Ägypten

Das wachsende Land braucht Infrastruktur

Zwei Millionen. So viele zusätzliche Einwohner verzeichnet Ägypten jährlich. Derzeit leben rund 110 Millionen Menschen in dem nordafrikanischen Land – der ägyptische Staat muss daher Infrastruktur für seine stetig wachsende Bevölkerung schaffen. Überall im Land entstehen neue Verkehrswege, Schienenstränge und Straßen. Ganze Städte und Stadtteile werden aus dem Boden gestampft. Das wohl bekannteste und ambitionierteste Projekt ist die New Administrative Capital, die neue Verwaltungshauptstadt, in der die ägyptische Regierung künftig ihren Sitz haben wird.

Diese Entwicklung schafft Chancen für österreichische Unternehmen. „Neben der derzeit sehr gefragten Eisenbahnbranche bieten sich vor allem im Wasser- sowie Energiebereich, im Bereich der Umwelttechnologie und der Lebensmittelverarbeitung interessante Möglichkeiten zur Geschäftsentwicklung“, erklärt der österreichische Wirtschaftsdelegierte Georg Krenn.

Bereits mehr als 500 österreichische Unternehmen sind in Ägypten tätig. Auch wenn sie nicht als Generalunternehmer auftreten, spielen sie dennoch eine bedeutende Rolle. „Als Zulieferer und Expertenfirmen sind sie bei fast allen Megaprojekten an Bord“, berichtet Krenn. Erfolgreich seien vor allem jene, „die die Marktbearbeitung mit den lokalen Partnern perfektioniert haben“. Ein Beispiel dafür ist Plasser & Theurer. Die Wiener Firma hat im Oktober 2024 einen Auftrag der Ägyptischen Staatsbahnen erhalten und wird 14 moderne Gleiswartungsmaschinen liefern.

New Administrative Capital

Allerdings: Wo Infrastruktur gebaut wird, ist auch viel Konkurrenz vor Ort, vor allem aus China, was für einen großen Preisdruck sorgt. Eine zusätzliche Herausforderung stellt die laufende Abwertung des ägyptischen Pfunds dar. Innerhalb eines Jahres hat sich der Kurswert für den Ankauf von Euros fast verdoppelt.

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Nigeria

Kauffreudige Mittelschicht schafft Exportchancen

Bei festlichen Anlässen dürfen bei vielen wohlhabenden Familien in Nigeria Stoffe aus Vorarlberg nicht fehlen. Als Austrian Lace sind die Festtagskleider aus Österreich bekannt. Die Verbindungen gehen bis in die 1960er Jahre zurück, als nigerianische Geschäftsleute Lustenau erstmals besuchten. Bis heute liefern Familienbetriebe aus der Vorarlberger Kleinstadt nach Nigeria.

Diese Erfolgsgeschichte zeigt, welche Möglichkeiten der nigerianische Markt bietet: Mit rund 220 Millionen Einwohnern ist Nigeria nicht nur der bevölkerungsreichste Staat, sondern auch die größte Volkswirtschaft in Subsahara-Afrika. Vor allem die kauf- und konsumfreudige Mittel- und Oberschicht sorgt für eine hohe Nachfrage nach Importwaren. „In Nigeria wird vergleichsweise wenig vor Ort produziert, weshalb fast alles importiert wird“, erklärt die österreichische Wirtschaftsdelegierte Barbara Lehninger.

In kein westafrikanisches Land exportieren österreichische Unternehmen mehr: Im Jahr 2023 beliefen sich die Ausfuhren auf 120 Millionen Euro, mit einem großen Anteil an Maschinenbauerzeugnissen und Fahrzeugen.

Austrian Lace

Zugleich ist Nigeria kein leichter Markt: Die Inflation lag schon 2023 bei 24,7 Prozent, 2024 stieg sie wohl sogar auf 32,5 Prozent. Das Land leidet unter einem Devisenmangel, was den internationalen Handel erschwert. Zudem machen Korruption, eine angespannte Sicherheitslage und eine marode Infrastruktur das Wirtschaften in Nigeria herausfordernd. Strom ist teuer und fällt ständig aus. Doch genau diese Lage eröffnet Chancen für österreichische Firmen. Der Bedarf an Infrastruktur ist enorm – eine Lücke, die innovative Unternehmen füllen können. „Besonders vielversprechend sind etwa die Abfallwirtschaft oder die Zuliefererindustrie für den Bausektor“, betont Lehninger.

