Interview

Gefragter Rohstoff für die Kosmetikindustrie

Ausgabe 94 – Frühjahr 2022

Udo Reinhardt importiert über seine Firma Aurum Africa Marulaöl aus Namibia.

Udo Reinhardt, Aurum Africa,
Udo Reinhardt, Aurum Africa, vor Ort in Namibia
corporAID: Ist Marulaöl heute noch ein Geheimtipp oder längst ein Mainstreamprodukt?

Reinhardt: Marulaöl ist sicherlich kein Geheimtipp mehr. Das war vor 15 Jahren, als ich auf einer Reise durch Swasiland erstmals darauf gestoßen bin, noch anders. Ich war so begeistert von diesem hochwertigen und angenehm milden Pflegeöl, dass ich versucht habe, in Europa eine Bezugsquelle zu finden. Damals ohne Erfolg. Mittlerweile gibt es einige zumeist kleine Importeure ähnlich wie Aurum Africa, das ich 2016 mit einem italienischen Partner gegründet habe. Heute wird Marulaöl zwar von vielen Kosmetikherstellern verwendet, von Mainstream kann trotzdem noch keine Rede sein. 

Woher importieren Sie Ihr Marulaöl?
Pures Marulaöl

Reinhardt: Wir beziehen das Öl aus Namibia. Jedes Frühjahr sammeln mehrere tausend Frauen die Früchte der wild und weit verstreut wachsenden Bäume. Die Dorfbewohner trennen dann die Kerne von der Frucht und bringen sie zu einer Sammelstelle, wo ein erster Qualitätscheck stattfindet. Dann geht es zur Weiterverarbeitung nach Windhoek. Unser lokaler Kooperationspartner gewinnt das Öl durch Kaltpressung und filtert Schwebestoffe, Hefen und Schimmelpilze heraus. Das Ergebnis ist ein biozertifiziertes, stabiles Öl. Wir importieren jedes Jahr bis zu zwei Tonnen Marula-öl, das wir hauptsächlich an Kosmetikhersteller in Deutschland, Italien, Österreich, Frankreich und in der Schweiz verkaufen. Nebenbei bringen wir eigene Pflegeprodukte in den Handel. 

Wie entwickelt sich das Geschäft aus Ihrer Sicht?

Reinhardt: Wir waren bis 2020 auf Wachstumskurs, dann hat uns die Pandemie gebremst. Immerhin konnten wir die Mengen stabilisieren und erwarten nun wieder Steigerungen. Allerdings sind die Margen niedriger, denn die Transportkosten sind exorbitant gestiegen. Mit rund 33 Euro pro hundert Milliliter ist Marula ein eher hochpreisiges Öl, weswegen es als Zusatzstoff in Hautcreme oder Haarshampoos verwendet wird. Für eine weitere Kommerzialisierung müssten Marulabäume vielleicht kultiviert werden. Das steckt aber erst in den Kinderschuhen. Aber auch wenn die Wildernte logistisch aufwändig ist, finde ich Plantagenanbau nicht erstrebenswert.

Vielen Dank für das Gespräch. 
Foto: Aurum Africa