Kommentar

Ununterrichtet

Katharina Kainz-Traxler, corporAID

Ausgabe 87 – Sommer 2020

Katharina Kainz-Traxler, corporAID

Rund 15 Tage: So selten wird ein Kind in Österreich zwischen Mitte März und Anfang September eine Schule von innen gesehen haben. Ein Zeugnis für den alternativen Heimunterricht lässt sich kaum ausstellen: Zu sehr variiert das Engagement von Schülern, Lehrern und auch Eltern zwischen hochmotiviert, überfordert und desinteressiert. Laut Unesco sahen sich im April weltweit fast 1,6 Milliarden Schüler und Studenten mit geschlossenen Bildungseinrichtungen konfrontiert. Im Juni waren es noch immer eine Milliarde Betroffene. Gerade in ärmeren Weltregionen ist das Aussetzen des Präsenzunterrichts womöglich fatal: Kinder bekommen beispielsweise keine Gratis-Mahlzeiten mehr, und Ersatzlektionen via Internet oder Radio scheitern oft schon am Stromzugang. Auch die Bereitschaft, Kinder – insbesondere Töchter – zurück in die Schule zu schicken, dürfte abnehmen, vor allem wenn Schulgeld fällig wird. Doch weil Entwicklung ohne Bildung nicht möglich ist, muss das Bildungssystem selbst zurück auf die Schulbank: Und lernen, wie man trotz Krise lehrt. 

Foto: Mihai M. Mitrea