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Algerien

Ein Rohstofflieferant sucht Diversifizierung

Algerien ist ein Gewinner der Entwicklungen der vergangenen Jahre. Denn das nordafrikanische Land ist der größte Erdgasproduzent und zählt zu den drei größten Rohölproduzenten in Afrika. Die gestiegenen Preise und die hohe Nachfrage aus Europa haben Algerien 2024 ein Wachstum von mehr als vier Prozent beschert.

Der große Vorteil des 46-Millionen-Einwohner-Staates kann sich aber auch schnell in einen Nachteil verkehren: 90 Prozent der Exporte kommen aus dem Öl- und Gassektor. Das macht das Land anfällig für Preisschwankungen. Deshalb will Algerien nun seine Wirtschaft breiter aufstellen. „Die Regierung investiert in die Entwicklung erneuerbarer Energien, Umwelttechnologie, Landwirtschaft, Bergbau und Tourismus“, berichtet die österreichische Wirtschaftsdelegierte Lisa Kronreif. Das biete Chancen für österreichische Unternehmen.

Wer auf dem algerischen Markt reüssieren will, muss in persönliche Netzwerke investieren und „Geduld, Flexibilität und eine langfristige Strategie mitbringen“, betont Kronreif.

Viele österreichische Unternehmen haben aber bereits erfolgreich den Sprung nach Algerien gemacht: Agrana Fruits hat eine Produktionsniederlassung in der Küstenstadt Bejaia, aber auch die Karton- und Verpackungsunternehmen Mondi, Roxcel und Mayr-Melnhof bedienen den algerischen Markt.

Gasförderung

Eines der bedeutendsten Projekte ist derzeit der South H2 Corridor, eine geplante Wasserstoffpipeline, die von einem Konsortium aus dem italienischen Energieversorger SNAM, Bayernets, der Trans Austria Gasleitung und Gas Connect Austria betrieben wird. Ab 2030 soll diese Pipeline grünen Wasserstoff aus Algerien nach Europa transportieren. Pipelines bleiben also eine wichtige Lebensader für Algerien.

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Côte d’Ivoire

Der Markt bietet mehr als Kakao

Côte d‘Ivoire besitzt laut dem Wirtschaftskammer-Delegierten Albrecht Zimburg eine Willkommenskultur: Nämlich in dem Sinn, dass die lokalen Behörden Investitionen von internationalen Unternehmen stark fördern wollen.

Denn das westafrikanische Land hat viel mehr zu bieten als den Anbau von Kakao, für den es bekannt ist und der 2023 noch immer 91,4 Prozent der österreichischen Importe ausmachte. Der 31-Millionen-Einwohner-Staat ist einer der am stärksten wachsenden Märkte Afrikas und verzeichnete in den vergangenen zehn Jahren ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum von 6,8 Prozent. Die Folge ist eine stetig wachsende Mittelschicht, die etwa in neuen Einkaufszentren in der Sechs-Milionen-Einwohner-Stadt Abidjan anzutreffen sind.

Die österreichische Präsenz in Côte d‘Ivoire ist im Vergleich zu anderen europäischen Ländern noch gering, berichtet Zimburg. „Jedoch sind bereits einige österreichische Firmen aktiv, vor allem als Zulieferer und projektbezogen.“ Auch gebe es schon mehrere Niederlassungen am Markt, etwa in den Bereichen Krankenhausbau und -ausstattung oder im Wohnbau. Gerade bei modernen Infrastrukturlösungen sieht Zimburg großes Potenzial, vor allem in der Bauindustrie, Energieversorgung und Landwirtschaft.

Konferenz in Abidjan

Allerdings sind auch auf diesem Markt Firmen mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert: Es gibt eine starke Konkurrenz durch lokale Anbieter und günstige Importe. Zudem sind wie in vielen anderen afrikanischen Ländern persönliche Kontakte entscheidend. Der Rat des Wirtschaftsdelegierten lautet daher, „nicht nur in Produkte und Dienstleistungen zu investieren, sondern auch in die Beziehungen zu den richtigen Partnern und
Netzwerken“.

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