Vorher-Nachher: SFCU filtert mit C-Mem Schwebstoffe, Bakterien und Viren aus Wasser.

Für SFC Umwelttechnik geht wieder ein bewegtes Jahr zu Ende. Bis in den November hinein lieferte das Salzburger KMU Kernausrüstung für eine Kläranlage im Nordwesten Portugals, nahe Porto, überwachte den Einbau und führte erste Testläufe durch. Anfang 2020 wird die Hightech-Anlage übergeben und in Europa zu den größten ihrer Art zählen. Es handelt sich um einen so genannten Membranbioreaktor, der belastende Stoffe mit Hilfe von Bakterien abbaut und durch Membranfilterung absondert. 

In Laos errichtete SFCU als Generalunternehmer eine Trink- und Abwasseranlage für das Mittaphab-Spital.

Zugleich waren die Experten mit einem nicht typischen, aber ebenfalls großen Projekt zur Verbesserung der Trinkwasserversorgung in Ghana befasst. Hier geht es in den kommenden Jahren darum, die staatliche Wasserbehörde mit Hard- und Software sowie Trainings auszustatten. Damit sollen lokale Fachleute das nationale Wassernetzwerk besser nutzen sowie lecke Leitungen auffinden und reparieren können. SFCU wird bei diesem Vorhaben vom Klagenfurter Beratungsunternehmen Setec Engineering unterstützt. Und noch im Dezember machte Geschäftsführer Franz Urstöger einen Abstecher nach Laos, um einen Vertrag über die Erweiterung der von SFCU errichteten Abwasseranlage eines großen Spitals in der Hauptstadt Vientiane abzuschließen. Die laotische Regierung verfolgt hierbei die Idee, eine grüne Zone rund um das Spital entstehen zu lassen, die landesweit zur Nachahmung anregen soll. 

Daneben kam auch das Geschäft in Österreich voran: Eine Wasserrecyclinganlage wurde übergeben, eine andere neu beauftragt. Und nicht zuletzt bereitete der Mittelständler die Markteinführung des neuesten Verfahrens, C-Ion, vor. Damit lassen sich insbesondere Arsen und Medikamentenrückstände aus Wasser und Abwasser entfernen.

Coup mit Erfinder

SFC Umwelttechnik ist seit 22 Jahren mit Planungen sowie der Fertigung und Lieferung von Ausrüstungen für Wasser- und Abwasseranlagen weltweit tätig. Den Erfolg führt Urstöger primär auf kompetitive Verfahren zurück, die das Unternehmen marktreif entwickelt und ständig perfektioniert. Die Arbeit an den drei Schlüsselverfahren C-Tech, C-Mem und C-Ion ließ sich SFCU weit mehr als eine Million Euro kosten – zusätzlich zu Fördergeldern von Forschungsförderungsfonds oder der Stadt Salzburg. „Wir müssen den anderen immer einen Beistrich voraus sein“, erklärt Urstöger das Engagement, „sonst haben wir nichts vorzuweisen.“ 

Franz Urstöger war 1985 nach dem Studium der Kulturtechnik und Wasserwirtschaft an der Universität für Bodenkultur in Wien noch in das Vorgängerunternehmen, einem reinen Ingenieursbüro, eingetreten und wurde bald Teil des neuen Teams für internationale Projekte. Als der Wettbewerbsdruck zunahm, sahen die Consultants eine Chance darin, auch eigene Verfahren anzubieten. Der Einstieg gelang, als sie 1992 einen Kollegen auf eine Konferenz im britischen Leeds schickten, um den dort angekündigten Mervin Goronszy zu kontaktieren. Goronszy war ein in den USA lebender australischer Forscher mit polnischen Wurzeln, der ausgehend vom modernen zyklischen Belebtschlammverfahren einen vielversprechenden neuen Prozess zur Abwasserbehandlung entwickelt hatte. 

