien zu den Top 3-Marketing-Agenturen in Österreich. Zahlreiche Preise – etwa für die Kampagne zur Einführung der Rettungsgasse – bezeugen den Erfolg. 2018 gründete Hofherr mit der Auladominus Gmbh eine Beteiligungsfirma, um durch Projekte mit sozialer und ökologischer Wirkung Innovation zu fördern. So entstanden in Innsbruck mit „dreep“ und „Sinnmacher“ zwei Plattformen, die der Behandlung von Schlafstörungen und der Orientierung bei der Sinnsuche dienen. 2021 kaufte Hofherr die Elekea Ltd. in Kenia, ein Kosmetikunternehmen mit Impact auf die lokale Wertschöpfung.

Fotos: Auladominus, O‘Bao