Was macht das ASEAN Cassava Centre?
Lueangwattanapong: Südostasien ist weltweit führend in der Verarbeitung und im Export von verarbeiteten Rohstoffen aus Maniok. Das ASEAN Cassava Centre wurde 2021 gegründet, um die Branche weiter zu stärken. Ursprünglich waren wir ein Informationshub. Inzwischen engagieren wir uns in drei Bereichen: Erstens in der Wissensverbreitung vom Anbau über die Stärkeproduktion bis zur Abfallbehandlung und Entwicklung hochwertiger Produkte. Zweitens in der Bereitstellung von Lösungen für Probleme in der gesamten Wertschöpfungskette. Und drittens in der technologischen Innovation. Dazu gehört beispielsweise die Förderung von Bioethanol aus Maniok, das in Ländern wie Vietnam bereits erfolgreich produziert wird und als nachhaltiger Kraftstoff immer mehr an Bedeutung gewinnt.
Mit welchen Herausforderungen kämpft die Industrie aktuell?
Lueangwattanapong: Wissenslücken und fehlender Technologietransfer bremsen die Industrie. Eine momentan große Herausforderung ist der Rückgang der Produktivität aufgrund von Krankheiten wie der Maniok-Mosaikkrankheit, die sich in Asien und auch in Afrika ausbreitet. Dies wirkt sich spürbar auf die Erträge aus. Wir kooperieren eng mit Forschungseinrichtungen, um krankheitsresistente Sorten zu entwickeln und die Vermehrung neuer Stecklinge zu beschleunigen. Außerdem arbeiten wir in Thailand daran, die Treibhausgasemissionen in der Maniokverarbeitung deutlich zu reduzieren. Durch effizientere Prozesse und durch Abfallnutzung – wie Biogas aus Reststoffen – wollen wir die Klimabilanz verbessern.
Wieviel Innovation steckt noch in Maniok?
Lueangwattanapong: Maniokstärke wird für viele Dinge verwendet, zum Beispiel für Essen, Bioplastik oder bestimmte Kunststoffe. Aus der Maniokpulpe, die bei der Stärkeherstellung übrig bleibt, lässt sich Zellulose gewinnen. Diese kann man für antibakterielle Folien oder als Träger für Medikamente nutzen. Mit unserer neuen Hydrozyklon-Technik wird die Stärkeproduktion viel günstiger als mit importierten Lösungen. Auch die Nutzung von Maniok für Bioethanol ist ein großes Zukunftsfeld. Wir möchten unser Wissen weitergeben. Nicht nur bei uns, sondern weltweit, von Kenia bis Brasilien.