Noch im selben Jahr testeten die Salzburger die heute als C-Tech bekannte Erfindung Goronszys. „Wir nutzten Förderungen, die es zur Verbesserung der Abwassersituation in Tschechien gab, um im Zuge der Planung mehrerer Anlagen drei Prozesse zu vergleichen“, sagt Urstöger. „Dabei erwies sich C-Tech sowohl von der Investitions- wie auch von der Betriebsseite als haushoch überlegen.“ Goronszy selbst übersiedelte nach Österreich, um für die neuen Partner, die ihm ein Haus und Salär boten, tätig zu werden. Diese konnten sein Verfahren, das im Kern aus einer Belüftungs- und einer Abzugseinrichtung sowie einer Steuerung besteht, verfeinern und mit dem Erfinder am Weltmarkt reüssieren. Seit 1997 firmiert das KMU als SFC Umwelttechnik. 

Erste Erfolge

Mit der Installation von zwei C-Tech-Anlagen in Tschechien und einer in Potsdam, Neubrandenburg und Güstrow lagen bald erste Referenzen für die neue Technologie vor. „Die Anlagen hielten, was sie versprachen, und machten von sich reden“, sagt Urstöger. Es folgten Aufträge aus Deutschland, Polen, Großbritannien, Irland. Auch in Österreich gab es Bestellungen. Und es gelang der Einstieg in China, Malaysia, Vietnam und Indien, in Chile und Costa Rica. 

In Jelotong auf Malaysia läuft die größte Kläranlage, die SFCU mit C-Tech ausstattete.

Die bisher größte von SFCU ausgestattete C-Tech-Anlage befindet sich dabei in Jelotong auf Malaysia. Sie reinigt täglich 200 Millionen Liter Abwasser, bei Regen auch das Doppelte. „Die Investition war nötig“, sagt Urstöger, „weil Direkteinleitungen von Abwasser das Meer derart verschmutzten, dass die Strände aus Gesundheitsgründen gesperrt werden mussten. Mittlerweile ist Jelotong wieder ein Urlaubsparadies.“ 

Ein C-Tech-Paradies hingegen ist Indien mit mehr als 300 Anlagen. SFCU errichtete hier etliche Anlagen und teilte sich das Geschäft ab 2005 mit der indischen Partnerfirma SFC Environmental Technologies, deren Gründung SFCU auch finanziell unterstützte. Die Gesellschaft wuchs rapide. Als die österreichischen Partner 2009 Mittel zur Vorfinanzierung von Projekten benötigten, boten sich die Inder an und stiegen als Mehrheitseigentümer bei SFCU ein. „Heute arbeiten die zwei Firmen selbstständig“, sagt Urstöger, „dabei liegt der Fokus der Inder auf Indien und dem Bau von C-Tech Anlagen.“

Nochmals Getoppt

Die Salzburger hingegen hatten sich schon 2003 der Ultrafiltration zugewandt, einer Technologie, mit der sie zehn Jahre später unter dem Namen C-Mem herauskamen. Dieses wurde rasch der neue Renner und macht heute 80 Prozent des Umsatzes aus. Der immense Vorteil von C-Mem: Es eignet sich sowohl für die Abwasser- als auch für die Trinkwasseraufbereitung und ist vielfältig einsetzbar. 

Showreif: Franz Urstöger zeigt dem Präsidenten von Sri Lanka, wie C-mem Zero funktioniert. Ein paar Schlucke von dem gereinigten Wasser sind stets Teil der Vorführung.

So lässt sich Wasser aus Flüssen und Seen mit der kleinsten, nämlich der „Zero“-Variante – bestehend aus einer C-Mem-Kartusche in einem Edelstahlbehälter – allein mit Hilfe der Schwerkraft in Trinkwasser verwandeln. „Es ist keine weitere Energie nötig, lediglich ein Gefälle, um mit einer einzigen Kartusche bis zu 8.000 Liter Trinkwasser am Tag zu produzieren“, erklärt Urstöger. Er sieht in C-Mem Zero eine Lösung für trinkwasserarme Regionen oder Katastrophenfälle und führte seine Wirkweise vor Regierungsvertretern in Myanmar, Sri Lanka und Mexiko oft auch persönlich vor. Die erhofften Großaufträge zeichnen sich langsam ab. Aus Myanmar kam es bereits zur Bestellung für Spitäler und Schulen. Klar ist: Als Einzelhändler will Urstöger nicht auftreten: „Wegen der Transportkosten ist C-Mem Zero erst ab einer gewissen Menge attraktiv.“ In Kooperationen wie mit dem portugiesischen Mittelständler AST soll das Produkt in Afrika und Brasilien Absatz finden.


