Kommentar

Goldenes Häusl

Katharina Kainz-Traxler, corporAID

Ausgabe 93 – Winter 2021/22

Katharina Kainz-Traxler, corporAID

Tür auf, ein wenig verweilen, spülen, (hoffentlich) die Hände waschen, gehen und vergessen – und das rund 6 Mal in 24 Stunden. Der Gang auf die Toilette läuft bei den meisten Menschen vermutlich recht automatisiert ab. Und kaum jemand in Österreich wird sich je bewusst machen, dass das vertraute Ensemble aus Keramikschüssel & Kunststoffbrille als Goldstandard gilt: Es kommt nämlich üblicherweise mit Wasser- und Kanalanschluss sowie Abwasseraufbereitung daher.

Global gesehen ist das nicht selbstverständlich. Noch heute haben zwei Milliarden Menschen keine eigene Toilette, und die Abwässer von doppelt so vielen werden nicht richtig entsorgt. Dass sich überall der Goldstandard durchsetzt, ist unrealistisch: Er ist teuer, und was den Wasserverbrauch betrifft, nicht gerade nachhaltig. Doch es gibt spannende Alternativen. In Kenia, Guatemala und Indien lösen Unternehmen das Sanitärproblem mit innovativer Kreislaufwirtschaft: Sie machen WCs verfügbar, sammeln Exkremente und verwandeln diese in Dünger oder Futtermittel. Vielleicht wird das ja bald der neue Goldstandard.

Foto: Mihai M. Mitrea