Interview

The Blood Lady

Ausgabe 84 – November | Dezember 2019

Temie Giwa-Tubosun versorgt mit ihrem Start-up LifeBank nigerianische Spitäler mit Spenderblut.

Temie Giwa-Tubosun
Was macht Ihr Start-up LifeBank?

Giwa-TubosunWir sind ein Technologie- und Logistik-Start-up mit Sitz im Nigeria und stellen Blut in der richtigen Qualität zur richtigen Zeit zur Verfügung. Wir verwenden Daten, Apps und künstliche Intelligenz, um herauszufinden, wer wo Blut, Plasma und Blutplättchen benötigt. Früher mussten Spitäler bis zu 24 Stunden auf Blut warten. LifeBank beliefert sie innerhalb von 45 Minuten unter Einhaltung hoher Qualitätsstandards. Seit 2018 liefern wir auch medizinischen Notfallsauerstoff.

Warum lagern Spitäler nicht einfach selbst genug Blut und Sauerstoff?

Giwa-Tubosun: Blut hat eine kurze Haltbarkeit, steht in Blutgruppen zur Verfügung und erfordert strenge Lagerbedingungen. Krankenhäuser bevorzugen daher die Bestellung im Bedarfsfall. Sauerstoff ist hingegen bei jedem Patienten einsetzbar, drei Jahre haltbar und muss nicht teuer gelagert werden. Allerdings haben die Krankenhäuser mitunter inadäquate Lieferpläne oder es fehlen notwendige Schläuche und Messgeräte. Patienten sterben somit auch aufgrund mangelnden Zugangs zu Sauerstoff. Daher bieten wir einen 24/7-Lieferdienst mit 1-Kubikmeter-Sauerstoffflaschen, die wir per Motorrad anliefern.

Liefern Sie immer mit Motorrädern aus?

Giwa-Tubosun: Wir wollen für jede Situation die beste Mobilitätslösung finden. Neuerdings beliefern wir flussnahe Spitäler in Lagos auch mit Booten. Jedes Transportmittel ist denkbar, auch Drohnen.

Vor welcher Herausforderung steht LifeBank?

Giwa-Tubosun: LifeBank ist ein Social-Impact-Unternehmen, das Leben retten will. Wir planen heuer die Verdoppelung unserer heute 30 Mitarbeiter. Wir wollen skalieren, den größtmöglichen Impact erzielen und unsere Services jedermann, insbesondere armen Menschen, zugänglich machen. Dazu brauchen wir allerdings geduldiges Kapital und Geldgeber, die an unsere Mission glauben. Obwohl der Zugang zu Kapital schwierig ist, haben wir mit überschaubaren Mitteln von weniger als 600.000 Dollar in nur drei Jahren bereits enorme Impacts erzielt: Wir haben mehr als 400 Krankenhäuser beliefert und rund 5.300 Leben gerettet. Stellen Sie sich vor, wie viel mehr wir mit zusätzlichem Kapital erreichen könnten. 

Vielen Dank für das Gespräch!

Foto: LifeBank

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