PRODUKTE

Innovative Wassertechnologien

Alles bereit: SFCU-Ingenieure vor dem Einbau von C-Mem-Modulen in Mexiko.
Mit C-Tech, C-Mem und C-Ion hat die Salzburger SFC Umwelttechnik drei herausragende Hightech-Verfahren zur Wasserreinigung auf den Markt gebracht.

Was ist den drei Verfahren gemeinsam? „Sie sind leistungsstark, skalierbar, kombinierbar, vielfältig einsetzbar, robust, dabei höchst sparsam bei Raum und Energie und leicht zu bedienen“, sagt Geschäftsführer Franz Urstöger. C-Tech besticht dadurch, dass man in einem Becken alles erreicht, wofür das herkömmliche Verfahren zwei Becken braucht. C-Mem reinigt (Ab-)Wasser von Schwebstoffen durch Ultrafiltration mittels Membranen, die durch eine kompakte Kartusche geschützt und per Luftrückspülung sauber gehalten werden. C-Ion ist eine mit dem MCI in Innsbruck entwickelte Oxidationstechnologie, die mit Umgebungsluft, also ohne Ozon arbeitet. 


 

C-Mem entfaltet seine Stärke derweil für kommunale und industrielle Wasserreinigungszwecke auch schon im großen Stil: Für die Kläranlage in Portugal wurden 112 Module mit je 64 C-Mem Kartuschen montiert. Ähnliche Aufträge führten bereits auf alle Kontinente.

Skalierbar: Kooperationspartner Marcel Wagner von ADRA Österreich (li.) erläutert im Umweltministerium von Uganda die Funktionsweise der C-Mem-Kartusche.

Anders als C-Tech ist C-Mem ein rein europäisches Produkt. Die Kernkomponente, einen Hohlfaserstrang, lassen die Salzburger in der firmeneigenen Fertigung in Tschechien herstellen, die Spritzgussteile bei österreichischen Partnerfirmen, assembliert werden die Kartuschen in geschützten Werkstätten. „Mit der Lieferung unseres Equipments erhalten die Kunden eine Produkt- und eine Verfahrensgarantie“, betont Urstöger. Letztere gewährleistet, dass die vertraglich festgelegten Messwerte auch tatsächlich erreicht werden, was für den Kunden den großen Mehrwert ausmache. Will dieser das Wasser zusätzlich beispielsweise entsalzen oder gegen Re-Infizierung durch alte Leitungen schützen, können Verfahren anderer Hersteller zuschaltet werden.

Jedes Projekt eine Story

In Sri Lanka wird mit C-Mem im großen Stil Trinkwasser für Gemeinden aufbereitet.

Bei allen Vorzügen der Produkte war der Einstieg in den Weltmarkt kein Kinderspiel, sagt Urstöger: „Es war sehr schwer für uns, Fuß zu fassen und Referenzprojekte zu bekommen. Wir fingen im kleinen Bereich an und sind schön langsam im mittleren angekommen, der die Big Player nicht interessiert. Mittlerweile – wie in Portugal – schaffen wir es auch schon, bei größeren Projekten dabei zu sein.“ Da der Markt in Europa abgesehen vom Balkan bereits relativ gesättigt ist, versuchte SFCU schon früh, auch in Schwellen- und Entwicklungsländern ins Geschäft zu kommen. Als praktisches Vehikel erwiesen sich dabei die von der Oesterreichischen Kontrollbank OeKB vergebenen Soft Loans. Für China und Sri Lanka ließen sich damit attraktive Pakete schnüren. Auch das aktuelle Projekt in Ghana ist Soft Loan-finanziert, ebenso das kombinierte Trink- und Abwasser-Vorhaben in Laos.

