Aufbruchstimmung

Martin Winkelmayer, Senior Sales Manager von Plasser & Theurer, über die Dynamik am afrikanischen Markt, härtere Einsatzbedingungen und den Platzhirschen China.

Ihre Firma ist mit Bahninfrastrukturprojekten in Afrika aktiv. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Martin Winkelmayer

Martin Winkelmayer: Wir erleben eine deutliche Aufbruchstimmung. In fast jedem Land gibt es den starken Wunsch, bestehende Strecken zu revitalisieren oder neue Verbindungen zu schaffen. Zunehmend werden auch länderübergreifende Projekte geplant und teilweise bereits umgesetzt. Gleichzeitig muss man aber realistisch sagen, dass viele dieser Vorhaben aus ganz unterschiedlichen Gründen stocken oder scheitern.

Wie hat sich die Auftragslage in Afrika in den vergangenen Jahren entwickelt?

Winkelmayer: Durchaus positiv. Wir sind an großen Projekten beteiligt, etwa am entstehenden Hochgeschwindigkeitsbahnnetz in Ägypten oder an Infrastrukturprojekten in Kenia, Algerien und Angola. Auch europäische Initiativen wie das EU-Programm Global Gateway tragen dazu bei, dass verstärkt in nachhaltige Verkehrskorridore investiert wird.

Wo bieten sich im afrikanischen Bahnsektor Gelegenheiten für österreichische Player an?

Winkelmayer: In Afrika geht es häufig um solide, robuste Basistechnologien und fundierte Beratung. Nicht alles, was in Europa erfolgreich ist, funktioniert automatisch unter den oft deutlich härteren Einsatzbedingungen in Afrika. Vor Ort muss man Faktoren wie verfügbare Fachkräfte, die Versorgung mit Ersatz- und Verschleißteilen sowie die klimatischen Bedingungen besonders berücksichtigen. Gleichzeitig darf man nicht vergessen: Der Kontinent ist beinahe dreimal so groß wie Europa und hat fast doppelt so viele Einwohner. Die Märkte unterscheiden sich daher stark. Ein Patentrezept gibt es nicht! Jedes Land erfordert eine individuelle Herangehensweise.

Wie geht man mit dem Platzhirsch China in Afrika um?

Winkelmayer: China ist in vielen großen, finanzierten Projekten stark vertreten, und chinesische Maschinen werden häufig im Paket mitgeliefert. Wir mussten uns darauf einstellen und stärker mit Generalunternehmen zusammenarbeiten. Dennoch war es uns wichtig, unsere Identität zu bewahren. Wir lernen von Mitbewerbern, passen uns an neue Gegebenheiten an – aber ohne unsere Kernstärken aus den Augen zu verlieren: Hochleistung, Präzision, Zuverlässigkeit.