SFCU tritt in diesen Fällen als Generalunternehmer auf. Urstöger erläutert das Spektrum der Möglichkeiten: „Ein Projekt von drei bis vier Mio. Euro ist für uns machbar. Wir können auch noch ein Projekt von zehn bis 15 Mio. Euro managen. Für eine Investition von mehr als 100 Mio. Dollar wie Jelotong sind wir aber zu klein. In solchen Fällen sind wir Subunternehmer, das heißt Planer und/oder Lieferant von Equipment.“

Als C-Tech-Lieferant kam SFCU in Vietnam vor Jahren auch schon an Weltbank- und KfW-finanzierte Projekte heran. Heute ist das Interesse Urstögers an Ausschreibungen von Weltbank und Co gering, weil hier, wie er sagt, „Billigflieger Angebote legen, die jeden vernünftigen Preis unterbieten, alles versprechen und nichts halten“. Mehr Chancen sieht er in Europa, sofern die Ausschreibungen seine innovativen Verfahren vorsehen oder zumindest zulassen. So kamen die Salzburger – oft nach Kontaktaufnahme mit anbietenden Firmen – immer wieder zum Zug. Erst unlängst übergaben sie eine C-Tech Anlage im nördlichen Montenegro. Die Hürden lagen hier in jahrelanger Verzögerung des Baubeginns und fehlender Infrastruktur. „Wir brauchen vor Ort Labors, um Zu- und Ablaufwerte festzustellen, und IT-Experten, um einen internetgestützten Fernzugang zur Anlage aufzubauen“, erklärt Urstöger. In entlegenen Regionen sind dazu oft gefinkelte Alternativen zu suchen.

Urstöger kalkuliert für die Akquisition eines Projekts in der Regel drei Jahre. Wenn es schneller geht, wie etwa in Laos, freut er sich. Um bei Verhandlungen voranzukommen, scheut er keine Wege, denn, wie er sagt: „Die Nähe zum Kunden ist ausschlaggebend für den Erfolg.“ Dass auch umfangreiche Vorleistungen wegen politischer Wenden, wie in Bolivien, oder Querschüssen, wie in Sri Lanka, gelegentlich ins Leere gehen, die Auftragslage schwankt und Zahlungen sich verzögern, ist für das KMU herausfordernd.

Für die Entwicklung von SFCU gibt Urstöger keine Prognosen ab. „Für uns ist wichtig, pro Jahr ein bis zwei große Projekte zu haben. Derzeit sind wir ausgelastet“, bleibt er nüchtern. Dennoch weiß er sich gut aufgestellt: Für C-Tech gebe es noch viele Absatzmärkte. „Unser Fokus bleibt Südostasien: In Indonesien, Kambodscha, Laos, Malaysia und Myanmar versickert immer noch zu viel Abwasser ungeklärt in freier Natur.“ Bei der Ultrafiltration durch C-Mem rechnet er vor allem mit Interesse der Industrie, die weltweit dazu übergeht, ihr Brauch- oder Kondenswasser zu recyceln. Und die neue Oxidationstechnologie C-Ion dürfte bald auf kommunaler Ebene ein Hit werden, diesmal mit starkem Fokus auf Europa.


DAS UNTERNEHMEN

Experten für Wasser

Die SFC Umwelttechnik, kurz SFCU, wurde 1997 in Salzburg errichtet, als Weiterentwicklung der Schüffl & Forsthuber Consulting, die 1970 selbst aus dem 1919 gegründeten Ingenieursbüro Krieger & Buchleitner hervorgegangen war. Mit 70 Mitarbeitern in Spitzenzeiten zählte Schüffl & Forsthuber zu den größten international tätigen Ingenieursbüros Österreichs.

Die Neugründung erfolgte nach dem Beschluss, vom reinen Consulting auf Engineering und Contracting überzugehen. Seither tritt das Unternehmen als Anlagenplaner und Lieferant von selbst entwickelten Prozessen auf. Beibehalten wurde der renommierte Name SFC sowie der Fokus auf kommunale und industrielle Großanlagen zur Wasser- und Abwasserbehandlung. Die SFC Umwelttechnik beschäftigt derzeit 14 Mitarbeiter, Geschäftsführer sind Konrad Wutscher und Franz Urstöger. Beide sind am Unternehmen beteiligt, Haupteigentümer ist seit 2009 die von SFCU mitgegründete SFC Environmental Technologies in Mumbai. SFCU hat eine eigene Fertigung in Tschechien. Der Jahresumsatz liegt zwischen vier und fünf Mio. Euro.

Fotos: Global Hydro